~76~

1K 40 3
                                    

Stöhnend öffnete ich meine Augen. Mein Schädel brummte und ich fühlte mich schwach.
Langsam hob ich mein Kopf.

Wo war ich?

Ich versuchte etwas zu erkennen. Doch es war dunkel, sodass ich nichtmal Umrisse ausmachen konnte. Ich merkte, dass ich auf einem Stuhl saß. Meine Hände waren nach hinten gebunden. Ich versuchte sie zu befreien, doch es klappte nicht.

Schlagartig erinnerte ich mich daran, was passiert war.
Mir überkam Angst, als ich daran dachte, dass man mich gefunden hatte.
Ich wusste seit Jahren nicht mal warum ich vor den Männern floh. Und jetzt war ich hier und wusste absolut nicht, was mir mir geschehen würde.

Ich merkte, dass meine Jacke fehlte. Ich saß nur in dem Pulli da.
Das durfte nicht sein! Mein Handy war in meiner Jackentasche gewesen!
,,Mist!", fluchte ich leise und im nächsten Moment kam mir Ave in den Sinn.
Was war mit ihr?
Wo war sie?
,,Ave?", rief ich, in der Hoffnung, dass von irgendwo ihre Stimme kommen würde. Aber nichts geschah.

Ich wurde unruhig. Ich musste wissen wo sie war, ob es ihr gut ging. Immerhin war sie wegen mir in so eine ekelhafte Situation geraten.
,,Ave!", rief ich nochmal. Plötzlich hörte ich etwas. Jemand war auch in dem Raum. Jemand stöhnte schmervoll auf.
,,Ave, bist du es?"
,,Faith?" Aves Stimme klang unsicher.
,,Ich bin hier, Ave. Mach dir keine Sorgen."
,,Wo sind wir?"
,,Ich weiß es nicht.", antwortete ich leise und schuldbewusst.

Ein Schluchzer ertönte.
,,Ave, Hör auf zu weinen.", versuchte ich sie zu trösten.
,,Wie denn? Wir wurden entführt, wir wissen nicht mal ansatzweise wo wir sind. Wir wissen nicht mal ansatzweise, ob wir h-"

Weiter kam sie nicht, denn ein Laut ertönte,  und plötzlich wurde es hell. Jemand war in den Raum gekommen, wo wir uns befanden und knipste jetzt ein schwaches Licht an. Ich konnte die Person nicht sehen, da ich mit dem Rücken der Tür zugekehrt war, aber dafür sah ich direkt Ave. Sie saß ein wenig vor mir genauso wie ich auf dem Stuhl und weinte.

Die Schritte kamen näher. Ich machte mir nicht mal die Mühe zu schauen,  wer auf mich zukam. Jemand kam neben mir zum stehen.
,,Ja, wen haben wir denn da?"
Ich stutzte. Die Stimme kam mir bekannt vor.
Urplötzlich packte er mich am Kinn und drehte es zu sich. Ich konnte meinen Augen nicht fassen, als ich sah wer vor mir stand. Ich schluckte. Er fing an zu lachen.
,,Ach Chloe, äh ich meinte natürlich Faith. Findest du nicht auch, dass blonde Haare besser standen als schwarze Haare?"

Wut überkam mich.
,,Was für ein elender Mistkerl bist du!", schrie ich ihn an. Er jedoch lachte weiter, was mich noch wütender machte. Ich fasste meine ganze Mut zusammen und spuckte ihm ins Gesicht. Jetzt wurde er auch sauer. Er ließ mein Kinn los und knallte mit seiner Handfläche hart auf meine Wange, sodass mein Kopf nach links flog.
Ave keuchte auf.
,,Du hast es verdient, dass deine Frau dich verlassen hat! Dass dich jeder verabscheut!", redete ich weiter.

Ich merkte, wie er verwirrt sah, doch sein Gesichtsausdruck nahm schnell wieder Wut auf. Er packte mich am Hals.
,,Du wirst anständig reden, sonst werde ich dir das schon beibringen!" Ich hustete auf, als er mich losließ.

Jetzt ging er auf Ave zu. Ich wurde unruhig. Er strich ihr durch die Haare und legte seine Hand auf ihrer Schulter ab. Ave weinte noch mehr.
,,Keine Sorge, Kleines. Solange deine Freundin vernünftig ist wird dir nichts passieren."
,,Lass sie!", schrie ich, als er seine Finger in Aves Schulter wortwörtlich bohrte.
Er lachte höhnisch auf.
Dann lief er an mir vorbei und kurz darauf schloss sich die Tür.

Ave schluchzte.
,,Ave, sieh mich an. Sieh mich an!", befahl ich ihr. ,,Wir werden hier rauskommen. Ich verspreche es dir. Und zwar bald möglichst. Du musst stark bleiben. Verstanden?" Schluchzend nickte sie.
,,Sehr gut."

,,Kennst du ihn?", fragte sie leise.
,,Es wäre mir lieber gewesen, hätte ich ihn nicht gekannt. Aber ja ich kenne ihn.... Es ist Aydens Vater.", murmelte ich.
Ave riss geschockt die Augen auf. ,,Was!? Aber wie?"
,,Ich weiß es nicht, Ave."
,,Denkst du Ayden hat auch was hiermit zu tun?"
Ich schüttelte heftig den Kopf. ,,Ich vertraue ihm."

Dann fiel mir was ein.
,,Ave, wo ist dein Handy?", fragte ich hektisch.
Aves Augen wurden groß.
,,Mein Handy war.... in meiner Jacke." Und Ave hatte noch ihre Jacke an.
,,Ist es noch drin?", fragte ich.
,,Wie soll ich das nachknontrollieren Faith. Meine Hände sind auch gebunden."
Sie beugte sich jedoch so gut es ging nach vorne und versuchte, ihre Jackentasche mit ihren Oberschenkeln abzutasten.

Ich betete innerlich, dass sie noch alles hatte. Hoffnungsvoll sah ich sie an. Doch sie schüttelte den Kopf.
Seufzend schloss ich die Augen.

Ich sah mich im Raum um. Es bestand aus kahlen Wänden und hier stand nichts rum außer die zwei Stühle auf denen wir saßen und ein Tisch, dass gut abgenutzt war. Es gab nicht einmal Fenster. Nur ein kleines Loch machte sich ganz oben an der Wand bemerkbar. Er war aber groß genug, um zu erkennen dass es dunkel draußen war.

,,Faith?"
,,Hmm?"
,,Hast du keine Angst?"
Ich schluckte. ,,Mehr als du denkst", hauchte ich.
,,Ist dir kalt?"
Ich schüttelte den Kopf. ,,Noch ist es erträglich."

Stille umgab uns. Ich war in Gedanken verloren. Ich musste dringend ein Ausweg finden. Wir mussten dringend hier raus. Ansonsten würde nicht nur ich sondern auch Ave leiden müssen. Das war klar.

,,Ayden", hauchte ich leise.
,,Ich flehe dich an, finde uns."
Ich glaubte an ihn. Ich war mir sicher, dass er sich schon auf die Suche gemacht hatte. Ich ging mal davon aus, dass schon 2 Stunden vergangen waren, seit wir am Telefon geredet hatten. Es kann auch sein, dass ich mich irrte.

,,Bitte Ayden."

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt