Kapitel 109

415 20 2
                                    

Wir haben alle die Adresse. Die Adresse, die unser Licht am Ende von diesem verfickten Tunnel sein könnte.
Hoseok und Jin fahren in einem Auto.
Jimin, Taehyung und Namjoon in einem anderen und ich fahre alleine.
Yoongi ist bei Ellie geblieben um bei ihr zu sein, wenn sie wach wird.

Ich fahre vor ihnen her und sie folgen mir.

Das ich alleine in meinem Auto sitze und die anderen sich ein Auto teilen, ist beabsichtigt.

Wir wissen nicht, wer uns in dieser Wohnung empfangen wird. Würden sieben Autos vor der Tür parken, wäre es einschüchternd und auch auffällig.
Mit drei Autos ist es harmloser.

Geplant ist auch, dass nur ich und Jimin klingeln werden. Alleine könnte das gefährlich werden und zu zweit fühlt man sich etwas sicherer. Die fünf anderen Männer, die unten dann auf uns warten werden, gibt nochmal etwas mehr Sicherheit.

Keine Ahnung ob man sich bei sowas überhaupt sicher fühlen kann aber die Illusion sollte halt stimmen. Wir wollen uns selbst davon überzeugen, dass wir in wenigen Minuten, sämtliche Hinweise bekommen könnten.

Aktuell müssen wir daran glauben. Dieser Glaube sorgt dafür, dass ich die Gaspedale durchdrücke und mein Auto sich immer mehr beschleunigt.

Die regnerische Landschaft der Stadt zieht dadurch immer schneller an mir vorbei. Die Jungs folgen mir, ohne auch nur für einen Moment, einen zu großen Abstand zwischen uns zu bringen.

Wir biegen an der nächsten Kreuzung rechts ab und gelangen so in ein unscheinbares Wohngebiet. Ich bremse sofort ab um mir dieses  Wohngebiet genau anzuschauen.
Häuser und große alte Apartments stehen abwechselnd an den Straßen. Vor den Häusern, stehen ältere Autos und einzelne Bäume sorgen für etwas Natur.

Die weibliche Stimme meines Navigationssystems, befiehlt mir erneut rechts abzubiegen und verkündet dann, dass sich das Ziel links befinden. 

Ich fahre noch etwas weiter und mein Blick haftet auf der linken Straßenseite.

„Ziel erreicht." sagt die Computerstimme und ich Bremse ab.
Mein Blick heftet sich auf das unscheinbare Hochhaus. Fünf Stockwerke und nur ein Auto, welches davor geparkt ist.
Die Fassade ist abgenutzt und die Farbe sieht schmutzig aus.

Hat hier ernsthaft die langjährige Angestellt der Hwang Familie gewohnt?

Angestellte wie sie, wohnen überwiegend bei ihrem Arbeitgeber und vielleicht hat sie deshalb, paar Wochen im Jahr, in dieser Wohnung hier gewohnt.
Eine Frage kommt mir plötzlich in den Sinn und ich ziehe eine Augenbraue hoch.

Wieso wurdest das Paket hierher geschickt?

Das Paket hätte doch zum Anwesen von Hwang oder direkt an unsere Adresse geliefert werden können.

Langsam steige ich aus dem Auto, schlage dann meine Autotür wieder und höre eine weitere Autotür hinter mir.

Die Jungs haben hinter mir seitlich geparkt und Jimin kommt auf mich zu.

„Die Gegend hier ist wirklich heruntergekommen." er spricht leise, als er genau vor mir steht.
„Vielleicht ist es eine Falle."

Sofort schüttle ich meinen Kopf.
Nicht, weil ich mir sicher bin, dass es keine ist. Sondern viel mehr, weil ich das nicht denken möchte.

„Die Bilder. Wäre es eine Falle, wären die Bilder und dieser Photograph nicht im Spiel."
Mein Argument ist nicht schlecht aber es schließt eine Falle nicht aus.

Jimin sieht mir fest in die Augen und nickt.
„Sollen wir?" fragt er und geht nicht auf mein Argument ein.

Ich nicke und wir laufen zu der Auffahrt und stellen uns an die Tür.
An der Seite der Tür, sind fünf Klingeln, mit fünf verschiedenen  Namen. 

„Na toll." flüstert Jimin und tritt näher an die Klingeln und sieht sie sich genau an.

Während er versucht, irgendeinen Hinweis für die richtige Klingel zu finden, fällt mir auf, dass bei der Klingel für den fünften Stock ein einziger Name steht.
-MeL-

Bevor ich mich fragen kann, wieso das L groß geschrieben ist, erkenne ich es.
Ganz schwach schimmert der Name Linh durch und das L in Mels Namen ist das L von Linh.

„Ich habe es." sage ich ruhig aber mein Herz rast.
Das hier könnte uns weiterbringen.

Ohne zu zögern, drücke ich auf die Klingel.

„Was-" setzt Jimin an aber verstummt, sobald die Tür summt.
Ich stoße die Tür sofort auf.

„Da steht Mel und der Name Linh schimmert dahinter durch." erkläre ich Jimin leise und wir beide steigen schnell die Treppen hoch.

„Die hat durch die Anlage nicht gefragt, wer wir sind. Ich habe wirklich ein schlechtes Gefühl bei der Sache hier." Jimin hört sich nun etwas hektischer an und wir halten kurz inne, als wir im fünften Stock ankommen und gegenüber von uns nur eine Wohnungstür ist.

Wir atmen beide schneller und ich schließe kurz die Augen.

Ohne das ich etwas zu ihm sagen muss, läuft Jimin dicht neben mir auf die Tür zu.

Ich hebe meine Faust und klopf an. Meine Faust knallt heftiger gegen die Holztür als es sollte.
„Shit." knurre ich tief auf und lasse meine Faust sinken.

„Du bist wirklich-" setzt Jimin erneut an aber wird auch dieses Mal unterbrochen.

Die Tür wird knarrend geöffnet und eine Frau steht nun vor uns.

Zwei große aber ängstliche Augen, blicken zu uns auf. Sie ist höchsten so alt wie wir. Sie trägt eine schwarze Hose und ein schwarzes, für sie viel zu großes T-Shirt. Ihre pechschwarze Haare, fallen lang und glatt über ihre Schultern.
Sie ist blass und für einen kurzen Moment, wirkt sie wie eine leblose Puppe.

Erst als sich ihre Lippen spalten, bin ich mir sicher, dass sie lebt.

Neben mir atmet Jimin laut auf.

„Endlich..." ihr Stimme zittert und ist nicht mehr als ein leises Flüstern.

The Trap // JKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt