Kapitel 9

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Ich sollte wieder in den Jet einsteigen und das Land komplett verlassen.

Doch jetzt bin ich hier und kann nicht abhauen.

Die Bodyguards stehen da bestimmt, damit sie mich davon abhalten, wieder in den Jet einzusteigen.

Bevor mein Verstand noch mehr Theorien erstellt, setzte ich mich ins Auto.

Die Tür wird sofort geschlossen und ich kann nicht neben mich schauen.

Der Geruch nach Whisky füllt meine Nase und ich höre wie er tief einatmet.

Ich muss hier durch. Ich will wissen was los ist.

Wenn ich wegrennen würde, würde ich nicht erfahren was los ist.

Langsam drehe ich mich zu ihm und schaue ihn an.

Seine Frisur, seine Anzug, einfach alles sitzt perfekt.
Schon als Kind habe ich mein Vater nie ohne Anzug oder mit zerzausten Haaren gesehen.

Seine Augen sind so dunkle wie meine und sein Gesichtsausdruck ist undurchdringlich.

Ich senke meinen Kopf und schließe dabei kurz meine Augen.

Vielleicht  übertreibe ich einfach und es ist alles ganz normal.

„Hallo, Vater." sage ich tief, hebe Kopf und  meinen Blick und begegne seinen Augen.

Er nickt leicht.

„Hallo, Jungkook." seine Stimme ist rau aber nicht wütend oder gereizt.
Das ist ein sehr gutes Zeichen.

Vielleicht habe ich wirklich übertrieben.

„Fahr." sagt er knapp und der Fahrer  fährt sofort los.

Vorsichtig lehne ich mich zurück und lasse meinen Kopf kreisen.
Würden  andere erleben, wie die Anwesenheit von meinem Vater mich anspannt, wäre ich der Clown auf jeder Party. Ich muss damit aufhören.

„Wie geht es dir?" als ich zu meinem Vater sehe, schaut er geradeaus.
Sein Kiefer ist angespannt.

„Gut und dir?" frage ich und löse meinen Blick nicht von ihm.

„Mir wird es bald besser gehen."

Ein einfaches „Gut" oder „Schlecht " hätte es auch getan. Was meint er damit?

„Ist etwas pa-"

Noch bevor ich meine Frage vollständig stellen kann, werde ich unterbrochen.

„Du hast mich mit deinem Abschluss und auch mit deinem Studium damals sehr stolz gemacht."

Seine Worte  kommen zwar bei mir an aber ergeben keinen Sinn. Er hat mir für meinen Abschluss damals ein Auto und für mein Master eine Villa in Busan und einen in Itaewon  geschenkt. Neben den Geschenken hat er mir auf die Schulter geklopft und das war es.
Er hat nie erwähnt das er stolz auf mich ist. Es war für ihn klar, dass ich einen Master  in international Management mache um später Ahnung über die Führung und Leitung seiner Firma zu haben.
Er hat es noch nie thematisiert. Doch heute erlebe ich anscheinend eine Premiere. Eine Premiere, die ich so nicht erleben möchte.

Die Limousine rast an sämtlichen Autos vorbei und ich wünsche es mir so sehr, die kalte Luft auf meiner Haut zu spüren.
Aktuell fällt er mir nämlich schwer zu atmen.
Meine Hoffnung verschwindet immer mehr, denn alleine diese Frage zeigt mir eindeutig, dass etwas nicht stimmt. Das hier ist nicht normal.

„Nicht nur mit deiner Karriere, solltest du uns stolz machen. Als mein Sohn, ist das in jedem Bereich, deines Lebens deine Pflicht."

In jedem Bereich meines Lebens, ist das meine Pflicht....

Wenn man bedenkt, wer mein Vater ist und was er macht und aufgebaut hat, wiegen diese Worte sehr schwer.

Aber ich weiß doch, was meine Pflichten sind.

Denkt er, dass die Partys und mein Lifestyle zu viel geworden sind? Er hat seine Augen und Ohren überall aber er hat viele Dinge, ganz sicher nicht mitbekommen. Ich habe schließlich sehr früh gelernt, wie ich manche Dinge machen muss, damit er nichts mitbekommt.

Doch wenn er manche Dinge mitbekommen hat, kann ich dafür sorgen, dass ich vorsichtiger werde.
Ich könnte in anderen Ländern meine Partys machen und die Jungs dort treffen.

„Ich bin mir meiner Pflichten sehr bewusst." meine Stimme ist ruhig aber meine linke Hand bildet sich zu einer Faust und ich drücke es auf meinen Oberschenkel. Diese Anspannung, stört mich extrem.

Mein Vater dreht seinen Kopf zu mir und sieht mich jetzt  an.

„Das weiß ich und das rechne ich dir sehr hoch an. Es gibt aber Dinge, die ein Mann tun muss, wenn die Zeit gekommen ist. Deine Zeit ist gekommen. Eine andere Pflicht ruft dich. Du wirst diese Pflicht erfüllen."

Sein Blick fixiert mich und ich habe das Gefühl, dass er in meine Seele starrt.

Meine Pflichten sind festgelegt. Meine Pflicht ist die Firma.
Ich hoffe aber trotzdem, dass er nicht vor hat in naher Zukunft zu sterben.

Eine andere Pflicht ist mir nicht bekannt und deswegen ziehe ich leicht eine Augenbraue hoch.

„Wa-"

Wieder unterbricht er mich und seine Worte sind wie Peitschen hiebe.

„Du wirst für diese Familie, für mich und deine Mutter,  alles tun."

Das Auto hält plötzlich an und unsere Türen werden geöffnet. Mein Vater steigt sofort aus.
Er streicht beim Gehen, sein Jackett glatt und läuft zum Eingangstor seiner Villa.

„Fahr zurück " will ich dem Fahrer sagen, denn ich tue für meine Familie vieles  aber niemals „alles".
Die Arbeit zu übernehmen, ist schon eine große Pflicht und eine umso größere Verantwortung. Und mehr als das werde und möchte ich nicht tun.

Egal was mein Vater andeutet, ich werde nicht alles tun.
Einen Teil meines jetzigen Lebens, werde ich nämlich für immer behalten.

Ich atmet tief ein und trete mit einem festen Schritt aus der Limousine.

Auch ich laufe zum Eingangstor und dieser wird mir geöffnet.

An der Tür steht, wie erwarte,  die Haushälterin und verbeugt sich vor mir.

Wenigstens das ist wie erwartet.

„Hallo Mr. Jeon. Ihr Anzug für den Abend ist in ihrem Zimmer."

Mrs. Lee lächelt und ich merke erst jetzt, wie sehr man ihr anmerkt, wie alt sie geworden ist. Dafür ist sie aber immer noch fit.

Ich bleibe genau vor ist stehen und schaue auf sie runter.

„Wie schlimm wird es." flüstere ich. Wenn es nämlich jemand gibt, der weiß was mein Vater von mir verlangt, ist es Mrs. Lee.

Als sie ihren Blick von meinem löst und zur Seite sieht, weiß ich dass es sehr schlimm ist. Sehr sehr schlimm.

Ohne ein weiteres Wort, laufe ich an ihr vorbei und die Tür wird hinter mir geschlossen.

Eine Last, wie ich sie noch nie gespürt habe, legt sie auf meine Schultern.

Ich rechne mit dem Schlimmsten aber ich bin mir sicher, dass es trotzdem schlimmer wird als das.

The Trap // JKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt