Chapter 89

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Mit aufgerissenen Augen  saß ich wie eine Eins im Bett, ich schwitzte am ganzen Leib und spürte ein Brennen in meinen Augen.
Mein Körper verkrampfte sich und meine zuvor verschnellerte Atmung stockte.
Ich krallte mich mit der rechten Hand in das Shirt, das ich trug und versuchte mit aufsteigender Panik wieder Luft in meine Lunge zu bekommen.
Eine Hand umfasste mich und zog mich an eine harte Brust, die andere Hand legte sich über meine und streichelte behutsam über diese, ein warmer Atem strich über meine erhitze Haut am Nacken und ich registrierte am Rand, dass sich Lippen einen feuchten Weg dort entlang bahnten.
"Tae~", ich konzentrierte mich auf die warme Stimme meines Geliebten, "Red weiter", sagte ich atemlos, "Über was?", fragte er und ich konnte seine Panik daraus entnehmen, "Egal", stammelte ich mit bebender Stimme, ich fühlte wie sich die andere Hand an meiner Hüfte kurz verkrampfte, doch dann wieder locker ließ, Jungkook atmete tief ein, "Wusstest du, dass ich Geschwister habe oder eher gesagt, hatte? Vermutlich nicht", lachte er dann leise am Ende, "Naja die Einzelheiten sind jetzt erstmal egal, auf jeden Fall waren wir immer zusammen, jedenfalls bis meine Eomma mich hier her versetzt hatte, was mich keinesfalls stört", um diese letzte Aussage zu untermauern, biss er mir leicht in den Hals und dann küsste er die Stelle, "Wir haben zusammen trainiert die meiste Zeit, im allgemeinen hatten wir eigentlich keine richtige Geschwisterbindung wie es normale Geschwister halt haben, wir waren im Grunde immer nur die Soldaten und Marionetten der Göttin, die sie zur jeder Zeit neu erschaffen oder austauschen könnte", mein Herzschlag beruhigte sich, "Das ist Traurig, du bist niemand der so behandelt werden sollte, keiner von euch", ich spürte ein Schulterzucken, "Im Grunde waren wir Soldaten, wir hatten keine Wahl, wir hatten  Befehle", "Trotzdem", flüsterte ich, "Soldaten sind auch Menschen die eine Wahl haben sollten", meine Atmung war wieder normal, das Krampfen hatte aufgehört, "Geht es wieder?", kam es leise von Kookie und ich nickte, "Was ist mit deinen Geschwistern passiert?", fragte ich genauso leise zurück, "Sie sind gestorben, wegen meiner Eomma", erwiderte er stumpf und ich hörte heraus, dass er eigentlich nichts mehr dazu sagen wollte.
Ich rekelte mich aus seiner Umarmung und griff nach meinem Handy.
Das grelle Licht blendete mich für ein Sekunde, ehe ich das Bild von mir und Kookie erkennen konnte, das ich vor paar Tagen eingestellt hatte.
"Mittwoch 3:36....", murmelte Jungkook hinter mir, ehe er mich wieder in seine Arme zog, "Mhm so wie die letzten Tage", "Fantastisch, dass du das jede Nacht so gut timest", kicherte er leise.
Die letzten Tage war ich immer in dem Dreh aufgewacht, weil mich Albträume plagten, Träume wie zuvor, nur mit dem Unterschied, dass ich mich nun beim sterben beobachten konnte, "Wie geht's dir?", "Nicht unbedingt schlecht, manchmal sticht mein Herz, aber es hat nicht zugenommen, wie geht es dir?", "Ich hab mit dem stetigen sterben meiner Geschwister abgeschlossen, falls du das meinst", ich drehte mich zu ihm, "Ich meinte eigentlich dein allgemeines Wohlbefinden,  aber so wie du von dem Ableben deiner Geschwister redest, klingt es grausam", rollen wir das Thema wieder auf,"Jeder verarbeitet Verlust anders", erwiderte er kalt,"Also behandelst du mich dann auch so gleichgültig?", er atmete aus, "Tae~", "Jungkook...?", ich drehte meinen Kopf weg und rutschte ein Stück weg, aber er zog mich direkt wieder an sich heran, "Du wirst nicht sterben", flüsterte er entschieden, "Also die Ärzte, Athena, die Palliativversorgung und noch einige weitere Personen sind da anderer Meinung", "Yoongi, Jimin, Jimin seine Eomma und ich glauben aber nicht daran", sagte Jungkook bestimmt, "Und meine Geschwister kannst du nicht einmal im Ansatz mit dir vergleichen, sie waren da und wir haben trainiert aber es war wie schon erwähnt, nie eine innige Beziehung, du bist mir in dem Sinne um Welten wichtiger, ich versuche nicht an sie zu denken, weil ich teilweise schuld bin an ihrem Tod", mit aufgerissenen Augen schaute ich Jungkook in die Augen, die aufeinmal so leer wirkten, wenn ich so recht darüber nachdenke, wusste ich nicht viel über den Jungen vor mir, jedenfalls das was seine Vergangenheit betrifft.
"Tae... bevor ich her kam... diese Zeit sie, sie ist wirklich nicht strahlend und ich weiß nicht, ob ich momentan darüber sprechen möchte, eines Tages bestimmt, aber nicht heute, alles was damals passiert ist, war galant gesagt ziemlich traumatisch", fügte er leise hinzu und drückte mich an sich.
Ich macht mir nicht die Mühe, ihn darauf hinzuweisen, dass es vielleicht kein später mehr geben würde.
"Meine Eomma hat viele Entscheidungen getroffen, die ich vielleicht hätte beeinflussen können", nuschelte er, "Hättest du denn was ändern können?", fragte ich leise und er nickte zögerlich, "Ich war schon immer ihr Liebling, sie hätte mir im Gegensatz zu den anderen immerhin Gehör geschenkt", er streichelte liebevoll meinen Rücken entlang und schob sein Shirt, was ich trug, nach oben, "Ich war ein Feigling und ein Egoist, vielleicht bin ich das sogar immer noch", ich schmiegte mich an seine Brust und er ließ sich nach hinten fallen, sodass ich nun halb auf ihn lag, "Warum denkst du, du wärst ein Egoist?", flüsterte ich in die Dunkelheit und er antwortete zögerlich, leise , "Weil ich dich nicht gehen lassen kann, nicht so wie ich es mit meinen Geschwistern getan hatte, ich könnte dich nicht totschweigen wie sie, ich könnte mit dir nicht abschließen wie mit Ihnen.... du bist das Stück in meiner Seele, in meinem Herzen, was ich geglaubt verloren zu haben, ich kann dich nicht verlieren, ich darf dich nicht verlieren, weil du alles bist, was ich jemals wollte und das macht mich zu einem Egoisten, denn ich bin Schuld an deinem Zustand und trotzdem kann ich dich nicht loslassen, will ich dich nicht loslassen", seine Stimme zitterte und das hatte ich noch nie bei ihm erlebt, er war immer derjenige gewesen, der von uns beiden stark blieb, die letzten Tage seit meiner Prognose hat er nie gesagt was es mit ihm macht, er war immer ruhig, wenn alle anderen geweint hatten, war stumm, wenn das Thema zur Sprache kam, ich dachte er würde es nicht realisieren oder schlichtweg ignorieren, aber er versuchte es einfach nur zu verarbeiten, "Es tut mir leid Kookie, ich....", "Warum entschuldigst du dich? Du bist der letzte, der an dieser  Scheiße Schuld ist", lachte er schmerzlich, "Ich entschuldige mich wegen dem, was ich gesagt habe.... es war unüberlegt zu behaupten, dass mein Tod sich für dich gleichgültig auswirken würde", flüsterte ich und krallte mich an ihn, "Ich hab alles davor aber auch recht schwammig formuliert, ich verstehe, dass du dann kurz so gedacht hast", erwiderte er heißer.
Ich hob meinen Kopf und versuchte Jungkook seinen Blick zu begegnen, aber er hatte seinen freien Arm mit den Tätowierungen deckend über sein Gesicht gelegt.
Ich legte mich richtig auf Jungkook  und griff sanft nach seinem Arm und hob ihn an.
Seine Augen schauten müde und traurig zu mir und ich erwiderte den Blick, ehe ich liebevoll eine Strähne aus seinem wunderschönen Gesicht strich.
Ich liebe ihn.
Und ich wollte ihn auch nie wieder verlieren.
Ich beugte mich zu ihn und gab ihn einen Kuss.
Es war nur ein flüchtiger Hauch auf seine weichen Lippen, ehe ich wieder seinen Blick suchte.
Er war atemberaubend.
Ich spürte wie seine Hände meinen Rücken empor wanderten und sich dann liebevoll an meine Wangen legten und er mich erneut zu sich zog.
Er legte leicht seinen Kopf schräg, um den Kuss zu intensivieren.
Der Kuss war nicht wild oder verlangend, er war fast schüchtern, vorsichtig, als ob Jungkook befürchten würde, dass ich verschwinde, wenn er sich löst.
Ich spürte wie verzweifelt er war, wie sehr er mich retten, mich behalten wollte.
Ich hatte Angst, Angst, dass die Schmerzen stiegen, Furcht, dass ich Jungkook und meine Familie verlor und sie zerbrochen zurückließ.
Ich wollte nicht gehen. Ich will leben.
Ein Schluchzen brach durch meinen Mund und Jungkook löste sich augenblicklich von mir.
Seine Hand ruhte weiter auf meiner Wange, meine Tränen benetzten seine Haut, "Taehyung", hauchte er und strich mir die Tränen weg.
"Ich will nicht sterben", schluchzte ich und suchte seinen Blick.
Meine Augen brannten und meine Sicht verschwamm, "Ich will nicht gehen, ich will bei dir bleiben!", meine Stimme bebte, ich musste mich anhören wie ein störrisches Kind.
Jungkook zog mich näher an sich heran, wobei das eigentlich gar nicht mehr möglich war, "Du wirst nicht sterben, Tae, das lass ich nicht zu", flüsterte er und versuchte mich zu beruhigen, "Yoongi und Jimin lassen dich nicht sterben", er küsste meinen Schopf, "Selbst einige Götter versuchen dich zu retten", mein Schluchzen wurde nicht schwächer, "Was ist wenn sie es nicht schaffen?", fragte ich verzweifelt, "Dann werde ich dich retten kommen, wie es Orpheus gemacht hat", ich lachte kurz auf, "Er konnte Eurydike  aber nicht retten", er küsste mich wieder, dieses Mal auf die Stirn, "Ich werde dich retten kommen", flüsterte er und bettete sein Kinn auf meinen Kopf, ich krallte mich an ihn und vergrub mich in seiner Halsbeuge.
Kookie streichelte mich so lange bis ich einschlief, am Rande bemerkte ich noch, wie er mir die ganze Zeit gut zu redete und wenn ich mich nicht sogar ganz täuschte, hörte ich ihn liebevoll summen.

Orpheus und Eurydike = Orpheus ist in die Unterwelt gereist, um Eurydike zu retten.
Orpheus war ein begnadeter Sänger und versuchte Hades mit seinem Gesang und seinem Lyrasspiel dazu zu bringen, seine Frau wiederzubeleben, was ihm gelang.
Persephone und Hades stellten allerdings die Bedingung, dass er sich beim Aufstieg aus der Unterwelt nicht zu seiner Frau umdrehen dürfe, was er jedoch tat.
Eurydike starb ein zweites Mal

Wörter: 1595

Stolen Mirror TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt