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Unauffällig schielte ich zu Ayden rüber, der kurz nach links sah und dann sein Wagen auf die Straße abbog.
Warum klappte es denn nicht, mich von ihm fernzuhalten? Ich verstand es einfach nicht. Entweder trat er mir in den Weg oder ich landete bei ihm.
Ich schloss die Augen, um wieder klare Gedanken zu fassen.

,,Und wohin gehen wir jetzt?", fragte ich Ayden.
Er sah mich nicht an. ,,Wirst du gleich sehen.",meinte er einfach nur.
Kopfschüttelnd lehnte ich mich an die Scheibe.
Doch als ich merkte, welchen Weg Ayden langsam annahm löste ich mich von der Scheibe und sah geradewegs auf die Straße, dann zu Ayden.

Verdutzt und leicht panisch runzelte ich die Stirn. Das konnte doch nicht sein.
Ayden hatte wohl mein Blick gemerkt, denn es sah kurz zu mir.
,,Was ist?", fragte er, doch in seiner Stimme konnte ich merken, dass die Frage nicht ernst war, sondern eher provozierend.

,,N..nichts. Alles gut", meinte ich. Vielleicht irrte ich mich ja.
Aber leider war das nicht der Fall, als Ayden endgültig in meine Straße abbog.
Jetzt konnte ich mich nicht mehr halten, als Ayden langsamer wurde und vor meinem Haus abbremste.
,,Woher weißt du wo ich wohne?", ertönte meine barsche Stimme.

Es war unmöglich, dass er es wusste, denn nur Ave kannte meine Adresse. Und sie würde es nicht sagen.
Ayden drehte sein Kopf langsam zu mir.
,,Muss ich die Frage beantworten?"
Ungeduldig sah ich in seine Augen.
,,Ja musst du!", fuhr ich ihn an. Ayden hob seine Augenbraue.
,,Woher weißt du es?", fragte ich ihn noch einmal.
Ayden löste sein Blick von mir und sah stur auf die Straße. ,,Na, wenn du jetzt schon so aufgelöst bist weiß ich nicht, wie du reagierst, wenn ich dir antworte."

Ich rieb mir die Schläfe. ,,Antworte doch einfach."
,,Ich hab in deinem Portemonnaie gewühlt."
,,Waaaas!", schrie ich.
Ayden blinzelte erschrocken. ,,Du hast was gemacht?!", fuhr ich ihn hysterisch an.
,,Chloe, komm mal runter. "
,,Ich soll runterkommen?! Warum wühlst du in meinen Sachen rum, nur weil ich sie bei dir vergessen hab!? Kann man dir nicht vertrauen!?"

Ayden sah mich an. ,,Hast du mir denn je vertraut?"
,,Vielleicht hätte ich es getan, hättest du das nicht getan", entgegnete ich etwas ruhiger. Ayden schluckte und sah weg. ,,Das glaube ich nicht."
Kurz war es still zwischen uns.
,,Lass dich nicht mehr hier blicken.", befahl ich ihm. Dann stoß ich die Autotür auf. ,,Was ist denn so schlimm daran?", hielt mich Aydens Stimme auf.

Ich nahm meine Hand von der Tür und betrachtete ihn. ,,Du musst nicht alles wissen."
Ayden lachte auf. ,,Nicht alles? Kann es sein, dass ich rein gar nichts weiß?"
Ich seufzte leise. ,,Musst du auch nicht."
,,Aber ich will!", setzte er direkt hinzu.
Eindringlich sah er mich an. ,,Warum redest du nicht offen mit mir?"
,,Manche Sachen sind eben nicht möglich.", murmelte ich und stieg schnell aus, um weitere Diskussionen zu vermeiden.
,,Deine Tasche", ertönte Aydens Stimme. Ich drehte mich zu ihm um.
Er zeigte auf den Rücksitz und sah stur geradeaus. Betrübt öffnete ich die hintere Tür und nahm meine Tasche. Dann schloss ich die Tür.

Mein Blick fiel wieder zu Ayden, der mich jedoch nicht betrachtete. Er sah enttäuscht aus.
Verletzt,
traurig,
wütend.

Ich biss mir auf die Wange. ,,Ich mach das nötige", wisperte ich, ehe ich die Beifahrertür schloss und direkt ins Haus lief. Erst jetzt hörte ich, wie Ayden davon fuhr. Seufzend lehnte ich mich an die Wand.

Warum stritt ich mich andauernd mit Ayden? Warum konnten wir uns einfach nicht verstehen? Oder eher, warum konnte er es nicht lassen, mich andauernd auszufragen oder mich zu bedrängen? Konnte er denn nicht einmal verstehen, dass ich Abstand brauchte?


Inzwischen waren schon 4 Tage vergangen, seit ich mit Ayden die Diskussion hatte. In diesen vier Tagen hatte ich weder ein Problem mit Matthew gehabt, noch hatte ich Ayden zu Gesicht bekommen.

Letzteres betrübte mich, wenn ich ehrlich sein sollte. Denn ich fühlte mich schuldig. Weil ich ihn an dem Tag angefahren hatte. Vielleicht hatte ich ihn sogar verletzt. Ich wusste im Nachhinein gar nicht mehr, was ich zu ihm gesagt hatte.
Und obwohl ich ihn doch gerne gesehen hätte, könnte ich jetzt auf der Stelle anfangen zu heulen.
Denn heute war die Gala.

Und ich hatte keine Chance irgendwie doch nicht dort zu erscheinen, denn ich hatte es ihm ja versprochen.

,,Jetzt hör auf, dein Gesicht zu verziehen. Du wirst nicht sterben wenn du dahin gehst.", äußerte meine beste Freundin.
Ich starrte sie an. ,,Ich schließe diesen Gedanken nicht aus.", erklärte ich ihr.
,,Das letzte Mal als wir uns gesehen hatten ist vier Tage her. Und wir haben uns nicht wirklich schön voneinander verabschiedet. Da kann ich mir schon die ein oder anderen Vorstellungen machen."

Ave sah mich tadelnd an. ,,Du kannst dir sicher sein Faith, dass er sich in diesen vier Tagen beruhigt hat und nur darauf wartet, dich zu sehen. Genau so wie du es tust."
Bei dem letzten Satz sah ich sie verdattert an.
,,Bitte was? Ich warte sehnsüchtig darauf, ihn zu sehen? Du bist aber witzig."

Ave fing an zu Grinsen. ,,Genau das tust du. Und deswegen solltest du jetzt dein Hintern bewegen, und dich vorbereiten."
Stöhnend legte ich mein Kopf in den Nacken. ,,Ich will nicht."
Ich sah zu Ave. ,,Geht es, wenn ich einfach in Jeans und Pulli gehe?"

Ave blinzelte kurz. Dann lächelte sie. ,,Klar, warum nicht. Oder weißt du was? Wie wäre es, wenn du in Schlafzeug gehst?"
Als ich merkte, dass Ave mich nicht ernst nahm sah ich sie feindeslig an.
Dann stand ich schließlich auf und lief in mein Zimmer, um das blaue Kleid zu betrachten.
,,Du solltest dich schon beeilen.", ertönte Aves Stimme.
Seufend machte ich mich daran, das Kleid anzuziehen.

Knapp eine Stunde später saß ich fertig im Wohnzimmer und wartete darauf, dass Ayden kam.
,,Sag mal, hast du nicht seine Nunmer, um ihn mal zu fragen, wann er kommt?"
Ich schüttelte den Kopf, um Aves Frage zu verneinen.
,,Als ob ich mit ihm Nummern austausche", entgegnete ich.
Ave schüttelte den Kopf und griff nach ihrem Handy. ,,Dann frag ich mal Rian, falls er eine Antwort darauf hat."

Sie rief ihn an. Keine zwei Minuten später legte sie wieder auf. ,,Er müsste jede Sekunde hier ankommen.", berichtete sie mir.

Ich nickte einfach nur. Nervös biss ich mir auf die Lippe. ,,Ich hab bei diesem Abend kein gutes Gefühl",säuselte ich.
,,Hör auf, andauernd auf dein Bauchgefühl zu hören. Es wird schon alles gut laufen.", sagte Ave.

Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. Es war was anderes, was mir so ein mulmiges Gefühl bereitete.

Das Klingeln der Haustür holte mich aus den Gedanken.
Schnell stand ich auf und lief hinter Ave her, die ihre Hand schon auf die Haustür gelegt hatte, um sie im nächsten Moment zu öffnen.

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt