Kapitel 130

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Ellie

Ich habe mit allem gerechnet aber nicht mit seinen Tränen.

Obwohl ich dachte, dass es ich keine Tränen mehr übrig habe, rollen auch meine Tränen unaufhaltsam meine Wangen runter.

Er wäre auf die Knie gefallen, hätte Taehyung ihn nicht festgehalten.
Das so jemand wie er so viele Gefühle zeigt und mich anflehet zu bleiben, ist mir zu viel aber auch für die anderen muss dieser Zustand von Jungkook erschreckend sein.

Das Atmen fällt mir schwer und ich weiß nicht, ob ich ohne jede Hilfe hier rauslaufen kann.

Während er so vor mir steht, habe ich das Gefühl überhaupt nichts mehr zu wissen.
Habe keine Ahnung wie ich diesen Anblick je verkraften kann.
Weiß auch nicht, wie ich seine Worte je wieder aus den Ohren und meinem Kopf bekomme.

Hätte ich meine Hand nicht auf seinen Mund gepresst, hätte er was gesprochen, dessen Bedeutung zu groß ist.
Doch sobald er diese drei so bedeutungsvollen Worte ausgesprochen hätte , würden wir beide nicht wissen, ob es unserer Lage geschuldet ist oder ob er wirklich so fühlt.
Extrem Situationen rufen extreme Gefühle hervor. Das gehört mit zu den Dingen, die ich während dieser Zeit gelernt habe.

Gegenüber Play und auch meinem Vater, konnte ich eiskalt sein. Habe absolut keine Empathie gefühlt aber Jungkook löst in mir etwas aus, was nicht sein darf.
Sogar die neue Ellie, die durch den Schmerz entstanden ist, ist überfordert.

Seine Entschuldigung schneidet sich in meine Haut und auch wenn viel Zeit darüber vergeht, weiß ich, dass ich die Narbe davon tragen werde.

Ein tiefer Atemzug, welchen ich wirklich benötige gelingt mir und bevor ich ausatmen kann, tritt er erneut einen Schritt auf mich zu.
Mein Rücken ist weiterhin an die Glasfront der Terrassentür gepresst und ich kann nur stockend ausatmen.

„Du musst nichts für mich fühlen aber verschwinde nicht." er flüstert und nachdem er vor wenigen Sekunden so laut war, hat sein Flüstern nun eine noch heftigere Wirkung. Es ist flehend aber gleichzeitig ist es auch ein Befehl.

„Du machst das alles gerade schwerer.." erneut überrascht von mir selbst, schaffe ich es so ruhig wir nur möglich zu antworten.

Jungkook sagt im ersten Moment nichts, sondern mustert mein Gesicht.

„Ihr solltet euch beide beruhigen-" Yoongi ist im Gegensatz zu uns gerade unglaublich laut aber er spricht nicht weiter, denn Jungkook hebt seine Hand und bringt ihn so zum Schweigen.

„Du wirst an einem Ort sein, den ich bestimme." die letzte Träne rollt über seine Wange und danach folgen keine weiteren.

„Nein-"

„Doch. Du musst verrückt sein, wenn du denkst, dass ich dich hier rauslasse ohne zu wissen wo du bist. Unsere Lage ist zu gefährlich. Wir schweben alle in großer Gefahr."
Da ist er wieder. Jungkook, so wie ich ihn kennengelernt habe. Er scheint den ersten Schock überwunden zu haben, denn obwohl seine Augen sich für keine Sekunden von meinem Gesicht lösen, füllt seine Autorität den Raum.

Ein Ort den er bestimmt? Damit er dauernd kommt und geht, wann er möchte? Stellt er sich das unter dem vor, was ich vorhin gesagt habe?

„Ich muss weg und will nicht, dass du dich wieder um mich kümmerst. Es ist wichtig, dass ich mich innerlich endlich sortiere. Zum Arzt gehe, zu einem Psychologen, egal wohin und das, ohne dich." im Gegensatz zu ihm, verliere ich bei meinen Worten erneut einige Tränen.

Er schüttelt langsam seinen Kopf und ich erkenne, wie die Hand die er erhoben hat zittert.
Das hier verlangt ihm alles ab.
Sein Kiefer spannt sich an.

„Nenne das egoistisch oder sonst was aber ich muss wissen wo du bist." sein flüstern wird zu einem dunklen Raunen und ich halte die Luft kurz an.

„Jun-"

„Mit welchem Geld willst du gehen? Mit was für einer Absicherung? Das mit Hwang und Play wird in den Nachrichten kommen, es werden sich ehemalige Arbeiter deines Vater bei dir melden, mein Vater wird sich melden, wie willst du das alles hinbekommen? Ich verstehe dich" er tritt noch näher und mittlerweile kann ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren.
„wirklich aber ich kann nicht. Ich, Jeon Jungkook, der an solche Dinge, an Beziehungen und Liebe nicht gelaubt hat, bin wegen deinen Worten förmlich zusammengebrochen. Was denkst du was passiert, wenn ich dich jetzt gehenlasse und dir stößt nochmal etwas zu? Soll ich dir sagen, was passieren würde?" seine schwarzen Augen blicken tief in meine.
„Ich würde alles, die ganze verfickte Welt in loderndem Flammen aufgehen lassen. Würde alles und jeden vernichte."

Er würde es machen und ich wäre daran Schuld.

Seine Fragen sind berechtigt. Das mit dem Geld und dem, wie ich das alles alleine durchziehen würde, weiß ich aktuell nicht. Das ist der Teil von meinem Plan, der sich hinter einer dicken Nebelwolke versteckt.

Ich beiße mir auf die Unterlippe spüre wie ein unangenehmes Gefühl der Frust sich in mir breit macht und löse meinen Blick von ihm, indem ich auf den Boden schaue.

Ich warte auf seine Worte aber es ertönt eine weiblich Stimme. Die Frau, die während allem mit dabei war und von der sich Jimin nicht lösen kann.
Es war vielleicht nicht richtig von mir aber ich konnte mich einfach nicht auf sie konzentrieren um überhaupt zu erfahren wer sie ist. Um ehrlich zu sein, könnte ich ihr Aussehen nicht mal richtig beschreiben. Das einzige was ich weiß ist, dass sie schön ist. In meiner Lage war dass das einzige, was ich registrieren konnte.

„Du kannst zu mir." ich weite meine Augen und hebe meinen Blick. Mein Blick tritt Jungkook und auch er wirkt irritiert.

„..tut mir leid, dass ich euch störe aber Linh würde das wollen."
Sie kennt Linh?Wer ist sie? Und wie kann sie das einfach so sagen?...

Wieder brennen Tränen in meinen Augen

In mir erwacht das Bedürfnis, sie kennenzulernen. Ihr Fragen zu stellen.
Vorsichtig trete ich einen Schritt zu Seite und erkenne, wie sie mit Jimin im Türrahmen steht.

Sie sieht mich an und ich sehe sie an. Niemand sagt was.

Wer bist du?.." flüstere ich so leise, dass ich mir nicht sicher bin ob sie mich hören kann.
Doch sie öffnet ihre Lippen aber bevor sie diesmal etwas sagen kann, ertönt dicht an meinem Ohr seine tiefe Stimme und ich bekomme eine Gänsehaut.

„Willst du wirklich weg von mir?"

Er will sich ganz sicher sein, ob ich das wirklich möchte. Ob ich mir sicher bin. Es ist so als würde er auf die endgültige Antwort warten um zu wissen, wie es weitergeht.
Ich löse meinen Blick nicht von der Frau neben Jimin und nicke leicht.

Er atmet hörbar ein und Jimin flüstert ihr etwas ins Ohr und auch sie nickt.

The Trap // JKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt