Strange life - until i met you

~97~

Ich war im Café, da ich jetzt Schicht hatte. Ich hatte mich schon richtig gut eingelebt hier.
Ich stand hinter der Theke und befüllte gerade einige Gläser mit den erwünschten Getränken. Dann stellte ich sie an der Theke ab, damit sie jemand anderes hier abholen konnte.

Mein Blick fiel zur Tür, als sie aufging. Verdutzt runzelte ich die Stirn. Aber gleichzeitig bildete sich eine gewisse Fröhlichkeit auf meinem Gesicht.
Dad erkannte mich auch sofort und kam auf mich zu.

Er blieb vor der Theke stehen und betrachtete mich.
,,Was machst du denn hier?", fragte ich.
Dad lehnte sich an die Theke.
,,Ich wollte dich sehen."
,,Und woher wusstest du, dass ich hier bin?"
,,Ich hab dein Freund gefragt."

Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen.
Dad öffnete leicht die Arme und sah mich an.
,,Komm her", kam es von ihm.
Meine Augen wurden glasig. Ich blinzelte schnell. Dann lief ich um die Theke und umarmte ihn.
Er drückte mich fest, genauso wie ich ihn.

,,Ich dachte schon du wirst mir nie verzeihen", murmelte er.
Ich löste mich von ihm.
,,Wir haben eine Abmachung. Deswegen verzeihe ich dir."
Dad nickte. ,,Du kannst dir sicher sein, dass ich es schaffe."
Ich blickte in seine Augen. Dann drehte ich mich um und stellte mich wieder hinter die Theke.
,,Als Kellnerin siehst du gut aus.", schmunzelte er.
Spielerisch streckte ich ihm die Zunge raus.

Einen Moment beobachtete er mich, als müsste er sich mein Gesicht merken.
,,Soll ich wieder gehen, wenn ich dich von der Arbeit abhalte?", wollte er wissen.
,,Wenn du mir versprichst, dass ich dich spätestens am Abend wieder sehe, Okay.", gab ich zu.
Dad nickte glücklich. ,,Ich verspreche es dir."
Dann griff er nach meinem Kopf und beugte sich nach vorne, um mir ein Kuss auf die Stirn zu geben, was mein Herz erwärmte.
Er verabschiedete sich und verschwand dann wieder.

■
Ich hatte jetzt Mittagspause. Mir fiel ein, dass ich seit gestern kein Kontakt mit Ave aufgebaut hatte. Sie wusste ja noch von gar nichts Bescheid. Ich entschied mich dazu, sie anzurufen. Sie ging direkt ran.
,,Faith. Wie geht's dir?", kam ihre fröhliche Stimme.
,,Danke gut. Hoffe dir auch"
,,Ja, alles gut bei mir. Warum hast du angerufen?"
Ich sagte kurz nichts.

,,Du, Ave. Wenn du Zeit hast würde ich dich gerne zum Café rufen."
,,Ist was passiert?", kam direkt ihre besorgte Stimme. Ich schüttelte ungläubig den Kopf.
,,Warum muss für dich auch immer was geschehen wenn ich dich anrufe?"
,,Ich weiß nicht. Kann doch sein.",meinte sie.
,,Naja. Kann sein, dass diesmal wirklich was passiert ist."

Ich hörte wie Ave scharf die Luft einzog.
,,Ich komme sofort!"
Dann legte sie auf.
,,Verrückt", murmelte ich und lehnte mich zurück.

15 Minuten später erschien Ave schon neben mir.
,,Faith? Was ist los?", fragte sie mich direkt.
Ich seufzte. ,,Ave, kannst du auch einmal normal neben mir erscheinen?", fragte ich sie.
Feindselig sah sie mich an. ,,Es tut mir ja leid, dass ich mir Sorgen mache",meinte sie beleidigt.
Ich schmunzelte. ,,Okay, ich hab ja nichts gesagt. Setz dich erstmal hin."
Sie tat was ich ihr sagte. ,,Also was gibt's?"

Ich lehnte mich ein wenig vor. ,,Ähm. Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll."
,,So schlimm?"
Ich schüttelte den Kopf. Dann zuckte ich mit den Schultern.
,,Mein Dad ist da.", platzte es dann aus mir raus.

Ave riss die Augen auf und stand vom Stuhl auf.
,,Wie... Was? Verarsch mich nicht!"
Sie sah sich um und blickte dann wieder zu mir.
,,Ich sag die Wahrheit Ave. Er ist hier." Ave schüttelte mit dem Kopf. ,,Ich .. Ich komm gerade nicht klar. Was heißt jetzt bitte er ist hier?"

Ich seufzte. ,,Mir erging es nicht anders, als ich ihn aprubt vor mir gesehen hatte.", sprach ich aus.
Ave setzte sich langsam und benommen wieder hin.
,,Du meinst es also ernst?", fragte sie.
Ich nickte. ,,Natürlich meine ich es ernst. Er stand gestern in der Eingangshalle der Firma. Er hatte mich runtergebeten. Und als ich dann unten ankam, hab ich ihn zu Gesicht bekommen."

Ave schluckte. ,,Was hast du gemacht?", fragte sie leise.
Ich sah auf den Tisch.
,,Ich konnte im ersten Moment nichts mehr denken. Ich dachte erst, dass ich träume. Wenn jemand nach Jahren wieder vor dir steht, ist es ja auch kein Wunder."
Ich sah zu Ave.
,,Ich hab ihn angeschrien. Ich wusste nicht, wie ich handeln sollte und ich hab einfach seine ganzen Fehler ins Gesicht geschrien. Und dann bin ich schnell verschwunden."

Ave sagte nichts. Sie schaute mich nur an.
,,Ich hab es später dann doch bereut, so gehandelt zu haben, denn ob du es mir glaubst oder nicht. In dem Moment als ich ihn gesehen hatte wollte ich ihn zu gerne in die Arme schließen. Aber die Wut auf ihn war dann eben größer als die Sehnsucht."

,,Was hast du dann gemacht?", fragte Ave.
,,Ich hab mich dazu entschieden, doch noch mit ihm zu reden und bin deswegen dann später nochmal runter gegangen. Erst hat mich mein Mut wieder verlassen gehabt und ich wollte ins Auto einsteigen und gehen. Aber er stand wirklich schuldbewusst vor mir-"

,,Und du hast es nicht übers Herz gebracht ihn so stehen zu lassen", beendete Ave mein Satz.
Ich nickte.
,,Ich hab ihm dann angeboten ihm zuzuhören. Er hat alles erzählt, ich hab alles erzählt und ich hab ihm unter einer Bedingung verziehen."

Aves Augen weiteten sich. ,,Was für eine Bedingung?"
Ich sah sie an. ,,Das kann ich dir noch nicht sagen."
Ave schmollte erst, bis sie schließlich nickte.
,,Soll es ruhig unter euch bleiben."

Ich seufzte.
,,Und? Wo ist er jetzt?", fragte Ave.
,,Keine Ahnung. Hier irgendwo eben. Er war heute morgen hier. Dann ist er wieder gegangen."

Ave lehnte sich zurück und fuhr sich übers Gesicht.
,,Das kommt mir alles noch so komisch vor."
Ich nickte verstehend. Ich konnte es auch immer noch nicht glauben.
,,Wie hat er dich überhaupt gefunden?", fragte sie jetzt.
,,Er hat gesucht. Er hat gemeint, dass er welche kannte, die sich mit solchen Sachen gut auskennen."

Ave stand auf und umarmte mich. ,,Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich bin echt glücklich und froh darüber, dass ihr euch gefunden habt. Und noch froher darüber, dass du ihm verziehen hast."
Sie löste sich von mir.
,,Ich will ihn aber auch sehen.", meinte sie.
Ich lächelte. ,,Kannst du gerne. Spätestens heute Abend."