Chapter 29

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POV Taehyung
Ich saß draußen auf einer Bank im Garten unseres Hauses und schaute stumm auf die Bäume, die den Kieselweg an der Seite entlang säumten. Genau auf diesen großen Giganten saßen vorhin die Vögel.
Vereinzelt sitzend sah ich sogar noch welche.
Ich beobachtete wie ihr Gefieder im Licht der Sonne glänzten.
Sie sahen so lebendig aus, so frei.
Der kleine Vogel in der Box konnte so etwas nie wieder erleben.
Er war Tod, sein Leib geschunden und geknebelt, in eine kleine Kiste gefercht und zum ausbluten liegen gelassen.
Ihm wurden die Flügel gestutzt.
Einem Lebewesen, was bestimmt dazu war, die Lüfte zu bereisen, wurde das genommen was ihn am meisten ausmachte.
Was ihm am liebsten war.
Was würde Soona mir nehmen?
Ich zog meine Knie an die Brust und vergrub mein Gesicht zwischen ihnen.
Ich wollte das nicht mehr.
Ich wollte mein normales Leben zurück, wie vor einer Woche, als mein größtes Problem der Geburtstag meiner Eomma war.
Ich spürte wie der Wind mir sachte durchs Haar strich und es leicht zerzauste.
Ich holte zitternd Luft.
Ich hasste mich.
Ich hasste diese verdammte Situation.
Eine Hand legte sich auf meine Schulter und dann spürte ich eine Wärmequelle neben meinen Körper.
Es bildete einen starken Kontrast, im Vergleich zu der kalten Steinbank, auf der ich saß.
Die Hand blieb auf meiner Schulter ruhen, die ganze Zeit über.
Sie strich sogar über sie, fast schon trostspendend.
Ich löste die Umarmung um meine Knie und schaute die Frau neben mir an, deren Haare genau wie meine, ein wenig im Wind tanzten.
Frau Jeon sah vorhin sehr streng aus, mit ihren zurückgebundenen Haaren, ihrer finsteren Miene und ihrem selbstsicheren Auftreten.
Ihre Haut schien perfekt.
Sie war perfekt.
Aber durch den Wind, erschien sie weniger wie eine Statue aus Mamor.
Ich schaute ihr Seitenprofil an und beobachtete sie mit neutraler Miene.
Ein Ausdruck voller Gleichgültigkeit zierte meine Züge.
Meine zerbrochene Mauer zog ich wieder hoch.
Stein für Stein.
Keine Emotionen, keine Regung ließ ich hindurch.
Ich brauchte die Kontrolle zurück, wie sollte ich Herr der Lage werden, wenn ich nicht mal mich selber verstand?
Ich wusste, dass ich mich im Selbstmitleid suhlte, wie ein Schwein im Dreck.
"Kim Taehyung?", ich wendete den Blick ab und schaute zurück auf die Fichten.
"Sie brauchen meine Aussage, nicht wahr", sagte ich monoton, "Auch, aber ich würde auch gerne wissen, wie es Ihnen geht".
Gute Frage.
Ich zuckte mit den Schultern, mein Blick immer noch in die Ferne gerichtet.
Meine Finger umschlossen mein Handgelenk und die Kuppen fuhren dort über die Haut, streichelten sie, zupften an ihr, versuchten etwas dort zu richten, was nicht da ist, eine Uhr, ein Armband, ein Fleckchen Schmutz..."Den Umständen entsprechend gut."
Lügner!!
Ich zog die Luft scharf ein, meine Muskeln verkrampften sich, mein Körper kippte nach vorne.
Wie ein Blitz zuckte das Brüllen durch mein Schädel.
"Herr Kim?", ich schaute sie mit leicht geweiteten Augen an.
Hatte sie das etwa nicht gehört?
"Ist wirklich alles in Ordnung?"
Ich nickte zaghaft, wartete wieder auf einen Laut, aber es kam nichts.
Ich werde verrückt.
Klasse.
Ich richtete mich wieder auf und fing an mit meiner Ausführung,
als ob das davor nicht passiert wäre.
Der Geburtstag meiner Eomma, das erste Treffen mit Soona, ihre Wut, die Verzweiflung, der Hass.
Selbst den Teil mit der Verzauberung ließ ich nicht weg.
"Wie fühlen sie sich wegen dem toten Vogel", fragte Frau Jeon, nachdem ich geendet hatte, ich überlegte kurz, "Das Tier tut mir leid, es wollte Leben. Wie jedes Lebewesen, aber seine Zeit wurde ihm geraubt, von einem Menschen ,einer Person, einem Individuum. Und weshalb? Um einen Akt der Rache durchzuführen", ich schaute zum abendlichen Himmel.
Es war schon so spät?
Ich musste eine ganze Weile hier gesessen haben, bevor Pallas kam.
Ich ignorierte den Fakt, dass ich ihre Frage regelrecht überging, als ich wie in Trance weitersprach,"Wissen Sie, manchmal frag ich mich, wer die Tiere auf dieser Welt sein sollten. Die Menschheit jagt sich gegenseitig und zerfrisst ihre Struktur. Wir töten, wir lügen, wir suchen die Erhabenheit im Schmerz der Anderen. Was bringt uns Macht, wenn wir nach der Ergreifung keinen anderen Sinn mehr finden?", Pallas schaute mich verwundert an, " Wenn man den Boden sieht, ihn schon spürt, warum versuchen die Menschen, dich noch weiter zu unterdrücken? Dich auf die Knie zu zwingen, bis dein Gesicht über den Grund schwebt. Warum versuchen sie nicht, nach den Sternen zu greifen, ihren eigenen Weg zu finden? Statt den anderen auf ihren Weg, Steine hinzuzufügen?", "Sie haben eine außergewöhnliche Denkweise", sagte Pallas. Mir schien, als ob sie mich nun mit anderen Augen anschaute.
Ich zuckte mit den Schultern, "Ich denke, jeder Mensch ist gleich aufgebaut, jeder hat das Verlangen nach Macht, aber es gibt verschiedene Arten von ihr. Macht durch Eroberung. Macht durch Erhabenheit. Macht durch Wissen. Macht durch Denken. Wenn man weder die Stärke noch die Ausstrahlung oder die Weisheit hat, dann ist philosophieren das einzige was bleibt, um dieses Bedürfnis zu erfüllen", "Sie wissen es vermutlich nicht, aber ich finde, sie sind all das, was sie gerade verneint haben".
Pallas stand auf und ging.
Und ich schaute weiter in den Himmel.

Wörter: 854

Stolen Mirror TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt