Kapitel 106

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Der Tag vermischt sich mit der Nacht und die Nacht, wird zu meiner Strafe.

Mein ganzes Leben scheint wie eine einzige Strafe.

Die Strafe für all meine Fehler. Für das, was ich angestellt habe. Vielleicht wurde ich von den unzähligen Frauen, mit denen ich gespielt habe, verflucht.

Aber könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich zurück in meine Kindheit. Vielleicht hat schon damals alles angefangen.
Nicht vielleicht. Es ist damals alles schiefgegangen. Angefangen hat es aber so richtig, als ich meinen Vater als Mörder gesehen habe.
Wie er den Mann kaltherzig erschossen hat. Genau dort , habe ich das verloren, was sich Empathie nennt, was sich Gefühle nennt.
Hätte ich diese Empathie gehabt, hätte ich Ellie damals nicht so behandelt. Hätte ich Gefühle gehabt, hätte ich erkannt, wie absolut atemberaubend sie ist und das obwohl sie aktuell verletzt ist.

Doch hier bin ich, am Ende mit meiner Nerven und mitten in einer Krise, in der auch meine Freunde stecken.
Wir stehen in einer Sackgasse und es führt kein Weg raus und auch nicht rein.

Mein Vater hat mich im Stich gelassen. Als er erfahren hat, dass Ellie wieder bei mir ist, hat er mir klar gemacht, dass er mir niemals helfen wird und dass ich noch sehen werden in was für ein Verderben mich das hier ziehen wird.
Er hat mit Play telefoniert und ihm gesagt, dass er absolut keine Verantwortung mehr für mich und meine Freunde übernehmen wird. Es ist ja nicht so, dass es nicht gereicht hat, dass er mich als Kind traumatisiert hat. Was anderes habe ich aber nicht erwartet.

„Du musst was essen." Jimin sitzt neben mir am Esstisch und schiebt den Teller mit Nudeln, näher an mich.

Er ist wirklich ironisch; wenn ich im Schlafzimmer bei Ellie bin, bin ich derjenige, der ist sagt das sie essen muss. Hier unten muss man es aber mir sagen.

In dem Zimmer herrscht sowieso eine anderen Welt. Eine Welt in der Ellie schweigt und ich jeden Tag darauf hoffe, dass sie spricht. Seit fünf Tagen läuft das schon so.
Sie sieht mich nur an und obwohl sie kein Wort sagt, höre ich ihre Stimme.

Bitte, mach dass dieser Schmerz aufhört."

Ich weiß das sie endlich wieder normal leben möchte und ich weiß auch, dass in diesem normalen Leben kein Platz für mich ist.

Sie muss das nicht aussprechen, damit ich es verstehe.

Genau deswegen will ich, dass ihr Schmerz etwas länger bleibt. Es ist extrem egoistisch aber es soll so lange dauern, bis ich ihren Vater geschnappt habe. Danach darf sie sich entscheiden aber sie muss erst sehen das ich und er und verdammt nochmal auch dieser verdammte Play nicht zur gleichen Welt gehören.

Play ist ein ekelhafter Bastard. Schon nach zwei Tagen, stand er vor der Haustür und wollte erfahren, was wir bezüglich Hwang machen.

Am liebsten hätte ich ihn angeschrien. Ihm gesagt, dass wir sieben Männer wie dumm ganz Asien unter die Lupe nehmen. Das wir in kürze in Amerika suchen müssen und dass, diese gesamte Situation aussichtslos ist. Die private Detektiv verlange viel Geld aber das Geld ist mir egal. Sie bekommen aber nichts heraus.

„Was bringt es ihr, wenn du wohlmöglich noch im Krankenhaus landest?" Yoongis Stimme dringt leise zu mir vor und ich richte meinen Blick auf ihn.

Er sieht mich ganz ruhig und entspannt an und nickt
„Mehr als das was wir gerade machen, können wir nicht durchziehen. Es geht nicht. Auch wenn es lang dauert, irgendwie wird es klappen aber nur, wenn wir nicht wahnsinnig werden."

Yoongi hat bisher mehr für mich getan als ich es mir je erträumt hätte. Angefangen vom Geld bis hin zu seiner endlosen Geduld während dieser Suche. Deswegen wirken seine Worte anderes auf mich.

„Er hat Recht. Wir müssen Essen, trinken und schlafen, damit wir genug Kraft haben um das hier zu machen." Namjoon seufzt leise nachdem er das sagt und ich nicke langsam.

Meine Glieder schmerzen, weil ich seit Tagen auf dem Stuhl, neben Ellies Bett „schlafe".

Ich hebe meine Hand und will gerade nach den Stäbchen greifen, als es plötzlich an der Tür klingelt.

Sofort stehe ich auf und merke wie mir schwindlig wird.

„Ich gehe schon." ruft Taehyung und ist schon auf dem Weg zur Tür.

Meine Hand gleitet zu meiner Stirn und ich laufe langsam, so wie auch die anderen, zum Flur.

Taehyung hat die Tür geöffnet und vor ihm steht ein Mann mit einem Paket in den Händen.

„Sind Sie Mr. Jeon?" fragt der Postbote.
Ein Postbote?

Ich habe Play erwartet, gedacht das er spontan wieder kontrollieren möchte aber es steht ein verdammter Postbote vor der Tür.

„Ehm, Nein." antwortet Taehyung hörbar verwirrt und tritt zur Seite.

Der Postbote sieht an Taehyung vorbei zu mir und ich laufe auf ihn zu.

„Ich bin Mr.Jeon." als ich vor ihm zum Stehen komme, gibt er mir das Paket und streckt mir sein Ablesegerät hin.

Verwirrt unterschreibe ich auf dem digitalen Bildschirm.

„Perfekt. Ein schönen Tag Ihnen." sagt der Postbote nett lächelnd und steigt dann in seinen kleinen Bus ein und fährt weg.

„Hast du was bestellt?" höre ich Jin hinter mir fragen und mein Blick senkt sich auf das Paket.

Es sind zwei Aufkleber drauf. Eine mit einer Adresse, die mit einem schwarzen Stift durchgestrichen ist und dann noch ein Aufkleber mit meiner Adresse. Auf dem Paket ist auch ein Aufdruck:
„Die Bilder ihrer schönsten Momente" und dann noch der Name von einem Mann.

Bilder?

Ich wende mich den Jungs zu und schüttle den Kopf.

The Trap // JKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt