Wir waren direkt nach dem Frühstück zum Arzt gegangen. Ich hatte Ave von allem Bescheid gesagt und sie war vor Freude ausgeflippt.
Als Will das gehört hatte, hat er mir direkt die Hoffnung gegeben, dass ich, je mehr ich trainierte, in wenigen Tagen dann auch mein Bein bewegen könnte. Es würde aber allerdings dauern, bis ich wieder ganz normal laufen könnte, denn meine Muskeln waren ja geschwächt.
Außerdem brauchte ich den Rollstuhl nicht, Krücken würden mir reichen.Zufrieden betrat ich mit Ayden das Penthouse. Sofort lief ich ins Wohnzimmer und pflanzte mich auf das Sofa. Die Krücken stellte ich neben mir ab.
,,Ayden, du kannst wieder in die Firma.", sagte ich.
Ayeden setzte sich hin. ,,Samstag gehe ich nicht in die Firma.", erklärte er.
Verstehend nickte ich.
,,Wenn du meinst.",,Außer du willst mich los werden. Dann kann ich gehen.", setzte Ayden hinzu.
,,Was? Nein nein. Warum soll ich dich denn loswerden wollen?"
Ayden zuckte mit den Schultern. Dann stand er auf. ,,Ich werde jetzt aber trotzdem gehen."
,,Wohin?", fragte ich Ayden neugierig.
,,Ich bin oben im Fitnessraum.", erklärte er.Sofort kamen mir Bilder auf, wie er verschwitzt Klimmzüge machte.
Was machst du, Faith!
Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn. ,,Geh ruhig.", sagte ich schnell zu Ayden. Er sah noch kurz zu mir, als müsste er meine Lage abchecken. Dann lief er davon.
Ich saß derweil im Wohnzimmer.Vor langweile hatte ich eine halbe Stunde mit Ave telefoniert.
Ayden war wahrscheinlich immer noch oben.Ich überlegte kurz. Ich hatte ja kein Rollstuhl mehr, sondern diese Krücken.
Vielleicht kam ich ja damit die Treppen hoch.
Ohne noch länger darüber nachzudenken stützte ich mich auf den Krücken ab und lief in den Flur.
Ich ließ meine Blick über die Treppe wandern.
Dann zögerte ich. Nicht weil die Treppen mir gefährlich erschienen, sondern weil mir der Gedanke aufgekommen war, dass sich Ayden vielleicht gestört fühlen würde, wenn ich ihm hinterher ging.Ich überlegte innerlich. Doch dann verwarf ich die Gedanken schnell. Dann setzte ich meine Krücken auf der ersten Stufe ab und zog mich hoch. Stück für Stück lief ich die Treppen hoch. Es war wirklich anstrengender als ich dachte.
Sobald ich noch die letzte Stufe überbrückt hatte atmete ich erleichtert aus. Dann sah ich zur Tür, hinter dem der Fitnessraum sein musste.Ich lief drauf zu. Noch bevor ich aber anklopfen konnte, zog ich meine Hand wieder weg. Vielleicht sollte ich es doch einfach lassen. Außerdem war ich auch nicht wirklich scharf drauf seinen halbnackten Körper vor mir zu sehen und an einem Herinfarkt zu leiden. Aber wenn ich schon oben war, entschied ich mich dazu, auf die Terasse zu gehen.
Die Kühle Luft umschlang mich. Ich humpelte zur Brüstung und lehnte mich an. Ich sah runter zur Straße. Es war irgendwie ein befreiendes Gefühl, so weit oben zu sein und runterzublicken.
Ich lehnte die Krücken an das Geländer. Dann fasste ich mit meiner Hand mein linkes Bein an. Glücklich lächelte ich. Ich konnte wirklich meine Hand spüren. Zwar nur leicht, aber ich merkte, dass sie auf meinem Bein lag.Ich sah die Sitzgelegenheit in der Ecke der riesigen Terrasse. Es war eine weiß-graue Terassenlounge. Ich lief rüber, da das stehen langsam anstrengend wurde. Langsam ließ ich mich auf dem Möbel nieder.
Die Sitzfläche war kalt und ich fröstelte kurz.Minutenlang saß ich da. Und es konnte sehr gut sein, dass ich schon seit einer halben Stunde hier rum saß. Wenn nicht sogar länger.
Die Terassentür ging auf und Ayden erschien. Als er mich sah, nahmen seine Gesichtszüge eine erleichterte Miene auf und er kam zu mir. Er war mal wieder ohne Shirt.,,Chloe, weißt du, wie lang ich schon nach dir suche?", hörte ich ihn sagen, noch bevor er sich zu mir gesellte.
Schnell sah ich von seiner Brust weg.
Es war gefühlt minus 10 Grad und er erschien hier halbnackt auf dem Balkon. Noch dazu merkte ich, dass er geduscht hatte, denn seine Haare waren leicht feucht und er roch nach Duschgel.,,Als ich ins Wohnzimmer gegangen bin und dich nicht gesehen hab, hab ich erst mal das ganze Penthouse abgesucht. Ich dachte schon, dir ist was passiert. Dass du hier oben sein kannst ist mir erst später eingefallen. Wie bist du überhaupt hier hoch gekommen?"
,,Ich hab die Treppen genommen. Wie denn sonst?"
Ayden schaute mich eindringlich an. ,,Chloe, was wenn du gestürzt wärst?"
,,Ayden, ich bitte dich. Treppen steigen ist nichts schweres."Ayden fuhr sich durch die Haare.
,,Sag mal, du hast frisch geduscht. Es ist kalt und du erscheinst hier halb nackt. Du wirst noch krank.", tadelte ich.
Ayden fing an zu schmunzeln. ,,Keine Sorge." Dann zwinkerte er mir zu, ehe er aufstand.
,,Komm", sagte er zu mir. Ich griff nach meinen Krücken und stand auf. Dann lief ich mit Ayden wieder rein.,,Wo ist überhaupt Brayden?", fiel mir auf, als wir ins Wohnzimmer liefen.
,,Er ist bei seinen Eltern. Er besucht sie gerne mal so gut wie jede Woche", erklärte mir Ayden.
Eltern. Für mich gab es das schon lange nicht mehr.
Gedankenverloren setzte ich mich hin.
,,Alles in Ordnung?", fragte mich Ayden.
Ich schaute zu ihm. ,,Äh, ja. Warum?"
,,Du siehst so... betrübt aus, auf einmal."Ich schüttelte den Kopf. ,,Ach, alles gut.", winkte ich ab.
Ayden beäugte mich vorsichtig, ehe er sich hinsetzte und sein Laptop auf dem Tisch abstellte.,,Ayden?",drang es aus mir.
Er drehte sein Kopf zu mir.
,,Ja?", fragte er und sah dan wieder auf den Bildschirm.
Ich dachte einen Moment nach, ehe ich wieder sprach. ,,Ach nichts", säuselte ich.
Ich wollte ihn eigentlich was fragen, aber es wäre besser, wenn ich es nicht tat, so kam es mir vor.Ayden blickte mich an. ,,Sag doch."
Ich schüttelte den Kopf. ,,Nein, hat sich erledigt."
Er zuckte mit den Schultern und wandte sich dann wieder dem Laptop zu.Vielleicht würde ich ihn später danach fragen.
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Strange life - until i met you
Teen FictionFaith. Von außen scheint sie eigentlich relativ normal. Doch von innen? Völlig zerstört, gebrochen und fertig mit dem Leben. Seit 5 Jahren versucht sie sich aufzurappeln und die Tatsache auszublenden, dass sie niemanden mehr hat. Und obwohl schon 5...