Kapitel 104

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Es geht alles ganz schnell. Viel zu schnell.

Ellies Stimme bricht mit jedem Schrei, der aus ihrem tiefernsten Inneren explodiert.

Die Worte vom Arzt wiederholen sich wie ein endloses Mantra in mir.

„Sobald sie aus diesem Schockzustand erwacht, wird sie zusammenbrechen. Ein Nervenzusammenbruch. Das sind starke Beruhigungsmittel. Sie müssen behutsam mit ihr sein aber sobald sie ausrastet, legen Sie ihr eine Tablette in den Mund und sorgen dafür das sie es nicht ausspuckt. Es löst sich auf der Zunge auf und danach sollte sie sich spätestens in einer Minute beruhigen."

Ich stelle mich sofort auf und hebe abwehrend meine Hände.
Ihr Gesicht ist schmerzverzerrt. Ihre Rippen sind gebrochen verdammt.

Sie möchte aufstehen und wegrennen, denn sie reißt sich die Decke von ihrem Körper.

„Ellie!" schreie ich ihr entgegen aber sie sieht mich nicht an. Ihr Blick klebt förmlich an der Tür.

Als sie dann ihr Bein anhebt, packe ich ihr Bein.

„Stopp! Verdammt, deine Rippen sind gebrochen!!" ich schreie mittlerweile so laut, dass ihre Stimme dagegen wie ein leises piepsen wirkt.

„Hilfe...Nein!...nein!!" Ihre Augen werden glasig und sie krallt sich mit ihren Händen links und rechts in die Matratze.

„Fuck, was habe ich getan??" höre ich Jimin hinter mir schreien.

„Was ist los? Oh Gott..." ich nehme Jins Stimme wahr aber ich kann mich nicht auf die Jungs konzentrieren.

Vorsichtig aber dennoch fest, drücke ich ihr Bein aufs Bett und greife nach der kleinen Dosen, die auf dem Boden ist.

Sie zittert und mit meiner linken Hand, drücke ich weiter ihre Beine auf die Matratze.

Als ich die Dose in den Hand halte, bemerke ich wie ich selbst extrem zittere aber ich muss ihr diese verfickte Tablette auf die Zunge legen.

Ihre Schreie klingeln förmlich in meinen Ohren aber ich versuche es zu ignorieren.
Es ist gut, dass keiner der anderen an das Bett kommen und sie berühren, denn ich bin mir sicher, dass sie noch mehr ausrasten würde.

Ganz dicht und ohne meinen Blick von ihrem schmerzverzerrtem Gesicht zu lösen, setzte ich mich  neben sie.

Als ich ihren Körper mit meinen berühre, reißt sie ihren Kopf zu mir rum und sieht mich an.

Plötzlich, so als hätte sie noch nie geschrien, verstummt sie.

Ihre Augen sind geweitet und rot, bis auf ihre Iris ist alles rot.
Sie starrt mich an und alles um uns herum verstummt auch.
Seitdem sie hier ist, sieht sie mich zum ersten Mal an. Zum ersten Mal, nimmt sie mich wahr.

Ihr Körper hört auf zu beben und ich löse meinen festen Griff von ihren Beinen.

„Ich bin's..." ich merke erst jetzt wie atemlos ich bin. Mein Herz hämmert gegen mein Brustkorb und ich fühle mich extrem schwach.

Ihr Mund klappt auf und die Tränen in ihren Augen rollen über ihre Wangen.
„Du bist in Sicherheit..." mehr als ein Flüstern bekomme ich nicht raus, denn ich habe Angst, dass sie wieder Angst bekommt und schreit.

Sie atmet geräuschvoll ein und schließt ihre Augen.
Es ist so als würde sie innerlich zählen, denn nach wenigen Sekunden öffnet sie ihre Augen wieder und sieht fest in meine Augen.
Ihre Schultern sacken nach unten und sie beginnt zu weinen. Laut zu weinen. Ihr gesamter Körper fällt vor meinem Augen förmlich zusammen und auch ich spüre meine eigenen Tränen auf meinen Wangen.

Ich lasse meinen Kopf sinken, da ich ihren Anblick nicht mehr aushalte. Es tut mir körperlich und seelisch weh, sie so zu sehen.
Ellie hat das hier nicht verdient. Wäre ich bei ihr geblieben, wäre ich von Anfang an ihrer Seite gestanden, hätte sie das alles nicht erleben müssen.
Ich bin kein bisschen besser als Hwang oder-

Meine Gedanken werden schlagartig still und mein Kopf erhebt sich.
Ihre kalte, zitternde Hand ist an meiner Wange.

Als ich sie wieder ansehe, schluchzt sie auf.

„J..Jungkook.." und sobald ich meinen Namen aus ihrem Mund höre, fällt die kleine Dose aus meiner Hand und ich lege meine Hand auch auf ihre Wange.

„Ja.." sage ich dümmlich, denn mehr bekomme ich nicht über die Lippen.

Ganz vorsichtig, lasse ich meine Stirn an ihre Stirn sinken und schließe die Augen.
Ich spüre ihren Atem an meiner Haut und ihre Hand gleitet an meinen Nacken.

„Jungkook..." flüstert sie gegen meine Lippen und obwohl ich nicht weiß ob es falsch oder richtig ist, drücke ich meine Lippen auf ihre.

The Trap // JKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt