Chapter 27

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POV MINA

Ich saß auf einem kleinen Thron und starrte den Brunnen vor mir an, denn über ihn wurde durch die Lichteinstrahlung, ein kleiner Regenbogen geformt. Wenn meine Laune nicht im Tartarus gefangen wäre, würde ich mir vielleicht sogar die Zeit nehmen, um das schöne Farbenspiel zu bewundern, wie die Farben ineinander greifen, ohne sich gegenseitig zu überdecken.
Jedoch lag meine Aufmerksamkeit auf einen anderen Punkt im Raum, ich musste versuchen, mich  auf etwas zu fokussieren, obwohl es mir schwer fiel, gerade überhaupt an etwas anderes  zu denken, ohne dabei die Hiobsbotschaft von Pallas vor Augen zu haben.
Meine Augen fixierten die Tür, wo Nemis gerade grinsend durchschnitt, "Was machst du für ein Gesicht Mina? Freu dich doch! Unsere Feindin verliert denn Verstand", kicherte sie mit ihrer rauchigen Stimme. Nemis hörte sich immer leise an, auch, wenn sie eigentlich laut sprach. Siegestrunken taumelte sie zu mir hinüber, sie roch nach Rauch und zog eine gedrungene Wand aus Schatten hinter sich her, "Sie ist deine Feindin", sagte ich nüchtern, "Und wenn ich gewusst hätte, was dein Rachedurst anrichtet, hätte ich deine Drachmen nicht angenommen!", wurde ich gegen Ende doch ein wenig lauter, "Und trotzdem hast du es getan", lachte sie schadenfroh, "Und jetzt strauchelt der blond Schopf, verstoßen und allein, ohne Sympathisanten in ihrer vermeintlichen Heimat rumher", lachte sie weiter.
Wut kroch in mir hoch, "Aber, aber Mina, dass weißt du sicherlich schon", schnurrte sie, "Jedoch verstehe ich nicht, weshalb du so betrübt reagierst, du mochtest sie nicht. NIEMAND VON UNS MAG SIE", fauchte sie aufgeregt und gaggert zwischendurch hämisch auf, "Mein Bindungsstand zu Soona ist jetzt zweitrangig", versuchte ich meine Stimme neutral zu halten, obwohl ich sie jetzt gerade, gerne getötet hätte.
Tat sie dumm oder war sie geblendet.
Wenigstens hatte Nemis mit einer Sache recht. Ich wusste, was Soona gerade widerfuhr. Pallas klärte mich über die ganze Situation in wenigen Minuten auf. "Soona sendete heute eine Drohung an den Jungen", teilte ich ihr mit, woraufhin sie mich verdutzt anschaute, "Was interessiert uns der Knirps? Wenn Soona ihn zerfleischt wie eine Berglöwin, haben wir einen weiteren Grund, weshalb sie verstoßen wird! Das wäre fabelhaft~~", schnurrte sie, "Wenn der Junge stirbt, verschwindet der Spiegel mit ihm! Das können wir nicht verantworten!", versuchte ich ihr klar zu machen, aber sie ignorierte es oder verstand es nicht, "Sie hat einen Gegenstand dieser Machtgewalt nicht verdient", murmelte Nemis, "Mag sein, aber willst du vom Himmel bestraft werden, wenn sie herausfinden, das alles unsere Schuld war?", "Du hast Pallas da rein gezogen!", "SIE IST DIE EINZIGE, DIE WEIß, WIE MAN DAS HIER AUFHALTEN KANN", verlor ich die Kontrolle.
Die Schatten wirbelten um Nemis ihre kränklichen Gestalt und versuchten, sie zu decken. Ich erhob mich vom schwarzen Mamor und schritt auf sie zu, die Luft lud sich auf und Nemis wich zurück, "Hör mir zu, du in Rage verfallene Pneva! Soona macht Ernst. Was hat sie auch noch zu verlieren? Richtig. NICHTS. Wir aber schon!", mit jeden meiner Worte, jeden wohlgeformten Laut, schritt ich auf Nemis zu und sie schritt zurück, bis sie mit ihrem Rücken die schwarze Säule berührte, "Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ohhh 'Thea' wir stehen sogar unter großen Druck! Soona gibt den Jungen nur wenig Zeit, um etwas zu finden, was er nicht zu finden vermag und nun hat sie den Startschuss zum Wettlauf gegeben!."
Nemis machte sie klein und ich genoss es, wie sie sich unterwarf, "Wo ist deine vorlaute Schnauze hin ~~Thea?", säuselte ich ihr ins Ohr. Meine Hand wanderte über ihre Taille und drückte sie von dort aus mehr an die Säule. Ihr Atmen stockte, die Schatten wirbelten hektisch und verschlangen uns beinah beide.
Meine andere Hand strich über ihr Schlüsselbein, jeder Finger einzeln berührte die zarte Haut, worunter ihre gebrechlichen Knochen heraustachen,"Es wäre ein leichtes, dich aus dieser Position heraus zu verwunden", flüsterte ich verführerisch in ihr Ohr. Mein warmer Atem hinterließ eine Gänsehaut auf ihrem Körper, um meine Worte zu untermauern, umschlossen meine kühlen Finger ihren Hals und drückten zu.
Zu meiner Befriedigung hörte ich  sehr schnell ihren rasselnden Atem. Ihre Hände rutschten hoch und wollten meine Hand von ihrem Hals lösen, aber ich ließ es nicht zu.
Ich schaute ihr tief in die Augen und fing an zu lächeln, bevor ich sprach, "Wage es nicht, nochmals so mit mir zu sprechen, wie vorhin. Wenn du mir in die Quere kommen solltest, bei meinen und Pallas Plänen, werden meine Hände deinen Hals nicht mehr verlassen, kleiner Rabe", knurrte ich ihr ins Gesicht und ließ los. Hechelnd und nach Atem ringend, rutschte sie zu Boden. Ich schaute sie kalt an,  bevor ich  aus den Saal schritt .
Den Jungen zu retten, hatte Priorität, obwohl ich, zugegeben, nicht weniger interessiert sein könnte, ob der Mann lebt oder stirbt, aber Pallas meinte, dass sie unter keinen Umständen das Risiko eingehen wolle, dass er seinen letzten Atemzug tat.
Sie murmelte irgendwas mit
>Das könne sie nicht ertragen<.
Sie benahm sich ohnehin seltsam.
Sie hatte Interesse an irgendeinen Sterblichen. Das ein Individuum ihre Aufmerksamkeit weckt, war schon komisch und dass sie so besessen davon war, dass er überleben solle, war auch sonderbar.
Pallas dachte immer rational, wenn ein Tod bedeutete, Tausende oder Millionen zu retten, dann wurde er hingenommen, also warum wollte sie nicht nach einer Methode suchen, die schneller ging, als die Aktivierung?
Ein weiterer Aspekt, der mich verwundert, ist, dass sie ihren Sohn mit einbezieht.
Er ist ihr das liebste Objekt.
Warum will sie ihn bei so einer Mission aufs Spielfeld setzen.
Pallas kennt keine Gefühle, aber für ihren Sohn opfert sie sich trotzdem auf.
Ich würde alles dafür geben, um diese Frau verstehen zu können.

Wörter: 947

Pneva-----> Geist(grie.)
Thea-------> Göttin (grie.)

Stolen Mirror TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt