Chapter 50

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POV Taehyung
Gähnende und mit vom Schlafmangel zittrigen Händen versuchte ich krampfhaft mit Make-up meine Schlaffalten zu kaschieren.
Was jedoch schwerer war als ich zugeben möchte, entweder es war zu viel von dem teuren Puder in meinem Gesicht und man sah, dass sich unter der Schicht  etwas befinden musste oder es war zu wenig.
Wie machten die ganzen Influencer das nur?
Nach guten 15 Minuten und zwei Tutorials schaffte ich es jedoch endlich so, dass es nicht mehr so offensichtlich aussah, als ob ich die ganze Nacht durchgemacht hätte.
Was ich natürlich auch nicht gemacht hatte.
Meine Schlafzeiten von damaligen acht Stunden haben sich halt nun mal auf maximal zwei reduziert, kann ja passieren, hab ich gehört.
Ein letzter kritischer Blick im Spiegel genügte mir, um mit dem Ergebnis recht zufrieden zu sein.
Ich zog mir meinen Blazer über das schwarze Schulhemd und wuschelte mir nochmal durch die Haare, die darauf ihre Strähnen über meine Stirn verteilten.
In meinem Zimmer packte ich noch meine Federmappe und ein paar Blätter ein, jedoch riss mich ein immer wiederkehrendes Keuchen aus meinen morgendlichen Rhythmus. Meine Augen wanderten zum offenen Fenster und meine Beine trugen mich mir bedachten gleichmäßigen Schritten zum Ursprung des Geräusches.
Ich stützte meine Hände am Sims ab und beugte mich leicht hinaus, wo ich einen nach Luft ringenden Jungkook entdeckte.
Er war Kopf über nach vorne gebeugt und atmete angestrengt aus und wieder ein. Sein graues T shirt klebte ihm eng an den wohldefinierten Rückenmuskeln , wo ich, zugegeben, sehr lange hinschaute.
Normalerweise trug er lange und weite Sachen, die ihm auch ungemein standen, aber in Sportkleidung gehörte es ja schon beinah verboten!
Ich stützte meinen Kopf mit der rechten Hand und beobachtete interessiert das Muskelspiel des nach Luft ringenden Läufers.
Ging er jeden früh laufen?
Jungkook atmete ein letztes Mal tief ein, bevor er sich mit Schwung zurück in eine stehende Haltung warf.
Sein Kopf war leicht nach hinten gelehnt und er rang immer noch mit sich.
Sein Mund war leich geöffnet und seine Augen waren zusammengekniff en, an seinen Schläfen klebten ein paar einzelne Strähnen seiner Haare, die von seinem Schweiß benetzt waren und dabei in der morgendlichen Sonne glänzten.
Der komplette Anblick machte mich sprachlos, auch, wenn es sich um einen verschwitzten Jungkook handelte, der wohl einzigste Mann, der selbst halbtod noch aussah, wie ein Model in einem verdammten Sportmagazin.
Er räusperte sich leicht und schaute dann nach vorne, seine Brust hob sich  immer noch unkontrolliert und man sah, wie er versuchte, sich schnellst möglich zu regulieren, was mich leise kichern ließ.
"Guten Morgen Jungkookiee~~~",  trällerte ich belustigt und zu meinem Glück erschrak er sich und starrte erschrocken zu mir hoch, wobei ich nur schmunzelnd die Hand hob, immer noch außer Atem, versuchte er eine Erwiderung zu stammeln was ich jedoch nur lachend abtat. Ich trat zurück und Schloss das Fenster.

Ich zog mir gerade im Flur die Schuhe an, als ich schnelle Schritte hinter mir vernahm.
Ich machte noch eine Schleife und schaute dann während des aufstehens hinter mich, wo Jungkook nach wie vor aus der Puste, aber wieder mit weiten Klamotten auf mich zu lief.
Ich schmunzelte, "Noch nicht genug gelaufen?", fragte ich amüsiert, er verdrehte die Augen, konnte aber sein Lächeln nicht verstecken.
Jungkook hat Hasenzähne.
Nicht offensichtlich, aber trotzdem erkennbar, er sah aus wie ein Kaninchen....
Ein verdammtes Kanichen mit Sixpack.
"Sehr witzig Taehyungieeee", äffte er mich von vorhin nach, was mich dieses mal Lachen ließ, "Gehst du jeden früh laufen?", fragte ich daraufhin  interessiert, was mein gegenüber mir einem Nicken quittierte, "Eigentlich schon, ich tue es jedoch keineswegs gerne", grummelte er und fuhr sich durch die feuchten Haare.
Es wurde kurz still zwischen uns, bis ich mich schließlich räusperte, "Wenn du mich entschuldigen würdest, ich muss jetzt raus, Jimin fährt mich und kann es nicht leiden, warten zu müssen", ich drehte mich gerade von Jungkook weg, als dieser das Wort ergriff, "Nein, er wird dich heute nicht fahren", sagte er knapp und lief an mir vorbei, woraufhin ich ihn verständnislos anschaute, "Wird er nicht?", "Nein wird er nicht. Ich hab heute mit Yoomgi telefoniert, ich werde dich zur Schule bringen und wieder abholen", "Ist dass nicht meine und Jimins Entscheidung?", Jungkook griff nach der Klinke, "Yoongi meinte, Jimin sei glücklich zurück ins Bett gehüpft als er erfuhr, dass ich dich fahre".
War ja klar...
"Jungkook das gehört doch gar nicht zu deinem Aufgaben oder?", fragte ich verwirrt und verängstigt.
Was wäre, wenn er die Situation in der Schule mitbekam? Er würde es sicherlich meinen Eltern melden und das würde Aufmerksamkeit bringen....
"Das ist nicht nötig Jungkook, wirklich nicht. Ich-Ich ruf einfach Jimin an und er wird mich bestimmt fahren!" fügte ich hinzu, "Taehyung.... wo ist das Problem? Ich hab keine Einwände, meinen Aufgabenbereich zu erweitern und außerdem mach ich das gerne für dich", er schaute mich skeptisch an, es schien so, als ob er wüsste, dass ich ihm etwas verheimlichte.
Was hatte Yoongi ihm bloß erzählt, als sie gestern verschwunden waren?!
Er stand quasi schon draußen und wartete nur darauf, dass ich ihn folgte, wenn ich nicht gehen würde, wäre es eine Bestätigung, dass etwas nicht stimmte und er würde mehr Fragen stellen, auf die ich keine Antworten hatte, weil ich mich nicht traute, ihm zu erzählen was mir widerfahren war.
Er würde sicherlich auf den fremden Athleten losgehen...., weil es seine Pflicht war, meinen Schutz zu garantieren.
Das letzte was ich gebrauchen konnte, war Jungkook, der mich retten will wie eine Prinzessin, die von Barbaren entführt und belästigt wurde.
Ich konnte mich alleine verteidigen! Jedenfalls konnte ich es versuchen. Ich wollte niemanden für mich kämpfen lassen, wenn ich selber etwas ausrichten konnte.
Ich müsste nur einmal damit anfangen......
Jungkook schaute mich auffordernd an und ich starrte entschlossen zurück.
"Na schön Jungkook! Lass uns fahren",  ich stolzierte  mit erhobenen Haupt an ihm vorbei und lief in die Freiheit, wo die kühle Frühlingbrise meine Haut liebkoste.
Jedoch blieb ich wie angewurzelt stehen als, ich nicht auf das gewohnte vierrädrige Gefährt schaute, mit dem ich normalerweise meinen frühen Marsch zum Ort der Qualen ansetzte, sondern auf ein schwarzes, durch die Sonne glänzendes, Motorrad.
Mein Mund stand offen und als ich zu Jungkook herumwirbelte, grinste er mich mit seinem Hasenlächeln an und hielt mir einen schwarzen Helm entgegen, den er gerade aufgehoben hatte.

Wörter: 1051

Stolen Mirror TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt