Chapter 63

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Ich tippte nervös auf meinem Handy herum, als ich vor der Schule auf Jungkook wartete, ich freute mich nach wie vor ungemein auf mein Date mit ihm, aber je näher es rückte um so mehr Gedanken machte ich mir.
Was wäre wenn er mich doch nicht mag? Wenn er mich doch komisch findet, wie all die anderen?
Ich scrollte durch Instagram, wo sich mir die neusten Informationen zu meinen liebsten Interpreten und Autoren kundtaten und versuchte in deren Profilen ein Stück Ablenkung zu erringen, leider ohne Erfolg.
Ich malträtierte meine Lippen, als ich im Augenwinkel ein mir bekanntes Fahrzeug erblickte, was meine Aufmerksamkeit sofort auf sich zog.
Ich schloss Insta und bekam nur am Rande mit, wie der zuvor flackernde Bildschrim erlosch und schwarz wurde.
Meine Eomma fuhr nah an die Bordsteinkante heran, bevor sie hielt.
Ihr langes schwarzes Haar war auf einer Seite geflochten und dann in einen hohen, eleganten Zopf zusammengebunden, was mich stutzig werden ließ, denn Eomma machte so etwas normalerweise nicht.
Sie beugte sich über den Beifahrersitz und öffnete mir die Tür, woraufhin ich stumm ins Auto stieg, jedoch nicht minder verwirrt war, denn die Situation war skuril .
"Hallo Schatz", sagte meine Eomma liebevoll, jedoch konnte ich mich nur auf ihre roten Lippen konzentrieren, die so ungewohnt an ihr aussahen und genau so fehl am Platz wirkten wie das restlich geschminkte Zeug in ihrem eigentlich schönen Gesicht.
Versteht mich nicht falsch, sie sieht unglaublich aus, wie eine Königin auf dem Weg um ihre Krone zurückzuerobern, elegant, eitel, attraktiv und gefährlich, aber die natürliche unabhängige Frau gefiel mir mehr.
"Tae du starrst", "Gehst du aus?", fragte ich ungeniert und etwas dümmlich, sie quittierte dies nur mit dem rollen ihrer Augen,"Hallo Eomma. Wie geht's dir, Eomma? Du siehst gut aus, Eomma", murmelte sie genervt vor sich hin, bevor sie den Schlüssel umdrehte und das Auto startete, "Ja, ich gehe aus, mit deinem Appa heute Abend und wir werden auch so das ganze Wochenende weg sein", fügte sie laut seufzend hinzu, was mich schmunzeln ließ, weil mich ihre sarkastische Art an früher erinnerte, bevor unsere Familie von den Schatten dunkler Ereignisse überflutet wurde.
Eomma schaute über ihre Schulter und drehte, dann fuhren wir los, keiner sagte mehr etwas.
Wir begaben uns gerade aus der Straße hinaus als mir wieder was anderes einfiel , denn nicht nur ihr Outfit hatte mich stutzig werden lassen, sondern auch ihr unangekündigtes Auftauchen, "Moment mal, warum holst du mich eigentlich ab?", platze es also aus mir heraus, "Weil ich es so wollte?", sagte sie stumpf.
Die Sonne strahlte durch die Scheibe des schwarzen Autos und ließ die kleinen eingeflochtenen Glitzersteine in dem frisierten Haar meiner Eomma leuchten, "Hast du Jungkook wenigstens gesagt, dass er mich nicht holen braucht?", bei seinem Namen zuckte sie kaum merklich zusammen, "Eomma?", sie konzentrierte sich auf die Straße, nur ein kleines Nicken verriet mir, dass sie zugehört hatte.
Wir kamen an einem Stoppschild zum stehen.
Ich beugte mich nach vorne und zog die Augenbrauen hoch, als ich sie musterte, "Eomma was ist zwischen dir und Jungkook vorgefallen?, fragte ich unsicher, jedoch überwiegend verwirrt.
Sie wich meinem Blick aus und schien nervös, "Eommaaa", sie stieß die Luft aus, "Nichts, wirklich nichts", murmelte sie, aber ich ließ nicht locker.
Ich hakte immer weiter nach, bis ihre Wangen anfingen zu glühen, "Ich... Ich hatte mit ihm so ein, naja, Standard besorgte Mutter Gespräch, wenn du verstehst, was ich meine...", stammelte sie vor sich hin und würgte dabei beim Anfahren das Auto ab.
Ich wurde aus dieser Aussage jedoch nicht schlau, "Was hast du zu ihm gesagt?",fragte ich nochmal irritiert nach.
Eomma umgriff das Lenkrad so fest, dass die kleinen Knöchelchen ihrer Hände weiß hervortraten, "Ich hab ihm eventuell konfrontiert...", "Und mit was?!", "Naja, dass ich nicht will, dass er dich als Bettwärmer missbraucht".
Ich schaute sie entgeistert von der Seite an, "Bitte?!", "Ich bin nach seiner Vorstellung mit ihm auf seinem Zimmer gewesen und hab ihn zurechtgewiesen, ich hab gesehen wie ihr euch angeschaut habt und hatte Angst, dass er dich mir wegnimmt....naja außer einer unangenehmen Situation und das Geständnis seiner Keuschheit, ist nicht viel ans Licht gekommen... und ich hab dich ihm quasi als Tabuzone beschrieben!", brach es nun wie eine Lawine aus ihr heraus und genau wie diese, überollten mich die Geständnisse und Informationen meiner Eomma und begruben mich vollständig unter sich.
"Es tut mir leid!", fügte sie noch hinzu.
Ich starrte sie nur verständnislos an, "Ich.... Ich weiß nicht, was ich sagen soll".
Eomma hatte gerötete Wangen und rutschte tiefer in den Sitz, "Ich konnte nichts anders, du bist doch mein kleines Baby", schmollte sie und ich lachte kurz entgeistert auf.
"Du bist unverbesserlich....", die Autofahrt verlief nun stumm, obwohl ich sehen konnte, dass meine Eomma noch etwas zu sagen hatte, deswegen seufzte ich einmal und schaute sie dann mit einen vielsagenden Blick an, "Eomma. Ich sehe, dass du noch was sagen willst".
Wir waren gerade in der Einfahrt angekommen und der Motor verstummte nun komplett.
Eomma schlug ihre Augen nieder und glitzerte mich beschämt an, ihr Hände spielten miteinander, ob es an Nervosität lag oder an Aufregung, konnte ich nicht erkennen.
Dann murmelte sie etwas, "Wie bitte?", sie nuschelte erneut.
Ich stöhnte entnervt auf, "Eomma bitte", "Ich wollte dir nur viel Erfolg bei deinem Date wünschen", murmelte sie und errötete, ich schaute sie wieder mit Handteller großen Augen an.
"Woher....?", "Jiminie und ich trinken gelegentlich Tee zusammen".
WTF
"Ihr verarscht mich doch, alle beide!", ich riss die Autotür auf und sprang heraus.
Dieser kleiner Teufel! Diskretion hab ich verlangt mehr nicht!
Jiminshiiii verdammt!
Und warum zum Hades tranken die beiden überhaupt Tee zusammen?!
Ich glaub es einfach nicht.
"Tae! Bist du jetzt sauer?", fragte Eomma, bevor sie fluchte und anklagend auf ihre hohen Absätze schaute, die sie auf dem Kiesboden eher behinderten als alles andere, "Nein warum sollte ich? Es wäre nur schön gewesen, wenn ich entscheiden dürfte, wer was weiß".
Eomma stoppte abrupt und schaute mich traurig an, "Du... du wolltest es uns nicht erzählen?", ich starrte sie erschrocken an und schaute dann ertappt zur Seite, meine Kieferpartie arbeitete angestrengt.
Leise rasselnde Schritte kamen auf mich zu und in der nächsten Sekunde spürte ich warme Finger an meiner kühlen Wange, "Tae.... warum wolltest du es uns nicht wissen lassen?".
Ja warum eigentlich?
Sie zwang mich, sie anzuschauen und ihre braunen Augen spiegelten leichte Trauer, aber auch Verwirrung, "Ich weiß es nicht Mama", flüsterte ich, "Ich denke, es war mir einfach unangenehm", "Warum? Wenn jemanden etwas unangenehm sein sollte, dann wohl mir oder? Ich hab den Mann indirekt gezwungen, mir zu sagen ob er noch Jungfrau ist!", ihr Entsetzen über die vergangen Situation ließ mich kurz auflachen, bevor ich leicht mit den Schultern zuckte, "Du hast recht, du hast dem Mann fragen gestellt, die hätten nicht sein müssen", die Betonung auf dem einen Wort, holte sie zurück aus ihren Gedanken und sie bedachte mich mit einem Blick, der Erkennung zeigte, "Denkst du, ich und dein Appa hätten etwas dagegen?", fragte sie entgeistert, "Nein, Götter nein", flüsterte ich und drückte mich an sie.
Eomma ihre Hände hingen erst nur im der Luft, dann begann sie mir jedoch zaghaft über den Rücken zu streicheln, "Taehyung....ich weiß, dass es dir schwerfällt jemandem an dich heranzulassen, ich würde mich niemals der besonderen Person in den Weg stellen, der er schafft, dich glücklich zu machen und dabei ist mir das Geschlecht egal und dein Appa denkt mit großer Wahrscheinlichkeit genau so ", flüsterte sie in mein Ohr.
Ich wusste das alles, ich war mir darüber bewusst, dass keiner der beiden ein Problem damit hätte, wenn sich aus dem kleinen Funken der zwischen mir und Jungkook erblühte, eine Flamme entstehen würde, doch zu hören, ja wahrhaftig zu hören, dass sie mich unterstützt bei egal welcher Entscheidung, machte mich unsagbar glücklich.

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Stolen Mirror TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt