Kapitel 155

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Wincents Sicht:

Nach dem Telefonat mit Zoe habe ich mich mit den Kleinen auf den Wohnzimmerboden gesetzt und wir spielen zusammen. Draußen regnet es und wir haben das Klettergerüst gerade noch fertig bekommen, bevor alles nass wurde. Da Zoe eh bald hier sein wollte, mache ich schonmal den Brei für Noah und Luisa und setze die beiden dann in ihre Hochstühle. Immer abwechselnd bekommen sie einen Löffel und es dauert ewig bis beide satt sind. Da sie jetzt aussehen, als hätten sie sich im Brei gewälzt, Bade ich sie noch, bevor ich sie ins Bett lege. Eigentlich wollte ich das mit Zoe zusammen machen, aber mittlerweile ist kurz vor sieben und sie ist immer noch nicht hier. Wieder unten nehme ich mein Handy und versuche sie anzurufen, doch es geht nur die Mailbox dran. Leicht beunruhigt setze ich mich auf die Couch und schreibe Maja, ob Zoe noch bei ihr ist. Plötzlich klingelt mein Handy und eine unbekannte Nummer ruft mich an.
Wincent: „Weiss?"
Unbekannt: „Guten Abend, hier ist das Universitätsklinikum Bonn. Ihre Frau wurde nach einem schweren Autounfall eingeliefert und Sie sind der Notfallkontakt."
Wincent: „Ein Autounfall??? Wie geht's ihr?"
Unbekannt: „Sie wird gerade operiert. Mehr darf ich Ihnen am Telefon nicht sagen."
Wincent: „Ich komme sofort vorbei."
Unbekannt: „In Ordnung, melden Sie sich am Counter am Eingang."
Geschockt lasse ich mein Handy sinken. Meine Gedanken sind komplett durcheinander und ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll. Nach ein paar Minuten springe ich auf und laufe zu Emilia und Max.
„Wincent, ist alles okay? Du siehst nicht gut aus." meint Emilia besorgt. „Zoe... Autounfall... Krankenhaus..." stottere ich und sie zieht mich erstmal mit rein. „Nochmal langsam bitte, was ist passiert?" fragt Emilia ruhig. „Zoe hatte einen Unfall und wird jetzt im Krankenhaus operiert... ich muss dahin!" antworte ich und mir kullern ein paar Tränen über die Wangen. „Einen Unfall? Hoffentlich ist es nicht so schlimm!" meint Emilia geschockt. Max ist auch dazu gekommen und klopft mir aufmunternd auf die Schulter. „Wincent, ganz ruhig. Wir beide fahren jetzt zusammen ins Krankenhaus und Emilia passt auf Noah und Luisa auf, okay?" meint er und ich nicke. „Die beiden schlafen schon." sage ich noch und Emilia nickt. Zusammen mit Max gehe ich zu seinem Auto und er fährt mich zum Krankenhaus.

„Guten Abend, ich suche meine Frau, Zoe Weiss." sage ich am Counter und die Frau vor mir guckt in ihrem Computer nach. „Ihre Frau wird gerade operiert. Sie können hier in der Cafeteria warten und wir sagen Ihnen Bescheid." meint sie und ich nicke langsam. Max und ich setzen uns an einen Tisch und er bestellt zwei Kaffee.
Die Zeit vergeht wie im Schneckentempo und zwei Stunden später kommt ein Arzt auf mich zu. „Herr Weiss?" fragt er und ich stehe schnell auf. „Wie geht es meiner Frau?" will ich wissen. „Sie ist stabil. Die Milz ist gerissen und musste entfernt werden, sie hat sich ein paar Rippen gebrochen und wir wissen noch nicht in wie weit ihr Kopf Verletzungen von dem Unfall davon getragen hat." erklärt er mir. „Wir sie denn wieder gesund?" frage ich und der Arzt nickt. „Ich hoffe es. Wir haben sie erstmal in ein künstliches Koma versetzt, damit sie die Schmerzen nicht so spürt. Allerdings muss ich Ihnen sagen, dass Ihre Frau durch den Aufprall ihr Baby verloren hat." sagt er ruhig. „Zoe war schwanger?!" frage ich verwirrt und der Arzt nickt. „Vermutlich im dritten Monat." antwortet er. „Kann ich zu ihr?" frage ich. „Kurz, ihre Frau braucht viel Ruhe." antwortet er und ich nicke. „Ich warte hier auf dich." meint Max, bevor ich mit dem Arzt verschwinde.
Eine Krankenschwester gibt mir einen Kittel und bringt mich dann auf die Intensivstation. Zoe liegt in einem großen Bett, überall Schläuche und sie ist an einen Monitor angeschlossen,der sie überwacht. Ich setze mich auf den Stuhl neben dem Bett und nehme ihre Hand in meine. Als ich sie so sehe, kommen mir die Tränen und ich kann nicht anders als zu weinen. Die Schwester gibt mir ein Taschentuch und klopft mir beruhigend auf die Schulter. „Reden Sie mit ihr, es ist gut, wenn sie weiß, dass Sie da sind." meint sie und ich nicke. „Zoe, bitte werde wieder gesund. Ich brauch dich und Noah und Luisa brauchen ihre Mama auch." sage ich leise. Ein paar Minuten später bringt die Schwester mich wieder raus. Max wartet auf mich und hält mir ein Glas Wasser hin, welches ich dankend annehme. „Können Sie mich bitte anrufen, sobald es etwas Neues gib? Egal ob Tag oder Nacht." bitte ich die Schwester und sie nickt. „Mache ich, Ihre Nummer habe ich ja von Ihrer Frau." sagt sie. „Komm, wir fahren nach Hause. Morgen früh musst du fit sein, die Kleinen brauchen einen ausgeschlafenen Papa." meint Max und wir gehen zum Auto.

Überall wo du bist (Wincent Weiss)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt