Chapter 93

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Sie grinste wie ein Wolf in einer Geschichte der Grimms, tückisch und hinterhältig, "Ich fühle mich geehrt, dass du mich unter diesen Namen kennst", schnurrte sie und setzte erneut ein kleines verführerisches Lachen an das Ende ihres Satzes.
Sie kam auf mich zu und ihre Hüfte wippte dabei in einen Takt, den wohl nur sie zu hören vermochte.
"Entspann dich doch mal mein Lieber, du bekommst noch Falten, wenn du deine Züge zu dieser bösen Maske verziehst",säuselte sie weiter, nun zuckte es auch in meiner linken Faust.
Ihr Filmstar-Dauergrinsen ging mit so gewaltig auf den Sack, diese Selbstgefälligkeit in ihrer Miene....
Wut erfasste mich, ihre ganze Art kotzte mich an und sie sollte die Göttin der Liebe sein?
Eigentlich verbindet man doch mit der Liebe etwas Wunderbares, oder?
Sollte die Person die diese verkörpert, nicht dann auch wenigstens ein wenig liebenswert sein?
"Jungkook, warum sagst du denn nichts? Ich rede und du starrst mich nur an, was ich dir natürlich nicht verübel, ich bin schließlich der Traum jedes Mannes ", sie rollte mit den Augen, "Naja fast jeden Mannes, der kleine Schönling der meinen Spiegel geklaut hat, konnte meiner bezaubernden Art widerstehen~", sie versuchte die Aussage neutral klingen zu lassen, sie tat so, als ob es ihr egal war, dass ein Mensch ihr nicht erlegen war, aber man hörte die Wut, das Unverständnis und die Empörung wie verschiedene Strömungen unterschwellig in ihrer Stimmlage heraus, "Zu Schade, er wäre eine Abwechslung gewesen, ein wunderbarer Zeitvertreib".
Das Glas zerbrach und die Scherben fielen rasselnd zu Boden.
Goldenes Blut benetzte die Hand der Göttin und lief in kleinen Spuren an dieser herunter.
Ichor....
"Ja, ein Zeitvertreib", murmelte sie und betrachtete ihr schillerndes Blut.
Ihre Augen suchten die meinen, dann legte sie den Kopf schief, "Weißt du Halbgott, es ist echt schade, dass du so bist wie er, fast schon eine Verschwendung, wenn du mich fragst."
Sie zupfte sich eine Glasscheibe aus der Haut und das schmatzende Geräusch was dabei entstand, ließ mich Galle schmecken.
Sie drehte die Fläche ein wenig, bis ihr Spiegelbild ihr entgegenstarrte.
"Halbgott was siehst du?", fragte sie mich abwesend, "Was siehst du, wenn du in den Spiegel schaust?".
Sie drehte den Splitter zu mir.
"Siehst du eigentlich den gutaussehenden Mann oder das, was darunter liegt?".
Ich schwieg.
"Ich sehe dich", hauchte sie bedächtig, "Ich sehe dein Inneres, deine Gefühle, deine Begierde gegenüber des Diebes", "Er ist kein Dieb", erwiderte ich leise, kalt und distanziert.
"Er hat meinen Spiegel, er hat meinen göttlichen Gegenstand Halbgott, wie würdest du ihn ansonsten definieren, Sohn der Eule?", "Ihm wurde der Spiegel untergejubelt von einer anderen Göttin", "Also ein Komplize, ändert das sein Sein als Schuldigen?", "Es ist nicht seine Entscheidung gewesen", "Also ist er ein Kollateralschaden?", ich ballte meine Fäuste, aber die Göttin musterte mich nur weiter, das zerbrochene Glas immer noch in ihrer Hand, die Reflexion spiegelte mich, zeigte einen wütenden Mann mit grimassenhaften Zügen.
"Jungkook, Liebe ist wechselhaft, zerstörerisch, heilend, der Spiegel ist das auch, in den richtigen Händen jedenfalls. Der Spiegel hat ein Wesen, eine Seele, die sich nach denen verzerrt, die seiner Würdig sind. Ich bin mit ihm verbunden, Taehyung nun auch, er kann ihn aber nicht in sich aufnehmen, du siehst ja selbst wie sein Körper ihn abstößt", sie drehte die glitzernde Fläche zwischen ihren graziösen Fingern, wie die letzte Karte, die ein Spiel entscheiden könnte, "Taehyung hätte ihn mir nur zurückbringen müssen, aber er hat versagt, nun erntet er seine Saat", sie stoppte in ihrer Bewegung und betrachtete nun wieder das Glas, "Taehyung hat eine wahrhaft klare reine Seele, ich verstehe warum mein materielles Selbst ihn gewählt hat, das ein Mensch überhaupt in der Lage ist, in solch einer Gesellschaft seine Freundlichkeit zu bewahren, ist bemerkenswert, dafür könnte man ihn sogar beinah bewundern", "Aber nichtsdestotrotz ist der Spiegel eine Waffe", "Taehyung wäre gar nicht in der Lage sie zu führen", fauchte ich, "Richtig, aber der Spiegel braucht auch gar keinen Führer, er führt sich selber", sie ließ das Glas fallen, "Für euch bin ich die Böse, mag sein, dass ich dies sogar bin, aber letztendlich bin ich die Einzige die uns retten kann", sprach sie weiter, "Der Spiegel hätte schon längst Taehyung zu seiner willenlosen Marionette machen können, jedenfalls in der kurzen Zeit als er aktiv war, ich hab von der anderen Seite gegen seinen Willen gekämpft und ihn die Kraft genommen Taehyung zu kontrollieren", "Warum hast du ihn dann nicht aus der Distanz entnommen, ihn von ihm befreit, wenn er ebenfalls mit dir verbunden ist?", fragte ich aufgebracht, "Weil man nicht zwei Dinge gleichzeitig kontrollieren kann, wie soll ich den Spiegel, meine zweite Hälfte schwächen und gleichzeitig entnehmen. Operiert ein Arzt seinen Patienten und bohrt sich dabei selber ein Loch ins Herz?", "Taehyung ist nun schwach genug, warum lässt du den Spiegel nicht frei?".
Sie zog die Augenbrauen hoch, "Es würde Taehyung heilen", schlussfolgerte ich, "Oh nein, der SPIEGEL würde sich regenerieren, nicht Taehyung, er würde eine geistlose Hülle werden, er würde sich den Willen beugen, der den Spiegel erfüllt, er könnte der neue Messias sein oder ein weiterer Diktator, willst du das riskieren? Willst du deinen Geliebten an den Wahnsinn verlieren?", sie schüttelte den Kopf, "Halbgott hör mir zu, Liebe bedeutet Schmerz, du weißt doch schon längst tief im inneren, dass es so ist".
Schweigen breitete sich im Saal aus, "Du musst ihn gehen lassen, er wird sterben, weil der Spiegel ihn durch seine Energie verzerrt, er wird sterben, trotz der Möglichkeit ihn zu entfernen, einfach aus dem Grund, dass er nun schon zu schwach ist", ihre Stimme war ruhig, gefasst.
"Ich werde den Spiegel wieder vollständig an mich nehmen, werde ihn verschließen und behüten", sie Schritt über das Glas und erzeugte ein klirrendes Geräusch, "Würdest du ein angeschossenes Reh nicht auch lieber den Gnadenschuss gewähren?", ich schloss die Augen, mein ganzer Körper zitterte, "Ich kann das nicht", flüsterte ich, "Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich einen Egoisten", ihr Atem streichelte meine Haut, als sie sprach, "Ich weiß und deshalb lass ich dir die Entscheidung auch nicht", sie trat zurück und  als ob sie mit dieser letzten Aussage den Startschuss gegeben hatte, durchbrach eine panische, schwache Stimme meine Gedanken.
Jungkook!
Ich wirbelte herum und schaute mit aufgerissenen Augen zur Tür.
"Nun ich schätze, das wars", murmelte Soona.
Und mehr benötigte es nicht.
Ich rannte los und hoffte inständig, dass es nicht schon zu spät war.

Wörter: 1066

Stolen Mirror TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt