~18~

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Ich ließ meine Hände in die Jackentasche verschwinden. Es war windig und kalt. Kurzerhand warf ich meine Jackenkaputze über den Kopf.
Ich hatte noch vorher geduscht. Und meine Haare waren noch ein wenig feucht.

Ohne mich zu hetzten lief ich weiter. Ich würde mich natürlich freuen, wenn ich in die Wärme des Schulgebäudes gelangen könnte. Aber rennen würde ich jetzt dafür nicht. Schließlich wollte ich ja mein Kopf ein wenig frei bekommen und Sauerstoff tanken. Ansonsten könnte ich auch direkt mit den Auto fahren.

In dem Moment fiel mir Ave an. Ich sollte ihr Bescheid sagen, dass ich nicht mit dem Auto kam und sie Bus fahren sollte.
Zwar war sie es gewohnt, dass ich manchmal verschlief und ich sie deswegen nicht fahren konnte. Aber sie sollte sich jetzt keine Hoffnungen machen, dass ich sie heute doch abholen könnte.

Also nahm ich mein Handy und tippte ihr schnell eine Nachricht. Dann  steckte ich das Handy wieder ein.
Mein ganzes Gesicht frierte schon. Und ich hatte noch ungefähr 15 Minuten.
Wenn es schon so kalt war, dann konnte es doch wenigstens schneien.
Nur ganz wenig lag hier und da Schnee rum. Ansonsten gab es keine Spuren von Winter.

Ich sah kaum irgendwelche Menschen auf der Straße. Das sollte mir lieb sein.
Seufzend lief ich weiter.
Wenn ich so über mein Leben nachdachte, so kam mir alles, einfach alles überflüssig und unnötig vor.
Mein Leben war schon lange nicht mehr das, was sich jeder wünschte.
Und ich musste trotzdem dieses Leben  ertragen. Ehrlich gesagt wünschte ich das auch keinem anderen.
Denn das was ich als Leben deutete war schon lange mehr kein Leben. Es fühlte sich eher an, als würde mich jemand ertrinken wollen. Nicht in Wasser, sondern in den ganzen Problemen, während ich versuchte mich am Leben zu halten.

Genervt schüttelte ich den Kopf. Was für unnötiges Zeug dachte ich wieder?
Ich sollte mich frei von Gedanken bekommen, anstatt immer auf andere zu kommen.

Ich merkte, dass es schon gar nicht mehr weit bis zu Schule war. Von weitem konnte ich schon das Gebäude ausmachen.
Und ich spürte auch schon meine Zehen nicht mehr. Und meine Finger erst recht nicht. Und ich war mir ganz sicher, dass meine Backen rot waren. Genauso wie meine Nase.
Vielleicht sollte ich Handschuhe mitnehmen sollen.

Das fällt dir aber früh ein!

Hoffentlich war wenigstens die Heizung an, damit ich mich dort hinsetzen konnte.

Ich war wieder in meine Gedanken vertieft, als ich meinen Namen hörte.
Ich stoppte. Leicht drehte ich mich um.
Verwundert sah ich zu ihm. ,,Ayden?"

Lächelnd  kam er die paar Schritte auf mich zu.
Doch dann sah er mich fragend an. ,,Ich würde dich jetzt gerne fragen wie es dir geht. Aber ich glaub man merkt dir das an. Du frierst."

Ach was...

,,Nur ein kleines bisschen.", winkte ich leicht nervös ab. ,,Was machst du hier überhaupt?", fragte ich ihn.
,,Ich bin kurz ein wenig raus.", antwortete er, während er seine Hand ganz langsam meinem Gesicht näherte. Mit weiten Augen sah ich ihn einfach an.
Dann legte er seine Hand auf meine Wange. Doch schnell entzog er sie wieder.
,,Gott, Chloe. Du bist ja zu einem Eisklotz geworden. Woher kommst du bitteschön? Du musst ja schon ewig draußen sein!" Irgendwie wirkte er besorgt.

Einbildung.

,,Ich komme von zu Hause und gehe zur Schule", erklärte ich ihm.
Er hob eine Augenbraue. ,,Ich dachte du hast ein Auto."
,,Hab ich auch. Aber ich habe frische Luft gebraucht." Dabei tat ich so, als würde ich die Luft zu mir hinwehen lassen.

Ayden betrachtete mich von oben bis unten. Dann sah er mir wieder ins Gesicht.
,,Tu es das nächste Mal nicht.", sagte er dann plötzlich.
,,Was denn?" Ich legte mein Kopf leicht schief.
,,Ja, zur Schule laufen. Nicht bei dem Wetter. Willst du dich erkälten?"

Warum interessierte es ihn so sehr, ob ich krank wurde oder nicht?

,,Vielen Dank für den Hinweis. Aber ich würde jetzt gerne gehen, bevor ich wirklich zu einem Eisklotz werde."
Ayden schmunzelte.

Süß...
Nein!

,,Na klar, geh schon.", forderte er mich auf.
Ich nickte kurz. Dann verabschiedeten wir uns und ich setzte mein Weg fort.
Irgendwie war ich gerade glücklich dass ich ihn getroffen hatte.
Keine Ahnung warum.

Ich erreicht die Schule. Schnell betrat ich das Innere, um von der Wärme begrüßt zu werden. Ich bekam kurz einen Schüttelfrost.

Ich lief die Treppen hoch zum jeweiligen Klassenraum. Sobald ich davor ankam merkte ich, dass die Tür abgeschlossen war. Also setzte ich mich seufzend an eine Heizung auf dem Flur, das zum Glück schön warm war.
Ich nahm mein Handy zur Hand. Zeit genug hatte ich noch, um ein wenig mit dem Handy beschäftigt zu sein. Ich merkte gar nicht wie die Zeit verging, bis mir plötzlich das Handy aus der Hand gerissen wurde.

Genervt wollte ich schon was sagen, als ich Ave vor mir erblickte. Sie hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und sah mich auffordernd an.
Sie wollte wahrscheinlich den Grund für mein Handeln wissen.

,,Ich höre", bestätigte sie auch schon meine Vermutung.
Ich stand auf und wischte mir kurzerhand über den Hintern.
,,Ich wollte frische Luft schnappen.",.sagte ich locker.
,, Du wolltest frische Luft schnappen. Bei dem Wetter. Bei der Kälte. Einfach so. Bei dem eisige Wetter wolltest du frische Luft schnappen.", spottete sie.
Ich zuckte mit den Schultern.

Ave blickte mich ernst an.
,,Chloe, vor dir steht deine beste Freundin. Nicht irgendwer. Sag mir jetzt die Wahrheit.", fordert sie mich auf.
Seufzend strich ich mir durch die Haare. ,,Du kannst es dir wahrscheinlich schon denken",meinte ich einfach.
,,Der Traum?"
Ich nickte.
Aves Miene wurde besorgt.

,,Hey, kein Mitleid. Du weißt, dass ich das hasse"  warnte ich sie.
,,Was soll ich denn machen? Soll ich jetzt grinsen oder was?"
,,Von mir aus", grinste ich.
,,Du bist echt doof.", sagte sie.

Ich schnappte mir wieder mein Handy und setzte mich hin.
Sobald der Lehrer kam und die Tür aufschloss setzten wir uns auf unsere Plätze.

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt