Chapter 102

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Nachdem ich meinen kleinen emotionalen Ausbruch hatte, befand ich mich nun, 2 Stunden später in Jungkooks Armen. Mit meinen Fingern fuhr wieder seine Tattoos nach.
Der braunhaarige Mann war irgendwann eingeschlafen, was ich mehr als nachvollziehbar fand, denn so wie ich es mitbekommen hatte, hat er wohl die letzten Tage kaum geruht und mein scheiß Verhalten hatte vermutlich auch noch an seinen Nerven gezerrt...
Mein Blick wanderte über seinen muskulösen Arm der sanft auf seiner Brust lag, die sich sachte hob und wieder senkte.
Seine Züge waren weich, keine Furche, die seine Stirn durchzog, kein besorgter Blick, er war entspannt.
Ich hatte mir die letzten Tagen nicht genug Zeit genommen um mein Glück zu betrachten, aber nun hat sich mein Lebensstrang wieder um einiges verlängert~
Ich konnte Jungkook also nun solange anschauen wie ich wollte, ohne mir Gedanken machen zu müssen dies bald nicht mehr tun zu können.
Ich hob langsam meine Hand und strich ihm eine zarte Strähne aus seinem wunderschönen Gesicht.
Dabei bemerkte ich ein kleine Narbe auf seiner Wange, die ich zuvor noch nicht gesehen hatte.
Wo er die wohl her hatte...?
Ich wusste nicht wirklich viel über Jungkook's Vergangenheit, aber so wie ich ihn inzwischen kennengelernt hatte, redete er auch nicht sonderlich gerne darüber.
Ob sie vielleicht traumatisch war? Sicherlich, schließlich hatte er seine Geschwister verloren und seine Eomma hatte ihn auch nicht gerade eine optimale Kindheit geboten...
Ich streckte meinen Kopf zu ihm und strich zaghaft mit meinen Lippen seinen Kiefer entlang, was ihn leise brummen und mich näher ansich heranziehen ließ.
Ich grinste und schmiegte mich wieder an ihn.
"Du kannst doch nicht einfach anfangen mich zu verwöhnen, um dann direkt wieder damit aufzuhören~", kam es verschlafen und mit rauer Stimme von Kookie.
Seine rechte Hand wanderte über meine Seite in meinen Nacken und fuhr dort durch meine noch vom baden feuchten Haare.
Ich kicherte.
"Du solltest noch ein bisschen schlafen", flüsterte ich zu ihm zurück, was er nur wieder mit einem Brummen quittierte.
Eher ich mich versah hatte er uns mit Schwung gedreht und ich lag erneut unter ihm.
Jetzt war Jungkook derjenige der verschmitzt und vorallem verschlafen grinste.
Sein Gesicht kam näher und ich schloss meine Augen, bereit seinen Kuss zu erwidern, jedoch blieb dieser aus...
Verwirrt öffnete ich meine Augen nur, um dann in schallendes Gelächter auszubrechen, weil Jungkook anfing mich zu kitzeln.
Quietschend und wie ein Fisch am Land zappelnd, war ich gefangen zwischen Jungkook's Händen und Beinen, es gab kein Entkommen. Nach zwei Minuten voller Qualen erhob ich meine zittrige Stimme.
"Bit- Bitte hör auf!", gab ich keuchend von mir und schnappte nach Luft.
Jungkook lachte und beugte sich blitzschnell nach vorne um mir einen flüchtigen Kuss zu geben. Dann rollte er sich von mir herunter und stand auf.
Immer noch nach Luft ringend, verfolgte ich mit den Augen die Bewegungen des Braunhaarigen.
Er lief quer durch den großen Raum zu einem verzierten Schrank, dessen Griffe wie Blumenstängel geformt waren und zog die beiden schweren Türen auf.
Ich sah nicht was er herauszog, erst beim näher kommen erkannte ich einen weißen Haufen mit einem beigen Unterton.
Ich richtete mich auf.
"Klamotten?", fragte ich und Jungkook nickte.
"Du kannst natürlich auch in Unterwäsche bleiben oder deine alte Kleidung anziehen", hastig schüttelte ich den Kopf und griff nach dem Bündel.
Es war ein ähnliches Leinenhemd, wie Kookie es trug und die dazu passende Hose.
"Ich seh aus wie ein Chorknabe", gab ich abschätzig von mir, nachdem ich den 'Traum' in Weiß übergestreift hatte.
"Ich find es steht dir", gab Kook von sich und betrachtete mich aufmerksam, "Warum darf Yoongi normale Kleidung tragen?", fragte ich mit gerunzelter Stirn und zupfte skeptisch an dem kratzenden Stoff herum.
Jungkook zuckte mit den Schultern.
"Vermutlich, weil er mit Jimin schläft", gab er trocken von sich, "Das bringt ihm wahrscheinlich hier einige Vorteile ein", fügte er hinzu.
"Vielleicht sollte ich dann auch mit ihm schlafen, denn der Dresscode geht gar nicht", hauchte ich, was mir jedoch nur ein genervtes Tzzz Geräusch von Jungkook einbrachte.
Ein deutliches Klopfen kündigte Besuch an.
Yoongi schob sich mit zusammengekniffenen Augen durch die Tür.
"Haben alle Beteiligten Kleidungsstücke an?", Jungkook rollte neben mir mit den Augen.
"Mach die Augen auf Gott der Tugend", sagte Jungkook sarkastisch, "Jetzt tu nicht so als ob dir so was unangenehm wäre", fügte Jungkook belustigt hinzu.
"Ich tu nicht so, die Liebe anderer widert mich an", ich zog die Augenbrauen hoch.
Yoongi hob beschwichtigend die Hände, "Nicht falsch verstehen! Ich gönn es euch natürlich", er kratzte sich am Hinterkopf, "Ändert trotzdem nichts daran, dass es mir unangenehm ist, wenn Leute sich vor meinen sensiblen Augen befummeln", er verzog angewidert das Gesicht.
"Okay wir haben es verstanden Dienstbote der Blumengöttin, was gibt's?", fragte Jungkook.
Yoongi warf Jungkook einen Blick zu, der versprach alles in einem Umkreis von drei Kilometern einzuäschern, wenn er es noch einmal wagt ihn Dienstbote zu nennen.
"Persephone läd zum Kaffee und Kuchen", er schaute zu Jungkook, "Keine Sorge für unsere kleinen Gäste gibt es auch Milch", Kookie grinste süffisant, "Du musst es ja wissen Zwerg", Yoongi lächelte zurück, "Ich werde es so genießen über deine Seele zu richten, wenn du endlich krepierst".
Ich schaute zwischen den beiden Kampfhühnern hin und her und fragte mich einen Moment warum ausgerechnet ich die Zicke sein soll, wenn es die beiden gibt~
"Ähm- wollen wir dann jetzt gehen oder wollt ihr euch noch prügeln? Dann würde ich nämlich schon einmal vorgehen", warf ich ein.
Yoongi schaute Jungkook mit einem letzten vernichtenden Blick an ehe er sich umdrehte und murmelnd voran lief.
Wie ein Schuljunge über beide Ohren schelmisch grinsend, trottete Jungkook ihm mit gemächlichen Schritten hinter her.
Kopfschüttelnd folgte ich.
Wir gingen die Treppe hinunter und bogen links ab.
Mit offen stehenden Mund betrachtete ich das pompöse Innere, das ich vorhin beim Vorbeistürzen nur bedingt betrachtet hatte.
Es war wahnsinn, eine Mischung aus dem Schloss Versailles und einem griechischen Tempel...
Oder auch kurz-
Es sprengte den Rahmen jeglicher Vorstellungen.
Yoongi führte uns durch einen der vielen Durchgänge nach draußen, in eine Welt voller Blumen und verschiedener betörenden Düfte.
Der Himmel war strahlend blau, jedoch war in ihm auch ein Stich gelb und rot, es sah aus wie kurz vor dem Sonnenaufgang.
Sie vermischten sich wie zwei Farben auf einer Mischpalette, wirkten aber weder verwaschen noch irgendwie übertrieben.
Blau, gelb, rot.
Es war einfach nur perfekt.
Wie eben alles hier.
Die Wege zwischen den Feldern voll mit Blumen waren gesäumt mit einzelnen Säulen und in der Mitte, wo die Wege zusammenliefen, befand sich ein Pavillon.
Eine leichte Brise wehte über uns hinweg und der Geruch der Blumen wurde von frisch gebackenen Gepäck überdeckt.
Das Wasser lief mir im Mund zusammen.
Ich mochte Kuchen nicht wirklich, aber der Hunger trieb mich voran.
Ich erkannte Jimin's blonden Schopf und... und neben ihm saß noch eine Frau.
Jungkook erstarrte und schob mich hinter sich.
Jimin stand auf als er uns bemerkte. Die drahtige Frau tat es ihm gleich.
Als ich sie erkannte machte sich Verwirrung in mir breit.
"Was macht SIE hier", knurrte Jungkook, "Könnte ich auch fragen Halbgott", erhob sich die melancholische Stimme der Dame.
"Ich bin mir nicht sicher ob du hier hingehörst! Ihr beide gehört eigentlich nicht hier her", redete sie weiter.
"Aber, aber meine Freunde lasst uns doch alle erst mal einen Kaffee trinken oder Tee. Will wer Tee?", fragte Jimin und klatschte dabei in die Hände, jedoch schienen weder Jungkook noch die Frau auf dieses frohlockende Angebot eingehen zu wollen.
"Er sollte aufhören sich mit Göttern anzulegen", hörte ich Yoongi neben mir murmeln.
"Ich bin nur hier um Informationen zu liefern".
Jungkook lachte.
"Damit kennst du dich ja aus alte Hexe".
Die Luft knisterte und das gute Wetter schlug um.
Wirklich imposant.
Jimin zog den Kopf ein, "Vielleicht Kuchen?", fragte er piepsend und hielt einen Kuchen hoch der wirklich lecker aussah.
Oh ja.
Ich wollte Kuchen.
Aber weder der Halbgott neben mir noch Heesun machten Anstalten sich zu bewegen~

Wörter: 1325

Stolen Mirror TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt