Wir schlenderten über die Wege in
die Richtung, wo das alte Haus stand und elegant von der Sonne angestrahlt wurde.
Jimin erzählte mir gerade die Details vom botanischen Garten, weil er der Meinung war, wenn er sich das ganze Gerede über Götter und Kulturen ständig anhören musste, dass ich ihm dann dabei auch lauschen könne. Was ich auch die ersten zehn Minuten aufmerksam tat, leider schweifte ich dann bei der fünften Heilpflanzensorte ab und beobachtete die Vögel in den Bäumen. Ihr Gefieder leuchtete anmutig in den Strahlen des Gestirns.
Sie saßen dort und beobachteten uns, so schien es, dass ihre kleinen Knopfaugen jedem Schritt von mir und Jimin folgten.
Leider hielt dieses idyllische Treiben nicht lange an, denn ein Schrei durchschnitt den leisen Redefluss von meinem besten Freund und schreckte die Vögel auf. Diese flatterten hektisch aus den Bäumen empor, ins himmlische Blau.
Mit geweiteten Augen starrten Jimin und ich uns gegenseitig stumm an.
Der Schrei war weiblich, hell, aber nicht vertraut, also fiel Eomma schon einmal raus, dann blieb nur noch Heesun.
Jimin fing sich als erstes wieder und stürmte los.
Dicht gefolgt von mir.
Wir stürzten Beide die Treppe hoch und schlitterten über die langen Flure meines Zuhauses. Ich hörte ein Gewirr aus Stimmen, aus der Richtung des Eingangsbereiches und zwei davon konnte ich auch zu ordnen.
Jimin blieb wie erstarrt vor mir stehen, sodass ich fast vor ihn stieß.
Schwer atmend hielt ich mir die schmerzende Seite, die durch die hektischen Bewegungen belastet wurde und starrte dann die drei Personen vor mir an.
Eomma die erschrocken an die Wand zurückwich, Heesun, die wie betäubt auf eine Stelle vor mir sah und zu meiner Überraschung Appa, der noch mit seiner Reisetasche und gekleidet im Sakko, ebenfalls den Blick starr gerade auf den Boden heftete.
Jimin zog neben mir scharf die Luft ein und ich tat es ihm gleich, als ich endlich sah, was genau alle mit geschockten Augen anschauten.
Vor uns lag in einer rechteckigen Box, die aussah wie das Grab eines römischen Bürgers der Antike, ein weißes Vögelchen.
Die gefiederten Flügel waren abgespreizt und über den kleinen Leib fixiert, der Kopf des Lebewesens war verdreht und um dessen Hals baumelte an einem hauchfeinen Tuch befestigt, ein kleines Papierfetzchen. Dieses Anblick, ließ in mir schon die Galle hochkommen, aber trotz allem war es nicht das schlimmste.
Denn wo das Herz des Kleinen sein sollte, klaffte ein rotes Loch, durchstoßen mit der Scherbe eines gläsernen Gegenstandes. Um den toten Kadaver, bildete sich eine rote Lache, die sich um den kleinen Körper legte wie ein weinroter, dickflüssiger Teppich.
Jimin würgte neben mir und ich schlug mir beide Hände vor den Mund.
Wer tat so etwas abscheuliches?!
Der Erste der sich rührte, war Appa.
Ich konnte sehen, wie er sich langsam zu Heesun umdrehte und mit der ruhigen Stimme eines Arztes sprach, "Rufen Sie bitte die Polizei an", die Hausangestellte nickte hastig und lief mit schnellen Schritten in Richtung des Wohnzimmers, wenn meine Beine nicht ihre Dienste aufgegeben hätten, wäre ich vermutlich ebenfalls dorthin geflüchtet.
Appa kniete sich nun hin und öffnete eine kleine Seitentasche seines Gepäcks, wo er sterile Handschuhe herausnahm, um dann mit bedächtigen Schritten zu dem kleinen toten Wesen lief, "Ich denke, dass das keine gute Idee ist", kam es von Eomma die immer noch mit verschränkten Armen eine gewisse Ferne beibehielt, sie war zwar kontrolliert und gab sich stark, aber ich konnte sehen, wie die komplette Farbe aus ihrem Gesicht verschwunden war.
Jedoch ignorierte Appa sie und näherte sich dem Tier nun mit der behanschuhten Hand und entfernte dem Vögelchen den Fetzen um dessen Hals. Er entrollte das kleine Pergament und ich konnte sehen, wie sein Atem sich beschleunigte, dann schweifte sein Blick zu mir und in seinem Ausdruck lag die pure Angst.
Ich wich einige Schritte zurück und versteckte mich quasi hinter Jimin, der immer noch wie paralysiert auf einen Punkt im Raum starrte, "Tae... Liebling, du musst jetzt stark sein", kam es von meinen Vater, er überreichte mir mit zittrigen Händen das Papierstück.
Dies rüttelte auch Jimin wach, der stumm auf die säuberlich geschriebene Schrift schaute.
Ich wollte das nicht lesen, ich hatte Angst es zu lesen, trotzdem, trotzdem tat ich es.
Und ich bereute es.
Die Buchstaben waren mit Schnörkeln versetzt und fein ausgearbeitet, wenn man sie nur anschauen würde, ohne die Wörter zu lesen, könnte man denken, es wäre eine Einladung zu einer Hochzeit, so elegant wie es geschrieben war, nur leider war es für mich, eher das Schreiben zu meiner eigenen Beerdigung.
Lieber Taehyung....
So begann es...Wörter: 758
:) Hey
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Stolen Mirror Taekook
FanfictionTaehyung ist der Sohn von der Bürgermeisterin Hyun und wuchs behütet auf einem riesigen Anwesen auf. Er interessiert sich in seinem Alter für eher ungewöhnliche, gar seltsamen Themen, wie zum Beispiel für die Mythologien verschiedener Kulturen...