The Trap // JK

Kapitel 108

Adrenalin schießt durch meine Adern.
Meine Beine machen sich selbstständig. Ich stehe auf und auch die Jungs tun das.

„Was ist?" Taehyung reißt mir den Brief aus den Händen und während die anderen über seine Schultern schauen und mitlesen, versuche ich meine Gedanken zu sortieren.

„Shit..."gibt Jimin von sich und die anderen brummen zustimmend.

Ich starre abwechselnd in ihre Gesichter. Sie richten nach und nach ihren Blick auf das Paket.

Sie denken nicht das, was ich denke?
Erkennen nicht den Hinweis, den ich erkannt habe?

Ich folge ihren Blicken und schaue auch auf das Paket.

„Da sind eure Bilder drin." sagt Hoseok leise.

Das ist es also, sie übersehen den großen Hinweis und haben nur noch die Bilder im Blick.

Die Bilder. Von dem Tag, von dem ihm ernsthaft geglaubt habe, dass es der schlimmste Tag meines Lebens ist.

Das war es nicht. Dieser Erkenntnis kam aber viel zu spät.

„Möchtest du es dir nicht ansehen ?" Jimin spricht weiterhin leise und ich hebe meinen Blick und begegne seinen dunklen Augen.

Ich weiß nicht, was in ihm vorgeht und ob er Ellie immer noch mehr mag, als das er sollte aber ich weiß, dass er die Bilder auch unbedingt sehen möchte. Das er sich fragt, ob da drin wirklich noch die Bilder der „alten" Ellie drin ist. Die Ellie, die Angst vor mir hatte aber mir trotzdem fest in die Augen geblickt  hat. Die Ellie, die stärker war als alle Menschen, die ich kenne.
Sie war stark und ist sie noch aber wir müssen sie daran erinnern.
Hinter der zerstörten Hülle, sitzt sie und wartet darauf, sich mir zu zeigen.

Meine Gedanken driften von meinem Plan zu den Bildern von meiner Ellie und ich setze mich wieder auf die Couch.
Mit zitternden Fingern, entferne ich das Füllmaterial aus dem Paket und das Erste das ich sehe, ist ein weißes Album. Auf dem Album stehen unsere Namen.

~~Ellie und Jungkook~~

Meine Finger gleiten über die schwarzen  kursiven Buchstaben unserer Namen.

Mann und Frau. Das waren wir. Ohne das ich es überhaupt wirklich verstanden habe. Sie war meine Frau und ich ihr Mann.
Sie war das auf dieser Welt, was ich als Meins bezeichnen konnte.
Nein. Sie ist immer noch Meins. Meine Frau. Es ist mir egal, was auf den Papieren stehen.
Ich atme tief durch und spüre, wie mir jetzt schon die Tränen in den Augen brennen.

Vorsichtig, so als wäre das Album zerbrechlich, hebe ich es aus dem Karton und lasse es auf meinem Schoß nieder.

Während ich das Album aufklappe, versuche ich mich daran zu erinnern, wie sie ausgesehen hat. Das weiße Brautkleid, ihre Haare und ihr Gesicht, ihre Augen.
Doch als ich das Album  aufschlage, verblasst das Bild vor meinem inneren Auge.

Es ist ein Bild von uns.
Vor dem Altar. Wir sind zueinander gewandt und schauen einander an.

Sie sieht aus wie ein Engel und ich sehe aus wie ein Teufel.

Sie ist der hellste Moment eines wunderschönsten Tages und ich, die absolute Finsternis einer trostlosen Nacht.

Mein Zeigefinger streicht erst über das Kleid und dann über ihre Haare. Für einen kurzen Moment, habe ich das Gefühl, sie unter meinem Finger zu spüren.  Ihre weichen Haare, meine Sinne spielen mir einen Streich, denn ich rieche sie auch. Dieser unglaubliche Duft. Wie kann es sein, dass ich es damals nicht wahrgenommen habe und jetzt rieche und dabei eine Gänsehaut bekomme? Hat mein Unterbewusstsein etwa alles an ihr wahrgenommen?

Als ich einatme, merke ich dass ich zittere.
Ich verspüre das Bedürfnis, ihr Gesicht zu sehen und schlage deshalb die nächste Seite auf.

Sofort blicken mich ihre Augen an. Wunderschön und traurig.
Sie steht draußen und die Sonnenstrahlen fallen auf sie. Es ist aber so als würde sie heller strahlen als die Sonnenstrahlen.

Sie war atemberaubend...
Sie ist atemberaubend.

Eine einzelnen Träne fällt auf das Bild und ihre Augen, ich schnappe nach Luft und schlage das Album zu.

„Ganz ruhig.." flüstert Taehyung neben mir aber ich spüre die heftigen Schläge meines Herzes in meinem ganzen Körper.
So als hätte ich mich an dem Album verbrannt, hebe ich es von meinem Schoß und lege es sofort auf Couchtisch und stehe auf.

„Jungkook.." Jin spricht genauso leise wie Taehyung.

Meine Beine übernehmen die Kontrolle für mich.
Ich laufe mit schnellen Schritten aus dem Wohnzimmer und dann die Treppen hoch.

Ich reiße unsere Zimmertür auf und renne förmlich an das Bett neben Ellie.

Sie liegt da und ihre Augen sind geschlossen.
Die Beruhigungsmittel, die sie zu sich nehmen muss, sorgen dafür das sie extrem viel schläft und in ihrer Lage, ist dass das Beste für ihren Körper.

Immer wenn ich bei ihr bin, wird mein Leben ganz leise und langsam.
Ich sinke langsam, neben sie auf die Knie.

Ganz vorsichtig und behutsam, schließe ich meine Hand um ihre. Ihre Haut ist warm und sie wärmt so meine kalten Handflächen.
Sobald ich ihre Hand anhebe, drücke ich ihr Handrücken an meine Stirn und schließe die Augen.

„Ich werde dich nicht enttäuschen. Glaub mir das. Du wirst wieder strahlen. Du wirst glücklich sein." meine ohnehin schon leise Stimme bricht und ich werde noch leiser.
„Ich werde jeden, der dir jemals etwas schlechtes getan hat, dafür strafen. Sie werden bezahlen."

Ich löse ihren Handrücken von meiner Stirn und öffne meine Augen wieder. Meine Lippen drücken sie auf ihren Handrücken.

„Auch wenn ich mich selbst auch dafür strafen muss. Ich werde es tun. Aber bitte, sei einfach wieder glücklich." Diese Worte flüstere ich an ihre zarte Haut und ich möchte, dass sich diese Wort in ihre Haut brennt, denn ich meine es ernst.

Nach einigen Sekunden der absoluten Stille, senke ich ihre Hand wieder neben sich auf das Bett und stehe auf. Mein Blick fällt auf ihr schlafendes Gesicht und ich fahre mir mit meinen Finger über die Wangen. Die Tränen befeuchten meine Finger und ich atme tief ein und aus.
Als meine Wangen dann etwas trocken sind, streiche ich meine Hemd glatt, verlasse das Zimmer und ziehe die Tür leise hinter mir zu.

Egal was das hier kosten wird, ich werde es schaffen.

Ich kommen unten an und im Flur stehen die Jungs.

„Komm schon, wir haben eine Adresse zu besuchen." Namjoon hebt meinen Schlüsselbund hoch und wirft ihn mir dann zu.

Durch meinen schnellen Reflex, fange ich es auf und nicke langsam.

Sie haben es doch nicht übersehen...

Diese Jungs. Ich bin so fucking dankbar für sie.