Chapter 107

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POV Taehyung
Es war alles wirklich sehr Nerven aufreißend und definitiv etwas, das mich mein ganzes Leben noch begleiten wird.
Ich wusste nicht, was mit Erina oder den Anderen, die wohl ebenfalls an meinem Fall beteiligt waren, passiert war.
Wurden sie bestraft?
Wurden sie zurecht gewiesen?
Hatten sie vielleicht gar keine Konsequenzen zu tragen?
Weder Jimin noch Yoongi konnten mir darüber Auskunft geben.
Das einzige was ich im Nachhinein noch aus diesem Tribunal erfahren hatte war, dass zumindestens Soona oder eher gesagt Aphrodite angemessen für, wie sie es nennen, 'Unbefugten Eingriff in die Zivilbevölkerung mit verheerenden Ende', bestraft wurde und wenn ich mir die Gesichter meiner zwei Lieblingsgötter so anschaute, die jedes Mal wie zwei Masochisten lächelten, wenn sie darüber redeten, konnte ich mir gut vorstellen, dass die Strafe für eine Göttin angemessen war.
Jungkook und ich blieben noch insgesamt vier Tage im Elysium, das entsprach einen irdischen Zeitraum von vier Stunden, ehe wir wieder zurückgeschickt wurden.
Jimin und Yoongi blieben nicht mit bei uns an der Oberfläche, denn beide mussten noch eine Rechenschaft ablegen, wegen dem scheinhaften verschwinden von Persephone.
Es hat sich herausgestellt, dass sie den Göttern damit eine Heidenangst eingejagt hatten, denn diese begannen daran zu glauben, dass die Götter sich aufzulösen schienen, weil keines mehr auf der Erde lebende Geschöpf existierte, das an sie glaubte.
Also dachten sie halt, es hätte Persephone erwischt.
Jimin fand das alles ziemlich witzig.
Seine Eomma und Yoongi eher nicht so, denn es bedeutete direkt, dass sie eine schlimmere Rüge bekommen würden, als sie normal gekriegt hätten.
Auch die Veränderung meines Erbgutes war kontraproduktiv für den Prozess meiner beiden Freunde, wir wussten zwar noch nicht was mit mir passiert war, aber irgendwas war anders.
Jungkook zählte Sachen auf, die er als plausibel erachtete, Dinge die mich zu etwas aus seiner Welt machen könnten.
Ich könnte vielleicht nicht mehr krank werden oder Verletzungen würden schneller vergehen, was wirklich cool wäre.
Vielleicht könnte ich irgendwas wie Jimin, weil das Elysium quasi aus seiner Energie bestand und mich anscheinend jetzt ebenfalls durchzog.
Jungkook meinte, dass mich dies vermutlich zum ersten Halbgott der Persephone machen würde.
Dies bezweifelte ich.
Jedoch muss ich peinlicherweise zugeben, dass ich Blumen am Wegesrand jetzt bestimmt sechs Sekunden länger anstarrte und versuchte, irgendwas an ihnen zu verändern, bisher leider ohne Erfolg, aber ich würde damit vermutlich auch die nächste Zeit nicht aufhören können.
Natürlich tat ich dies nur um sicherzustellen, dass ich definitiv keine Jimin ähnlichen Kräfte besaß.
Ich werde nicht lügen und behaupten, dass ich das Elysium nicht direkt vermissen würde, als ich wieder in mein stinkendes kleines Zimmer zurückkam, das mir die letzten Wochen eher Feind als Freund war.
Der Abschied war schwer, auch, wenn ich wusste, dass ich Jimin, Yoongi und das Elysium wiedersehen würde.
Letzteres jedoch hoffentlich erst, wenn ich ein langes und glückliches Leben gelebt hatte~
Oder wenn Jimin Geburtstag feiert und es ausnahmsweise dort tun will.
Mein Zimmer hatte sich nicht verändert, warum sollte es auch?
Schließlich war ich offiziell nur an die  sieben bis acht Stunden nicht da gewesen...
Aber irgendwie hatte ich es trotzdem erwartet.
Ich und Jungkook zogen uns beide um, wechselten die Tracht des Elysiums, der griechischen Welt  zur Alltagskleidung.
Nun saß ich auf meinem Bett, lehnte mich an die Schulter von Kookie und genoss seine Streicheleinheiten.
Wir beide warteten darauf das Appa oder Eomma herkamen, um nach mir zu sehen... um zu überprüfen ob ich noch atmen würde.
"Was erzählen wir ihnen?", murmelte ich und küsste kurz seinen Hals.
"Du musst deinen Eltern nichts erzählen, wir tun überrascht, fassungslos, legen alles als ein Wunder ab", flüsterte er zurück.
Ich nickte.
Alles andere würden sie uns vermutlich eh nicht glauben.
Ich hörte draußen eine andere Tür.
Das waren sie...
Mit geschlossenen Augen und einen Seufzer auf dem Lippen löste ich mich von Jungkook.
Dieser stand auf und verschwand blitzschnell in sein Zimmer.
Es war still und ich war das erstemal seit Tagen allein.
Tief einatmen Taehyung~
Zugegeben, ich hatte mir viele Gedanken gemacht....
Meine Eltern sind wegen mir, wegen den Göttern, durch fast genau so viel Scheiße gegangen wie ich.
Sie mussten lernen mit dem Gedanken zu leben, ihr Kind zu verlieren.
Das leise knirschen meiner Tür holte mich zurück.
Eomma schob sich so geschmeidig so wie es für sie möglich war in mein Zimmer.
Sie erstarrte jedoch als sie mich auf dem Bett sitzen sah.
Ich saß ohne Probleme, hatte etwas angezogen und das alles ohne Hilfe.
Sie schlug ihre Hände vor den Mund.
Mein Herz zog sich bei ihren Tränen schmerzlich zusammen.
Hätte sie ebenfalls so reagiert, wenn ich gestorben wäre?
Vermutlich.
Wäre es extremer ausgefallen?
Hätte sie geschrien?
"Tae-? Taehyung?", ihre Stimme bebte und zitterte.
"Eomma", erwiderte ich leise, aber mit kräftiger Stimme.... mit einer gesunden Stimme.
Sie schluchzte laut auf.
"Mein Baby", weinte sie und kam auf mich zu gelaufen.
Ihre kleinen zarten Hände umgriffen mein Gesicht, betasten es sorgfältig.
Ich schloss genüsslich die Augen.
"Mir geht es gut", hauchte ich.
"Das- Wie? Die Ärzte meinten du würdest...Warum ist das möglich?", weitere Schritte erklangen im Flur.
Eomma taumelte von mir zurück und plumpste auf den Boden.
Appa machte im gleichen Moment die Tür auf und wir starrten uns an.
"Taehyung?!", stieß er aus und musterte ebenfalls jeden Zentimeter meines Körpers, eher er zu uns stürzte und mich und Eomma überprüfte.
"Wie geht's dir?", fragte Appa und bedachte mich mit einen besorgten, ungläubigen Blick.
Ich rang mich zu einem Lächeln durch.
"Ich habe keine Schmerzen, vielleicht wirken die neuen Tabletten?", Appa runzelte die Stirn und nahm die Tablettenpackung in die Hand und begutachtet sie.
Eomma war inzwischen wieder auf den Beinen und streichelte über meinen Rücken.
Ich seufzte wohlig.
Es war schön.
Ich beugte mich zu meinen Eltern nach vorne und umarmte sie.
Appa sein Körper verkrampfte sich augenblicklich,  als ich mich mit recht viel Elan zu den beiden bewegte.
Ich verstand das, ich verstand es wirklich.
Keiner von uns hatte geglaubt, dass ich je wieder so etwas tun könnte und nun soll alles über Nacht verschwunden sein?
Natürlich war er deshalb vorsichtig, mit meinen armen geschundenen Körper.
Ich war noch nicht wieder völlig hergestellt, manche Dinge forderten mich noch mehr als vorher, aber mir ging es gut.
Wahrhaftig gut.
Ich war gesund, geheilt.
Als auch Appa dies zu realisieren schien, zog er mich und Eomma näher an sich heran.
Lächelnd bettete ich meinen Kopf auf seiner bebenden Schulter.
Als ich von da meinem Blick hob, erkannte ich Jungkook der lächelnd an der Tür stand und uns beobachtete.
Es würde für uns beide unangenehm werden so zu tun, als ob Jungkook mich genauso das erstemal vorfindet, wie meine Eltern.
Hoffentlich würde ich nicht los lachen, wenn er hysterisch zusammenbrach, weil er mich auf 'wundersamerweise' putzmunter vorfand und wir nun doch zusammen sein können.
Meine Grinsen wurde breiter und auch er musste sich ein Lachen verkneifen, als ich ihm diesen Gedankengang mitteilte.
Es war alles surreal.
Ich hatte mir eigentlich verboten daran zu glauben, dass alles wieder gut werden würde, aber nun war es das.
Natürlich hatte mein Stress in der Schule nichts damit zu tun, das die Götter getan hatten, aber im Vergleich dazu würde ich schon mit Suwoo und Iseul  irgendwie klar kommen.
Mal abgesehen davon, dass ich wusste, dass Yoongi als mein Ersatzappa, ein Exsemble an einem von ihnen statuieren würde, sobald einer auch nur in meine Richtung atmen sollte und Jungkook würde vermutlich jeden einzelnen irgendwo in einem verstaubten Keller foltern, wenn diese auch nur meinen Blick kreuzten.
Also ja.
Ich würde klar kommen...
Ich schloss die Augen und ließ mich von meinen Eltern umarmen.
Ich liebte sie.
Ich liebte Jungkook.
Und ich würde nun jeden Moment in meinen Leben mehr genießen, als ich es zuvor getan hatte...
Denn das Leben war wertvoll und könnte jeden Augenblick enden, also warum sollte ich es weiter elendig an mir vorbeiziehen lassen?
Ich hatte es am eigenen Körper erlebt, wie schnell sich etwas ändern konnte.
Ich würde nie mehr zulassen, dass mir schöne Momente gestohlen werden, ich würde nun versuchen,  jeden einzelnen zu ergreifen und in meinem Herzen festzuhalten, bis ich  mich wirklich meiner Seele beraubt werde und der Fuhrmann mich zur letzten Reise antreten lassen würde.
Ich lächelte...
und genoss meinen ersten schönen Moment, den ich mir in meinem, von den Göttern geschenkten neuen Leben, schuf und in meinen Herzen verschloss, mit den Menschen, die ich am meisten liebte....

Wörter: 1393

Stolen Mirror TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt