Kapitel 125

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Es ist etwas zwischen Entsetzen und Ehrfurcht.

Ihre Haltung vor diesem Mann, ist wie die eines Richters. Sie entscheidet über alles.

Die Ellie, die so viel durchmachen musste, steht da und sorgt dafür das wir alle an ihren Lippen kleben.

Seitdem Hwang mitten im Wohnbereich auf diesen Stuhl gefesselt ist Max steht sie vor ihm. Mit dem Rücken zur Terrassentür, schlägt ihr das dämmrige Licht der winterlichen Sonne, in den Rücken und lässt sie in einer solchen Schönheit erstrahlen, dass meine Müdigkeit und die Wut der letzten Wochen und Tage kurz verschwunden sind. 

Hoseok hat die Hwangs Hände  nach hinten an die Rückenlehne des Stuhles gebunden. Seine Augen sind nicht mehr verbunden und auch an seinen Lippen ist nichts mehr. Doch so wie der Mann schweigt, könnte man meinen das seine Lippen mit Sekundenkleber zusammengeklebt wurden.

Es muss für ihn hart sein. Das letzte Mal als er seine Tochter gesehen hat, was sie in weiß gekleidet. Eine traumhafte Braut. Jetzt aber steht sie , ganz in schwarz gekleidet vor ihm und wirkt wie eine eiskalte und komplett veränderte Frau.

Sie wirkt nicht mehr wie die Ellie, die im Bett lag. Das ist sie nicht mehr.

Und umso länger ich sie anstarre, desto beklemmender wird das hier alles. Im Flugzeug dachte ich, dass das absolut schlimmste in meinem Leben überstanden ist und das Hwang und Play, die einzigen Probleme sind, um die ich mich kümmern muss. Doch ich weiß, irgendetwas in mir schreit, dass mir das schlimmste noch bevorsteht.

„Wie wichtig bin ich dir?" die Frage durchbricht die Stille wie ein ohrenbetäubender Knall. Dabei spricht Ellie ruhig. Ihre Stimme zittert nicht und man kann nichts in ihrer Stimme raushören, dass sie durch die Hölle gehen musste.

Hwangs Mundwinkel zucken leicht und mein Blick richtet sich wieder neben mich. Ellie steht einige Schritte von mir entfernt aber trotzdem erkenne ich, wie sie tief einatmen muss.

„Unter diesen Umständen.." Hwang beginnt seinen Kopf zu schütteln. Sein Gesicht ist mittlerweile mehr als nur angeschwollen und die Farbe ist lila und rot. Es befriedigt mich auf eine ganz andere Art und Weise, ihn so verstellt zu sehen. Wäre sein Körper jetzt auch noch verletzt und in einem unmenschlichen Zustand, wäre ich noch zufriedener.

„...werde ich nicht mit dir sprechen, Ellie."

Sofort ziehen sich meine Muskeln schmerzhaft in meinem gesamten Körper zusammen.

Er steckt in dieser verfickten Lage und nimmt sich es heraus, noch solche Sprüche zu bringen?!

Neben mir höre ich ein leises Kichern. Sofort löse ich meinen Blick von Hwang, der mittlerweile seine Augen geweitet hat und schau neben mich zu Ellie.

Ein teuflisches Grinsen macht sich auf ihren Lippen breit und wieder entfährt ihr ein leises Kichern.
Ohne noch weiter darüber nachzudenken, trete ich näher an sie und lege meine Finger um ihren Unterarm.

„Ellie.."flüstere ich dicht an ihrem Ohr aber sie reagiert nicht.
„Du musst das nicht jetzt machen..-„

„Du willst nicht mit mir sprechen?" sie nickt und es ist so, als würde sie mich und meine Worte nicht wahrnehmen.

„Unter diesen Umständen, nein." Hwang spricht jetzt lauter und ich weiß einfach, dass ihm das alles hier gewaltig gegen den Strich geht.

Dieser Bastard soll glücklich über seine aktuell Lage sein, denn wäre das hier nach mir gegangen, würde seine Leiche in einem verfickten Drecksloch vergammeln.

„Gut, dann lassen wir das mit der Unterhaltung." während meine Hand sich weiterhin um ihren Arm schließt, blicke ich  in ihr schönes Gesicht.

Was hast du vor?...

Ich brauche dringend  die Antwort zu dieser Frage. Bin mir aber sicher, dass sie es mir nicht beantworten wird.

Noch während ich sie ansehe, dreht sie ihren Kopf zu mir und ihre Augen blicken direkt in meine.

„Ruf Play. Er soll kommen." sie flüstert aber ihr Stimme ist glasklar.

Play und Hwang in ein und demselben Raum. Will sie sich und auch uns alle komplett überfordern?

„Mach langsam. Das wird dir-"

„Mach einfach." ihr flüstern ist wie ein Schwert, dass meine Stimme und meine Worte in zwei teilt.

Sie blinzelt nicht, während sie tief in meine Augen schaut. Ihr Augen wirken aber so, als könnten sie sich nie wieder mit Tränen füllen. Als wären sie nur die Augen einer Puppe. Eine atemberaubenden Puppe.

„Was dann?" ich hauche die Frage und würde sie nicht ihren Kopf etwas mehr anheben , könnte man meinen, dass sie es nicht gehört hat.

„Das Ende."
Meine Augen weiten sich und eine Gänsehaut bildet sich an meinem gesamten Körper.

Das Ende, von was?

Meine Hand schließt sich noch fester um ihren Arm und ich ziehe sie an mich.
Egal wie stark sie gerade aussieht, ihr Körper ist schwach, denn sie kann sich nicht wirklich gegen mich stemmen.

„Von was das Ende? Sag es mir-"
Wieder unterbricht sie mich aber diesmal macht sie es mit ihrer Hand. Sie presst ihre Hand auf meinem Mund und schüttelt leicht ihren Kopf.

„Wenn ich dir etwas bedeute, wirst du Play anrufen und hierher bestellen."

Und so spricht sie das aus, gegen das ich nicht ankommen kann. Sie bedeutet mir alles. Absolut alles.

Ich könnte ihre Hand von meinem Mund reißen und ihr das entgegen schreien, nur damit sie weiß wie sehr sie mir etwas bedeutet aber das wird sie aktuell  nicht interessieren.

Meine freie Hand gleitet zu meiner Hosentasche und ich ziehe mir mein Handy aus der Hosentasche. Erst als ich mein Handy hochhebe, lässt sie ihre Hand von meinem Mund sinken.

Bevor ich sie loslasse, drücke ich meine Lippen sanft an ihre Haare und so über ihr Ohr.

„Und wenn ich dir etwas bedeute, wirst du mir sagen, was du vor hast."

Sie spannt sich sofort an und ich höre ihren regelmäßigen Atem nicht mehr.
Es vergehen einige Sekunden aber es kommt keine Antwort.

Langsam lösen sich meine Finger von ihrem Arm und ich trete ein Schritt von ihr zurück. Ihr Blick ist nicht mehr auf mich gerichtet sondern auf ihren Vater.

In diesem Moment, sterbe ich.
Und in diesem Moment weiß ich auch, dass es nicht nur das Ende von Hwang und Play sein wird.

The Trap // JKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt