Kapitel 123

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Ellie

Das heisse Wasser der Dusche trifft meinen angeschlagenen Körper wie Peitschenhiebe.

Immer wieder muss ich mich abstützen und das Wasser abstellen um zu atmen.

Jin war lange weg und ich bin einfach sitzen geblieben, habe die Ramennudeln angestarrt und beobachtet wie es immer kälter geworden ist.

Mein Kopf war voller Fragen aber das erschreckende war, dass ich auf jede Frage eine Antwort hatte.
Einige der Antworten sind gemein und dem schwachen Teil in mir, ist es zu viel.

Das alles hier ist zu viel und wenn ich daran denke, dass mein Vater in wenigen Minuten vor mir stehen wird, habe ich das Gefühl unter dem Druck zu zerbrechen.

Bevor ich die Tür zum Bad geschlossen habe, hat Jin nur kurz gesagt, dass sie in ungefähr einer Stunde Seoul landen werden. Mein Gefühl für die Zeit habe ich schon sehr lange verloren aber trotzdem scheint mir das alles hier viel zu schnell zu passieren.

Erschreckend ist auch, dass ich nach dem Telefonat mit Jungkook ein so bedrückendes Gefühl habe, dass mir das Atmen ernsthaft schwer macht.

Jins Reaktion in der Küche war eindeutig und ich weiß, dass sie es alle nicht verstehen werden.

Sie werden mich alle hassen.
Werden es bereuen, dass sie sich überhaupt die Mühe gemacht haben um ihn zu finden.

Es wäre eigentlich fair gewesen, dass ich das alles alleine durchziehe aber sie waren schneller.

Das klopfen an der Tür, lässt mich heftig zusammenzucken und meine Gedanken werden unterbrochen. Fasst schon reflexhaft, drehe ich das Wasser aus.

„Ist alles gut bei dir? Brauchst du Hilfe?" ertönt Jins Stimme und ich trete mit wackligem Schritt aus der Dusche.

„Nein." antworte ich knapp und nehme mir den Bademantel, der an der Tür hängt und ziehe es über meinen angeschlagenen Körper.

„Okay..aber.." er hört sich plötzlich verunsichert an und ich trete näher an die Tür.
„Sie sind bald da.."
In seiner Stimme schwingt eine Besorgnis mit,die man einfach nicht überhören könnte.
Er hat mich die letzten Tage hautnah miterlebt und hat wahrscheinlich verstanden, wie unberechenbar das Wiedersehen sein wird.

Meine Hand legt sich flach an die Tür und ich schließe die Augen. Mit der anderen Hand halte ich meinen Bademantel vorne zu.
„Ich mache mich fertig." flüstere ich und als ich das leise Ja von Jin höre, lasse ich meine Hand wieder sinken.

Es wird nicht mehr lange dauern und er ist vor mir.
Ich atme ganz bewusst tief ein und versuche dann langsam wieder auszuatmen. Lange Atemzüge sind durch meine Rippen nicht wirklich möglich aber ich brauche sie einfach und dafür muss ich diesen stechenden Schmerz ertragen.

Während ich zum Waschbecken laufe, habe ich das Gefühl, dass der Boden unter meinen Füßen wackelt.

Als ich am Waschbecken ankomme, halt ich mich sofort fest und versuche nicht umzukippen. Mein Kopf lasse ich runterhängen und schließe meine Augen.

Ich muss mich kontrollieren. Muss absolute Kontrolle über mich und meinen Körper haben.
Sobald sie  da sind, wird es losgehen.

All die Rachepläne die mir durch den Kopf geschwirrt sind, während ich schweigenden und unter Schmerzen an die Decke gestarrt habe, müssen umgesetzt werden.
Das bin ich mir selbst einfach schuldig.

Ganz langsam hebe ich meinen Kopf und öffne meine Augen. Das Spiegelbild, dass sich mir zeigt ist die eines blassen Mädchens. Die nassen Haare hängen mir glatt runter und meine Augen sind viel dunkler als ich sie in Erinnerung hatte. Meine Haut ist so blass, dass man meinen könnte, dass ich keinen Tropfen Blut mehr in mir habe. Die allgemeine Beschreibung für meine Zustand wäre ganz einfach; Ich sehe leblos aus.

The Trap // JKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt