Chapter 94

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POV Taehyung

Zugegeben es war arschig von mir, die Beiden zickig wie ein kleines Kind herauszuwerfen, nur weil sie sich nicht mit mir beschäftigen wollten.
Es war okay, ich akzeptierte, dass die Beiden meine Hilfe offenkundig nicht benötigten und Yoongis Präsentation über historische Persönlichkeiten ohne meine Hilfe machen wollten, wirklich es interessierte mich nicht....
Trotzdem saß ich nun mit meinen Kissen im Arm auf dem Bett und biss in den Bezug und schrie dort angepisst hinein.
Aber es juckte mich ja eigentlich gar nicht.
Naja. Doch. Vielleicht ein klitzekleines bisschen, aber wirklich nur gering...
"Blöder Jungkook, blöder Yoongi", murmelte ich zwischen zusammengepressten Zähnen und ließ mich zur Seite fallen.
Mit böser Miene schaute ich ins Leere, bis mir mein Buch, was ich auf abenteuerlicher Weise vom Schrank geholt hatte, auffiel.
Zögernd und mit zittrigen Fingern griff ich danach und fischte es zu mir herüber.
Meine blassen Finger strichen über die vergilbten, abgegriffen Seiten ehe sie langsam das Buch aufklappten.
Ich drehte mich zurück auf den Rücken, ehe ich mich wie eine schwangere oder sehr fette Katze versuchte, igendwie wieder in die aufrechte Sitzposition zu bewegen.
Als dieses Weltwunder dann nach guten 5, sehr frustrierenden, aber selbstständigen Minuten vollbracht war, saß ich nun glücklich wie ein kleiner Junge, dem gerade von seinem Hund ans Bein gepisst wurde, da und betrachtete zähneknirschend die Seiten.
Ich hasste es wie müde mich diese einfache Ausführung einer normalerweise routinemäßigen Bewegung machte, ich hasste die Tatsache, das Jungkook verdammt nochmal recht hatte, dass ich in meiner aktuellen Lage nicht zu viel machen sollte, beziehungsweise konnte.
Ich kann weder meinen Körper belasten, noch meinen Verstand zu sehr beanspruchen, ohne das Gefühl zu bekommen, mit einer Eliteeinheit über mehrere Stunden trainiert zu haben.
Letzteres war fatal für eine Person, die über jeden Scheiß Tage grübeln konnte.
Sterben war wirklich ätzend.
Schnaubend und vorallem wütend öffnete ich eine beliebige Seite in meinem Buch, nur um diese dann beinah wieder zu zuschlagen, weil mir eine Illustration von Orpheus und Eurydike entgegenstrahlte.
Jungkook und sein beschissener Vergleich, dass er mich wie Orpheus aus dem Hades retten würde, wers glaubt.
Verstohlen schielte ich auf das Buch, auf meine Hand und deren Finger, die  noch in der Seite steckten.
Ich klappte es wieder auf und betrachtete das Bild.
Ein hübscher Mann, der die Hand einer zierlichen Frau hielt und auf der nächsten Seite, wie er genau diese wieder verlor.
Ich lehnte mich ans Bettende und fokussierte mich auf die Buchstaben, versuchte diese miteinander zu Wörtern zu verbinden, jedoch verschwammen sie immer öfter vor meinen Augen.
Wie dem auch sei, ich las das Kapitel, versuchte es zumindestens.
Mit jedem schwer erkämpften Satz nahm sich der wütende Druck von meinen Herzen und verwandelte sich in Trauer,  bis ich schluchzend an der Stelle war, als Eurydike im Hades bleiben musste, weil Orpheus sich doch umgedreht hatte, um nach ihr zu schauen.
Ich war wirklich wie eine schwangere Frau mit unkontrollierten emotionalen Ausbrüchen, inklusive Schwankungen....
Ich war jetzt auch an dem Punkt, wo ich Jungkook am liebsten aus dem nächsten Fenster schmeißen, aber im selben Moment sein Hemd mit Tränen tränken und meine Hand in den weichen Stoff krallen wollte.
Vielleicht war ich wirklich schwanger, heiliger Geist und so.
Als ich am Ende des Kapitels angekommen war, lief meine Nase und ich saß in einem Berg von Taschentüchern, dabei kannte ich die Geschichte in groben Zügen!
Orpheus und Eurydike haben letztendlich doch noch ihr Happy End gefunden, denn Eros der Gott der Liebe hatte sie wieder zusammengeführt, aber ob das für die beiden in der Realität ebenfalls zutraf  bleibt wohl jeden selbst überlassen, außer ich würde Kookie fragen, ob er Hades fragt, ob die beiden glücklich geworden waren, dann hätte ich Gewissheit, aber wer kannte den schon, den Gott der Unterwelt?
Ich strich über die Illustrationen und versuchte dabei, die nassen Stellen die durch meine Tränen entstanden waren, zu meiden.
Mein Finger wanderte über das glückliche Paar, zu dem Gott der Liebe und schlussendlich zum Gott der Unterwelt, der das Szenario als kleine Hintergrundperson beobachtete.
Ich strich über das Bild.
Ich fragt mich wirklich wie Hades so ist, ist er so gnadenlos und düster wie die Überlieferungen es beschrieben? Nachdem ich Athena und Aphrodite getroffen hatte, wusste ich nicht wie ich den Gott einschätzen sollte, denn schließlich waren die anderen beiden auch nicht so, wie die Sagen es überlieferten...
Ich schaute auf die Taschentücher, die um mich herum lagen und griff nach ihnen, um sie auf einen kleinen Haufen zu sammeln, als ich auf die leere Nachbarseite griff , überkam mich eine Welle von schlechten Gewissen.
In den wenigen Tagen war es irgendwie zu Kookie seiner Seite geworden.
Ich drückte das Papier in meiner Hand zusammen, bis es einer kleinen Kugel ähnelte.
Ich war gemein gewesen oder zumindest sehr zickig...
Er machte sich nur Sorgen, er wollte mich nur beschützen, er hatte es also nicht verdient, unter meinem Hang zur Dramatik zu leiden.
Mit zittrigen Fäusten schob ich mich nach oben, ich musste mich unbedingt entschuldigen.
Es war keineswegs der richtige Zeitpunkt, um sich zu streiten oder anzugiften.
Auf wackligen Beinen tappte ich zur Tür, die mir extrem weit entfernt schien.
Als meine Hand den kühlen Griff erfasste, hätte ich beinah vor Glück laut aufgejauchzt.
Mit einem kleinen zierlichen Lächeln drückte ich den Griff nach unten.
Ich würde schnell Kookie suchen mich entschuldigen und dann werde ich ihn verdonnern, mich wieder zurück zu tragen, es war schon recht spät, das hieß, dass er und Yoongi fertig sein müssten, dann blieb er vielleicht sogar bei mir und kuschelte mit mir.
Die Tür fiel ins Schloss.
Meine nackten Füße berührten den kalten Laminatboden und ich schob mich an der Wand entlang in die Richtung , wo mein Inneres Jungkook vermutete.
Draußen stürmte es.
Ich erstarrte und schaute verwirrt aus dem Fenster.
Es sollte stürmen, es hatte die ganze Zeit gestürmt,  aber nun, nun war es windstill.
Ich erschnüffelte in der Luft einen vertrauten Geruch nach Essen und schaute daraufhin in die Richtung, woher dieser kam und entdeckte nicht weit von meiner Tür entfernt einen vereinsamten Ramen und daneben einen Teller gefüllt mit Obst.
Verwundert betrachtete ich die rauchende Mahlzeit und fragte mich daraufhin natürlich wer zum Teufel das gute Essen dort vergessen hatte.
Es war sehr still im Flur, fast schon unnatürlich.
Ein Schauer überlief mich, wenn jetzt noch der Strom ausfallen würde, würde ich mich vermutlich in irgendeiner Ecke zusammenkauern und hoffen, dass ich mit den Schatten verschmelzen würde.
Ich öffnete meinen Mund um  Jungkook zu rufen, denn das alles beunruhigte mich doch mehr als es sollte, natürlich könnte ich versuchen ihn durch diese komische Gabe zu erreichen, aber wer konnte mir versichern, dass ich dazu aktuell noch in der Lage war?
Jedoch konnte ich nicht einmal versuchen, meine Gedanken weiterreifen zu lassen, geschweige denn nach Jungkook zu rufen, denn eine kalte Hand legte sich über meinen Mund und drückte ihn zu.
"Schrei und du wirst mehr leiden als es notwendig wäre, Taehyung", flüsterte eine Stimme  die mir unheimlich bekannt vor kam, aber keinesfalls im positiven Sinne.
Nachdem mir mein Sprechorgan genommen wurde, versuchte ich es letztendlich doch über die Verbindung, aber... aber sie schien nicht mehr direkt zu existieren, ich spürte Jungkook irgendwie, aber irgendwie eben auch nicht.
Jungkook?
Versuchte ich es verzweifelt, aber stieß nur auf eine Barriere aus Energie.
"TaeTae, es lohnt sich nicht, er ist gerade anderweitig beschäftigt", säuselte eine Stimme, die mir mit jedem Ton die sie sprach, ein Messer in den Rücke  trieb.
Langsam drehte ich meinen Kopf in die Richtung der  bekannten Stimme.
Und da war sie.
Klein und mit eigentlich freundlichen grauen Augen....
Erina stand hinter mir und fixierte mich mit der Stärke, die ich bei ihr schon immer ein wenig unheimlich fand.

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Stolen Mirror TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt