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2 Tage später:

Ich hatte mich dazu entschieden, den Jungs nichts davon zu sagen, dass ich schon mehr Mit meinem Bein anfangen konnte. Seit dem Tag hatte ich stundenlang trainiert und versucht. Es war anstrengend gewesen, aber das Ergebnis war positiv. Denn ich konnte mein ganzes Bein schon selbstständig bewegen.

Allerdings war es noch schwer und mühsam.

Ich hatte die Tür abgeschlossen, weil ich nicht wollte, dass die Jungs einfach reinplatzten. Ich würde jetzt gerne ins Wohnzimmer und den Abend mit ihnen verbringen. Aber ich hatte noch was vor.
Ich hatte mich an die Bettkante gesetzt, um jetzt aufzustehen, und mein Gewicht diesmal auf beide Beine zu lagern. Ich hoffte nur zusehr, dass es ging. Ich stützte mich erst auf dem heilen Bein ab und stand auf.

Ich konzentrierte mich auf mein linkes Bein. Ich spürte den Boden unter meinen Füßen. Das war schon mal gut und es entlockte mir sogar ein Lächeln.

Ganz langsam stützte ich mich mehr und mehr auf dem linken Bein ab. Am Anfang ging es noch gut, aber je mehr Gewicht drauf kam, desto zittriger wurde ich. Ich hörte aber nicht auf.
Ganz in die Übung vertieft machte ich weiter.

Ich hielt mich mit der Hand an der Kopfzeile vom Bett fest. Das Stehen wurde immer schwerer und immer wackeliger.
Ich hörte auf, als ich das Gefühl hatte, dass ich jetzt gleichmäßig da stand. Stolz lächelte ich, auch wenn mein Bein es gerade schwer hatte, ruhig zu stehen.

Ich löste meine Hand von der Kopzeile, um gerade zu stehen. Es klappte tatsächlich. Ich glaube, ich war noch nie so glücklich gewesen.

Der nächste Schritt wäre dann, dass ich lief. Eigentlich sollte ich vielleicht erst das Stehen ohne wackeln lernen. Aber ich konnte es nicht abwarten und beschloss deswegen, direkt jetzt damit anzufangen.

Das Gejubel der Jungs war zu hören. Wahrscheinlich spielten sie grad Playstation.
Mein Handy klingelte. Ich sah hin. Ave rief an.
Ich setzte mich hin und nahm ab.
,,Faith, wie geht's dir?"
Das Mädchen hatte auch die Angewohnheit, einfach reinzuplatzen.
,,Gut, Ave. Und dir?", fragte ich zurück.
,,Mir geht's auch gut. Ich hab eine Frage."
,,Und die wäre?", wollte ich wissen. Wenn sie jetzt hier her kommen wollte würde ich sie abweisen. Denn ich wollte, dass es auch eine Überraschung für sie blieb.

,,Kannst du mir die Hausaufgaben schicken?"
Ich schlug mir gegen die Stirn. ,,Ave, eine Nachricht hätte gereicht."
,,Ich hab dir vor 15 Minuten eine Nachricht geschrieben, aber du hast es nicht gesehen."
,,Ja, okay. Ich werds dir schicken." Ich schaute zu meiner Tasche rüber, das am anderen Ende vom Zimmer lag. ,,Es wird aber ein wenig länger dauern.", sagte ich.
,,Ich brauch sie in den nächsten 10 Minuten."
,,Alles klar." Dann legte ich auf.

,,Du wirst die Hausaufgaben erst bekommen, wenn ich bis zur Tasche gelaufen bin", murmelte ich.
Eigentlich dürfte das laufen jetzt nicht so schwer sein. Denn gestern hatte ich noch mit Will gemeinsam das geübt gehabt. Warum Ayden noch nichts davon wusste, hatte ein Grund: Ich hatte ihn aus dem Zimmer gescheucht. Ja, ich weiß. Sehr nett.

Also stand ich jetzt wackelig auf und stellte mich erstmal hin. Ich griff vorsichtshalber nach einem Krücken, damit ich Halt finden konnte, falls was passieren sollte.

Ich machte den ersten Schritt mit dem rechten Bein. Dann hob ich das linke Bein an. Ein siegessicheres Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
Für andere konnte es vielleicht lächerlich vorkommen. Aber für mich war das ein riesen Erfolg. Denn ich lief schon seit zwei Wochen nicht mehr.

Ich nahm mein Bein nach vorne und setzte es neben dem anderen auf dem Boden ab. Wegen der ganzen Freude bekam ich schon feuchte Augen. Am Anfang hatte ich es für unmöglich gehalten, dass ich nochmal laufen könnte. Aber jetzt merkte ich, dass man alles schaffen konnte. Man musste es nur wollen.

Ich war noch sehr wackelig und meine Schritte sahen auch nicht wirklich sauber gemacht aus. Aber ich war jetzt erstmal froh darüber, dass ich nicht mehr wirklich auf diese Krücken angewiesen war. Außerdem freute ich mich schon darauf, gleich das Zimmer zu verlassen und zu den Jungs zu gehen, denn ich stellte fest, dass ich auf jeden Fall besser als gestern war, wo ich mit Will geübt hatte.

Endlich kam ich an der Tasche an. Ich holte mein Heft raus. Dann schickte ich Ave ein Foto von den Aufgaben, die wahrscheinlich alle falsch waren.

Ich merkte, dass das ganze stehen und laufen sehr mühsam war. Ich überlegte jedoch nicht, jetzt eine Pause zu machen. Ich würde jetzt erstmal ins Wohnzimmer laufen.

Entschlossen schloss ich meine Tür auf, sobald ich davor stand. Dann betrat ich die Tür. Die lauten Stimmen der Beiden drang zu mir.

Ich war gespannt auf ihre Reaktion. Der Flur kam mir ewig lang vor, weil ich gerade eben ja für eine kleine Strecke ewig gebraucht hatte. Tief atmete ich ein. Dann lief ich Stück für Stück los. Ich musste mich aber ein zwei mal an der Wand festhalten, wenn es sehr wackelig wurde. Schließlich war ich am Ende vom Flur angekommen. Jetzt musste ich nur noch nach links ins Wohnzimmer die kleine Strecke überbrücken.

Als ich dann schließlich endlich an der Türschwelle vom Wohnzimmer ankam, lehnte ich mich dagegen und sah zu den Jungs, die wie gebannt auf den Bildschirm sahen.

Einige Sekunden später warf Ayden seine Konsole auf die Couch. ,,Junge, du spielst nicht fair!", beschwerte er sich.
Brayden fing an zu lachen. ,,Du kannst nicht spielen. Das ist das Problem."
Ayden stand auf und wollte sich auf Brayden werfen, als sein Blick zu mir schweifte. Er blieb stehen und sah mich an. Jetzt sah auch Brayden zu mir. ,,Ach Butterfly, seit wann bist du schon dort?"

Ich zuckte mit den Schultern. ,,Nicht lange." Ich stellte mich gerade hin.
,,Ich dachte ich komm einfach mal zu euch", sprach ich und tat dabei so, als würde gerade nichts geschehen, während ich wie geübt meine Beine nacheinander auf dem Boden abstellte und auf die Jungs zusteuerte. Braydens Mund öffnete sich und Ayden sah mich Verdutzt an.

,,Oha", kam es plötzlich aus ihm raus.
Sofort stand Brayden von seinem Platz auf und kam auf mich zu. Ich hob die Hand.
,,Finger weg!", mahnte ich ihn.
,,Seit wann kannst du schon laufen?", fragte Ayden völlig perplex.
,,Seit gestern. Deswegen hab ich dich gestern beim Arzt aus den Zimmer geworfen.", gestand ich.
Er sah mich intensiv an und betrachtete jeden meiner Schitte.

Bevor ich mich auf die Couch niederlassen konnte eilte Brayden zu mir und umarmte mich. Lachend legte ich meine Arme um sein Torso.
Er ließ mich los und direkt stand Ayden vor mir.
,,Wurde auch mal Zeit", schmunzelte er.
Mit großen Augen sah ich ihn an, bis er mich schließlich an sich drückte. Glücklich legte ich meine Arme um ihn.

Dass er oberkörperfrei war versuchte ich auszublenden, was nicht wirklich möglich war, weil ich es direkt spürte.

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt