Überall wo du bist (Wincent Weiss)

Kapitel 107

Ich werde wach, als eine Hand meine Schulter streichelt. „Maja, was machst du hier?" frage ich und richte mich auf. „Julia hat mich angerufen, dass du nicht alleine sein sollst. Ich musste noch warten bis Tommy Kate nehmen konnte und bin dann direkt hier hin." meint sie und nimmt mich in den Arm. Still laufen wieder die Tränen über meine Wangen und sie stellt ihre Tasche neben mich. „Hier, ich habe Eis, Gummibärchen und Schokolade mitgebracht. Du ziehst dir jetzt deine Jogginghose an und dann essen wir das hier zusammen." meint sie und verschwindet in die Küche um Löffel zu holen. Mein Handy klingelt und ich sehe, dass Wincent mich anruft. Ich drücke ihn weg und sehe, dass er es vorher schon öfter versucht hat und ich auch unzählige Nachrichten von ihm habe. Maja kommt wieder rein und schweigend essen wir das Eis. „Was sagt er denn dazu?" fragt Maja, als mein Handy mal wieder klingelt und Wincent anruft. „Keine Ahnung, ich hab noch nicht mit ihm geredet. Aber was will er denn auch sagen? Ist doch völlig eindeutig." sage ich und widme mich wieder meinem Eis. „Kannst du ihm sagen, dass ich nicht will, dass er am Montag kommt?" frage ich Maja und sie nickt zögernd. „Willst du ihm das nicht selbst sagen?" will Maja wissen, doch ich schüttel den Kopf. „Süße, ich mach das für dich. Aber irgendwann musst du mit ihm reden..." meint sie. „Aber noch nicht jetzt." sage ich leise. „Maja, das ist echt nicht böse gemeint, aber ich will lieber alleine sein." sage ich und sie nickt. „Ich versteh dich. Aber bist du dir sicher? Ich kann mich auch erstmal ins Wohnzimmer setzen." meint sie. „Alles gut. Fahr zu Kate, ich komm klar." sage ich. „Okay, aber melde dich, wenn was ist." meint sie und gibt mir einen Kuss auf den Kopf. Ich lege mich wieder hin und wieder laufen Tränen über meine Wangen.

Ich war die halbe Nacht wach, jetzt ist halb sieben und ich ziehe meine Sportklamotten an. Wenn ich Laufen gehe, bekomme ich den Kopf frei, das war früher schon so. Ausgepowert gehe ich anschließend duschen und setze mich dann auf die Couch. Ich nehme mein Handy von Tisch und sehe, dass ich total viele Nachrichten habe. Die von Wincent ignoriere ich erstmal, Julia und Maja beruhige ich, dass ich okay bin, am Montag aber nicht feiern werde und dann sage ich meinen Geburtstag ab. Meinen Eltern, meinen Großeltern, meiner Tante und Philipp erzähle ich, dass Wincent und ich über meinen Geburtstag wegfahren. Irgendwann klingelt es und Hannah steht vor der Tür. „Zoe, Urlaub, ist klar. Ich hab das Foto gesehen..." sagt sie und umarmt mich. Zusammen gehen wir in die Küche und ich koche Tee für uns. „Es ist nicht gut, wenn du hier alleine bist." meint Hannah und streicht mir eine Träne weg. „Ich komm schon klar." sage ich. „Wann hast du das letzte Mal was gegessen?" fragt Hannah und ich merke, wie gut sie mich kennt. „Gestern Vormittag als Maja hier war haben wir Eis gegessen." sage ich und weiß, dass das nicht die Antwort ist, die Hannah hören will. „Dann mache ich dir jetzt was zu essen." meint sie und fängt an zu kochen. Etwa 30 Minuten später stellt sie mir einen Teller mit Milchreis mit Kirschen hin, mein absolutes Lieblingsessen. Zusammen essen wir und setzen uns dann auf die Couch. „Danke." sage ich leise und lehne mich an sie. Mein Handy klingelt und ich sehe Wincents Bild mal wieder. „Willst du nicht dran gehen?" fragt Hannah, doch ich schüttel den Kopf. „Schreib ihm wenigstens, so wie ich ihn kenne, macht er sich Sorgen um dich." meint sie. „Als er der Anderen seine Zunge in den Hals gesteckt hast, hat er ja wohl auch nicht an mich gedacht." sage ich und drücke ihn weg. „Kann ich mit zu euch kommen?" frage ich irgendwann und Hannah nickt. „Na klar. Pack einfach ein paar Sachen zusammen." meint sie und ich stehe auf. In meine Reisetasche werfe ich ein paar Klamotten, meinen Laptop und meine Kulturtasche. Dann ziehen wir unsere Schuhe und Jacken an und gehen runter zu Hannahs Auto. Auf dem Weg zu Hannah und Philipp rufe ich Kilian an und kläre mit ihm, dass ich erstmal Home Office mache.