Kapitel 191 - Fressen und gefressen werden

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Triggerwarnung: Gewalt
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Ich würgte. Anfangs kam noch etwas Wasser heraus, danach war es einfach nur noch würgen, eine Reaktion auf die Verkrampfung meines Magens. Tränen rannten mir über mein Gesicht, zum Teil als Reflex meines Würgens, teils vor Schock und teils vor Wut. Das Salz der Tränen brannte in der Wunde meiner Wange, ich spürte wie Gens Blut leicht über mein Gesicht lief, bekam etwas in den Mund, schmeckte den Eisenhaltigen Geschmack und würgte erneut. 
"Ich wusste gar nicht, dass du so empfindlich bist. Reiß dich mal zusammen, du kanntest ihn doch gar nicht." Hörte ich Kane grinsend. 
Ich schielte schweratmend zu ihm rüber. 
"Meine Güte, wie du aussiehst!" Er beugte sich runter und riss von Gen ein Stück Stoff aus seinem Oberteil, es war durchdrängt von seinem Blut. Er nahm grinsend mein Kinn in seine Hände, hielt es fest und fing an, mir mit dem Stück Stoff, über mein Gesicht zu wischen. 
Ich zog scharf die Luft ein als er über meinen gebrochenen Wangenknochen fuhr, über meine Wunden auf der Wange und der Stirn wischte. 
"Oh ich glaube ich mache es nur schlimmer." grinste er. 
"Warum hast du das gemacht...?" Flüsterte ich schockiert.
"Warum? Das habe ich dir doch gesagt.... und jetzt wollte er dich auch noch befreien..." Er sagte es mit einer regelrechten Zuneigung und wischte weiter über mein Gesicht.
"Er hatte Familie..."
"Ist das mein Problem? Er hätte hier nicht mit machen müssen!" 
Er betrachtete grinsend mein Gesicht. "Hm, rot steht dir." 
"Kane?" Hörte ich Shins Stimme, konnte ihn in der Dunkelheit aber nicht ausmachen.
Schritte näherten sich eilig. 
"Was zum....." Seine Umrisse erschienen, er blieb stehen und starrte auf Gens gespalteten Kopf. 
"WAS HAST DU GETAN?" 
Kane wandte sich ihm langsam zu. 
"Er wollte sie befreien, dass konnte ich ihm nicht durchgehen lassen." 
"UND DANN SPALTEST DU IHM SEINEN SCHÄDEL?! FUCK KANE!"
"Was juckt es dich?" 
"ER HAT KINDER!"
"Hatte. Seit wann interessiert dich sowas?"
"SCHEIßE! WIE WILLST DU DAS SEINER FRAU ERKLÄREN?!"
"Gar nicht." zuckte er mit den Schultern. 
"ICH SCHWÖRE DIR, WENN DIESE SCHEIßE HIER VORBEI IST GEHEN WIR GETRENNTE WEGE!"
"Reg dich doch mal nicht so auf! Wir können uns seinen Geldanteil teilen, dann haben wir erstmal für ein paar Jahre ausgesorgt!"
"Wenn wir das überleben..." Murmelte Shin jetzt leise. 
"Werden wir. Jemand von Akatsuki wird bald hier auftauchen und sie abholen." Freute sich Kane.
"Hast du sie kontaktiert? Wie hast du das gemacht?"
"Das musst du nicht wissen. Es wird nicht mehr lange dauern, wir sollten uns vom Acker machen, es ist keine gute Idee hier zu sein, wenn sie eintreffen."
"Was ist mit dem Geld?"
"Das Geld wird man uns zukommen lassen, sobald sie sicher sind, dass Ciri lebt." 
"Dann los! Ich habe keine Lust, denen persönlich zu begegnen!"
"Pack schon mal alles zusammen, ich komme gleich nach." 
"Verunstalte sie nicht noch mehr, am Ende erkennen sie sie nicht mehr und wir bekommen nichts von der Kohle!" 
Shin verschwand in der Dunkelheit. 
Kane wendete sich wieder mir zu. 
"Wir werden dich hier zurücklassen müssen. Wenn du Glück hast, sollte es nicht lange dauern bis du hier abgeholt wirst. Ich bin sicher du verstehst, dass wir Akatsuki nicht persönlich begegnen wollen." 
Ich starrte auf Gens Körper. 
Er hob mein Kinn wieder an. "Hier spielt die Musik." Er streichelte mir zärtlich über meine verletzte Gesichtshälfte.
Ich zuckte zusammen.
"Schade, dass wir uns jetzt das letzte Mal sehen. Vielleicht sollte ich dich nochmal ficken?!" 
Mein Blick traf seinen. 
"Keine Sorge, so ein Unmensch bin ich nicht." Fing er an zu lachen. 
"Ich könnte auch einfach, ein paar Körperteile von dir abtrennen und deinen Lovern zuschicken, ich bin sicher sie freuen sich noch etwas von dir zu bekommen."
"Ich werde dich töten." Flüsterte ich leise. 
Er fing an laut zu lachen. "Meine kleine süße Ciri...." Sein lachen erstarb, er holte aus verpasste mir wieder eine feste Ohrfeige. Diesmal schrie ich auf, er traf meinen gebrochenen Wangenknochen, augenblicklich spürte ich wieder, wie etwas warmes über meine Wange lief und fing wieder an zu würgen. 
"Miststück!" 
Er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Dunkelheit. 
Ich schloss meine Augen, versuchte gegen meine Übelkeit anzukommen. Mein Hals brannte von der Magensäure und ich hatte das Gefühl, dass mein Kopf zu platzten drohte, den Rest meines Körpers spürte ich sowieso nicht mehr, dafür meinen Kopf und mein Gesicht umso mehr. 
Ich versuchte meine Atmung zu beruhigen, öffnete langsam wieder mein Auge und schaute zu Gen. 
Kane kam nicht mehr zurück.
Nach Stunden des starrens wurde Gens Körper deutlicher sichtbar, die Nacht neigte sich dem Ende. Immer deutlicher sah man die Blutlache, ich sah sein gespaltenes Gehirn, das Blut sickerte nicht mehr aus seinem Körper, dafür war er schon zu lange tot. 
"Es tut mir leid..." murmelte ich ihm immer wieder leise zu, wie eine Art Mantra, was mich durch die Nacht trug bis die Sonne die Nacht komplett verdrängte. Ich hatte keine Tränen mehr, keine Kraft mehr, selbst das Licht, was durch das Dach, hereinfiel brannte in meinem Auge. 
Irgendwann war ich an einem Punkt, an dem ich mich einfach nur noch hängen ließ. Ich hatte kaum noch Kraft, ich wusste nicht wann ich das letzte Mal etwas zu essen hatte, Wasser war mittlerweile auch schon lange überfällig. Ich glaubte schon mehrfach in die Hose gepinkelt zu haben, war mir aber nicht sicher, ich spürte einfach nichts mehr. Wiederum konnte es bei dem Wassermangel nicht viel gewesen sein. 
Wie lange es wohl dauern würde bis mein Körper einfach aufgab? Insgeheim wünschte ich mir, dass es nicht mehr lange dauerte. Meine Gedanken liefen zu Kakashi, Neji, Sasuke und Shikamaru, ein tiefer Stich durchzog mich. Sie fehlten mir so sehr, mittlerweile verstand ich Sasuke und auch Neji, die Anfangs sagten, es würde ihnen reichen einfach in meiner Nähe zu sein. Ich hätte alles dafür gegeben einfach bei ihnen zu sein, ich müsste gar nicht mit ihnen reden, geschweige denn berühren, ich wollte sie einfach nur betrachten. Kakashi... mein Magen verkrampfte sich wieder. Vielleicht sollte man am ende einfach nur dankbar sein, für das was man hatte, warum wird so etwas einem nur in Ausnahmesituationen bewusst? 

Nach einigen weiteren Stunden, hörte ich etwas, leicht hob ich meinen Kopf an, die Tür war nicht ganz geschlossen, der Lichtstrahl der durch den Spalt hereindrang wurde unterbrochen, eine Schnauze schob sich durch den Türspalt. Ich schreckte hoch. 
Langsam wurde die Tür aufgeschoben, der Kopf eines Wolfes schaute vorsichtig herein. 
"Na toll." Murmelte ich leise. 
Er trat vorsichtig ein, schnüffelte, sein Blick traf meinen, er fixierte mich und schlich vorsichtig in meine Richtung. 
"Geh bitte wieder..." Murmelte ich leise. 
Er kam näher, Schritt für Schritt, hielt sich geduckt und ließ mich nicht aus den Augen, bis er bei Gen ankam, er schnüffelte vorsichtig an ihm. 
"Bitte nicht..." Flüsterte ich verzweifelt und wandte meinen Blick ab. Ich hörte wie Gens Körper über den Boden geschliffen wurde. "Es tut mir so leid..." Fing ich wieder mit meinem Mantra an. 
Nach einer Weile hörte das Schleifen auf, vorsichtig schielte ich hinüber, der Wolf hatte es anscheinend aufgegeben Gens Körper weiter zu schleifen, er verbiss sich in seinem Bein und zerrte ein Stück totes Fleisch heraus und verschwand durch die Tür. 
"Scheiße...." Murmelte ich leise und wandte meinen Blick wieder ab. "Es tut mir so leid...." 
Ich ließ mein Auge geschlossen und murmelte mich erneut in einen Dämmerschlaf. 

Ich wurde von einem schmatzenden Geräusch geweckt, schreckte wieder hoch und sah wieder den Wolf, er holte sich das nächste Stück Fleisch. 
"Husch Husch..." krächzte ich leise, ein verzweifelter Versuch den Wolf zu verscheuchen, er hielt in seiner Bewegung inne und schaute zu mir rüber, schnüffelte. 
"Oh nein... ich schmecke nicht sonderlich gut..." krächzte ich wieder. 
Der Wolf riss ein Stück Fleisch aus Gen, nahm es in sein Maul und lief vorsichtig geduckt in meine Richtung, kurz vor mir hielt er an und ließ das Stück Fleisch fallen, drehte um und lief wieder zu Gen, um ein erneutes Stück Fleisch heraus zu reißen und wieder zu verschwinden. 
Ich starrte auf das Stück aus Gens Oberschenkel.
"Ich kann das nicht mehr..." murmelte ich leise. Erneut wurde meine Aufmerksamkeit von einem Geräusch auf sich gezogen. Eine Krähe kam durch ein Loch im Dach geflogen, setzte sich auf Gen ab. 
"Das kann doch nicht euer Ernst sein. Flieg weg!" krächzte ich so laut wie möglich. 
Sie neigte ihren Kopf, betrachtete mich und verschwand tatsächlich wieder. 
"Danke..." Murmelte ich ihr hinterher. 
Der Rest des Tages verlief ruhig. Kein weiterer Wolf, keine Krähe. 
Mein Körper ließ sich wieder in einen Schlaf ziehen. 

Ich träumte.
Von Wölfen die mich fressen wollten, Krähen die mir die Augen heraus picken wollten und von Gen. Wie er halbzerfetzt zum Leben erwachte und mich mit in den Abgrund ziehen wollte. 

Wieder schrak ich aus dem Schlaf. Diesmal aufgrund meines Traums und weil ich fror. 
Mir war so unendlich kalt. Draußen war es wieder dunkel. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich schon hier war und eigentlich war es mir auch völlig egal. Ich war mir ziemlich sicher, dass mein Körper nicht mehr lange durchhielt. Sei es der Mangel an Essen oder Wasser oder einfach nur die Belastung der Wunden und der Ketten die mein Herz irgendwann aufhören lassen würde zu schlagen. Die Kälte die mich durchzog, war meines Wissens nach, eines der ersten Anzeichen dafür, dass mein Körper anfing aufzugeben. Die Wärme die sich zurück zog, sich nur noch auf die Überlebenswichtigen Organe beschränkte, bis auch hierfür die Kraft nicht mehr da war. 
Obwohl ich den größten Teil meines Körpers nicht mehr spürte, merkte ich die Kälte in meinen Beinen und Armen, zumindest konnte ich so davon ausgehen, dass Kane sie mir nicht doch abgetrennt hatte und ich es nur vergessen hatte. 

Auch diese Nacht überlebte ich, zu meinem Bedauern. Immer wieder schlief ich kurz ein, um dann durch verschiedene nächtliche Geräusche geweckt zu werden oder einfach nur weil ich fror.
Das Licht verdrängte langsam die Dunkelheit und nahm ihren Platz ein. Ich schaute vorsichtig zu Gen und wandte schnell meinen Blick wieder ab.
"Ich möchte nicht mehr...." Murmelte ich leise und fing an leise zu schluchzen, was würde ich dafür geben, nochmal Kakashis Stimme zu hören, sein Gesicht zu sehen. Lieber wäre ich in seinen Armen erstickt, als er mich fest an sich drückte, ich bereute es, mich damals aus seinen Armen befreit zu haben. Wie viel angenehmer wäre es, in seinem Armen zu sterben, während ich seinen Duft aufnahm.
Ich vegetierte vor mich hin, weinte immer wieder leise und murmelte mein Entschuldigungsmantra vor mich hin.
Ich vermutete es musste früher Nachmittag sein, wobei es auch hätte noch früh am Morgen sein können, ich konnte nur noch Tag und Nacht unterscheiden und war grade wieder in einem Dämmerzustand, als ich etwas vor der Halle hörte.
Ich öffnete wieder langsam mein Auge und schielte zu den halb offenen Tür.
Sie wurde vollends aufgestoßen, dass Licht blendete mich und ich kniff mein Auge zusammen, ich sah den Umriss einer Gestalt.
Ich hob meinen Kopf langsam an.
Ich kniff mein Augen etwas zusammen, versuchte zu erkennen wer mir die Ehre erwies.
Mein Herzschlag setzte aus. 

Taste my Venom Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt