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Ayden kam aus der Küche und reichte mir das volle Glas Wasser.
Wir hatten die Terrasse verlassen und uns ins Wohnzimmer gesetzt.
Ich nahm Ayden das Glas ab und trank davon.
Er setzte sich neben mich und sah mich einfach nur an.
Betrübt betrachtete ich das Glas in meiner Hand.

Aydens Handy klingelte.
Seufzend fischte er es aus seiner Hosentasche und ging ran.
,,Ich bin oben", kam es von ihm.
,,Nein, Bro. Ich kann gerade nicht kommen.", war der nächste Satz. Anscheinend sprach er mit Brayden.

Dann legte er auf.
,,Ayden, Geh ruhig. Ich komm auch alleine klar.", versicherte ich ihm.
Er schüttelte den Kopf.
,,Du bist gerade viel wichtiger als die Arbeit."
,,Ich hab aber nichts. Danke dass du bei mir warst. Aber du kannst jetzt wirklich gehen."

Ayden sah überlegend zu mir. Dann schüttelte er wieder sein Kopf.
,,Deine Augen bilden immernoch Tränen. Dir geht es nicht gut. Ich muss mir erst vergewissern, dass Dein Schwindel und deine Kopfschmerzen weg sind."

Ich seufzte nur und erwiederte nichts mehr.
Der Aufzug ertönte und direkt kam Brayden zu uns.
Als er mich sah weiteten sich seine Augen. Dann kam er direkt auf mich zu.
,,Cupcake, was ist denn mit dir los?"
,,Nichts", meinte ich.
Brayden setzte sich auf auf andere Seite von mir. ,,Ich seh doch, dass du geweint hast."
Ich blinzelte, als ich merkte, dass sich wieder Tränen ansammelten.

Ayden stand auf.
,,Komm mal kurz mit, Bro", meinte er.
Dann verschwanden die zwei Jungs. Ich wusste ganz genau, dass Ayden ihm gerade erzählte, was vorhin vorgefallen war.

Ich stellte das Glas in meiner Hand auf dem Couchtisch ab. Ich fuhr mir über das Gesicht.
Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte.
Sollte ich jetzt zu ihm hin und ihm einfach verzeihen?
Aber selbst wenn ich es wollte, ich konnte es nicht.
Laut atmete ich aus.

Die Jungs erschienen wieder im Zimmer. Bekümmert musterte mich Brayden.
,,Ich weiß wirklich nicht was ich sagen soll.", kam es von ihm.
Ich stand auf. ,,Sag einfach nichts, Brayden. Und hört auf mich so anzuschauen. Das macht mir noch mehr schlechte Laune", meinte ich.

Dann lief ich zum Aufzug und drückte auf den Knopf.
,,Wohin gehst du jetzt, Fifi?"
,,Ich gehe nirgendwo hin. Ihr werdet gehen. Es reicht,dass ihr andauernd eure Arbeit wegen meinen nicht fertig gehenden Problemen vernachlässigt. Bitteschön, der Aufzug wartet auf euch", meinte ich zu den Jungs.

Ayden kam auf mich zu. ,,Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht so über dich selber sprechen sollst."
Ich seufzte auf. ,,Ayden mach schon. Und Brayden, du auch."
Ayden blickte mich ernst an. ,,Dann ruf ich Ave, dass sie bei dir bleiben soll."
Ich stöhnte auf. ,,Ayden, mach mich nicht wahnsinnig. Ich brauche niemanden."

Er wollte gerade in den Aufzug einsteigen und wandte sich jetzt aber davon ab.
,,Ich sage aber, dass du jemanden brauchst!", wurde er laut.
Genervt blickte ich zu meinem Freund.

,,Ich lass dich gerne daran erinnern, dass du vor paar Tagen bewusstlos geworden bist!", ermahnte er mich.
Er wurde ungeduldig. Das merkte ich.
,,Was hat das jetzt mit meiner jetzigen Situation zu tun?", fragte ich harsch.
,,Vieles! Du warst an dem Tag auch gestresst und überfüllt von Sorgen und Trauer! Geht es dir denn heute anders!?"
,,Ayden, bedräng mich nicht!"
,,Ich bedräng dich nicht! Ich sage dir, was Sache ist! Versteh doch einfach, dass ich mir Sorgen um dich mache!"

Ich schloss die Augen. Einen Moment blieb ich einfach so stehen, bis ich schließlich meine Augen wieder öffnete.
,,Ich verstehe dich Ayden. Aber ich bitte dich, ich will gerade meine Ruhe."
Ayden wandte sich von mir ab. Dann lief er in den Aufzug. Er blickte wieder kurz zu mir. Enttäuschung spiegelte sich in seinen Augen wider.
,,Verlass wenigstens das Gebäude nicht, bis es dir besser geht. Wenn du diesmal auf mich hörst.", sagte er, ohne mich dabei anzusehen.
Brayden sah mich kurz an, ehe er auch einstieg. Dann fuhren sie runter.

Langsam lief ich wieder ins Wohnzimmer. Scharf überlegte ich, was ich machen sollte. Ich musste mich für etwas entscheiden.
Wenn ich meinem Vater verzeihen wollte, musste es bald geschehen. Wenn ich ihn nicht hier neben mir haben wollte, musste ich ihm das auch sagen.

Ich stand in der Klemme.
Einerseits hatte ich ihn selber vermisst, egal wie oft ich hinter ihm hergeschumpfen hatte. Er ist schließlich mein Vater.
Aber andererseits musste ich wegen ihm so viel Leid ertragen.

Ich stand auf und lief zum Telefon. Schnell rief ich unten an. Die gleiche Frau von vorhin ging ran. Ich begrüßte sie kurz.
,,Ist der Mann von vorhin noch unten?", fragte ich sie.
,,Ja", ertönte es in der Leitung. ,,Er sitzt noch immer an der gleichen Stelle und schaut immer wieder zum Aufzug."
Ich nickte.
,,Okay, dankesehr.", meinte ich und legte schnell auf.

Ich lief in mein Zimmer und zog schnell meine Jacke an. Dann schnappte ich meine Schlüssel, mein Handy und lief dann kurz in Aydens Zimmer.
,,Tut mir leid Ayden", murmelte ich, während ich mich auf die Suche begab, meine Zimmertürschlüssel zu finden. Er hatte sie nämlich mir weggenommen, nach dem Vorfall vor paar Tagen, damit ich nicht nochmal abschließen konnte.

Ich würde die Zimmertür abschließen, damit er denken würde, dass ich im Zimmer war. Und ich hoffte einfach, dass er diesmal nicht die Tür aufbrach. Bis zu seinem Arbeitschluss hatte er noch ein wenig mehr als eine halbe Stunde, und ich hoffte einfach, dass ich vor ihm wieder zurückkommen würde.

Ich fand aber die Schlüssel nicht mehr.
,,Mist", fluchte ich.
Dann entschied ich mich aber dafür, Aydens Zimmer abzuschließen, damit es so aussah, als ob ich dort wäre.

Ich schloss ab und  legte die Schlüssel in meine Kommode und verließ dann das Penthouse.
Die Sekretärin an der Pforte war schon weg. Ich sah mich unauffällig nach meinem Dad um.
Hinten erkannte ich ihn. Er stand vor einem Gemälde, das dort hing.

Ich merkte, wie er sich schließlich in meine Richtung drehte. Schnell schaute ich weg und lief Richtung Ausgang.
,,Faith!", rief er mir nach.
Ich drehte mich nicht um, sondern lief auf direktem Weg auf mein Auto zu, das hinten stand.
Ehrlich gesagt hatte ich erst vor gehabt, draußen mit ihm zu reden. Aber jetzt hatte mich der Mut wieder verlassen und ich wollte wieder schleunigst weg von ihm.

,,Faith, ich bitte dich. Lass mich reden.", flehte er mich an.
Ich bekam schlechte Gewissen. Meine Augen wurden feucht.
Kurz vor dem Auto schloss ich es auf. Als ich angekam wollte ich die Tür öffnen, doch ich wurde aprubt gestoppt, als er mich am Arm davon abhielt. Ich schüttelte sofort seine Hand ab, als wäre er jemand fremdes. Naja, jedenfalls konnte ich ihn ruhig so einstufen.

Ich atmete tief ein und seufzte auf. ,,Was willst du?", fragte ich harsch.
,,Ich will doch nur mit dir reden. Ich hab ein Fehler gemacht Faith. Und glaub mir, ich bereue es. Ich kann die Zeit nicht wieder zurückholen, aber gib mir noch eine Chance. Ich bitte dich als dein Vater darum."
,,Fällt dir erst jetzt ein, dass du mein Vater bist?", gab ich energisch von mir.

Er sah schuldig zu Boden. Ich merkte, wie er nasse Augen bekam. Ich fuhr mir über den hohen Pferdeschwanz, den ich mir gebunden hatte. Ich war zwar mehr als nur wütend und enttäuscht auf ihn, aber ihn so zu sehen brach mir auch zugegeben das Herz.

,,Okay", kam es dann schwer aus mir raus.
Sofort hob er den Kopf.
,,Was?", wisperte er, als hätte er mich falsch verstanden.
,,Ich werde dir zuhören", entgegnete ich. Ich blickte ihm aber trotzdem emotionslos entgegen.
,,Danke", hauchte er.
,,Steig ein.", meinte ich schroff, ehe ich die Fahrertür aufstoß und selber einstieg.

Seufzend schnallte ich mich an. Ich wartete, bis er auch eingestiegen war. Er sah sich im Wagen um und schaute dann zu mir. Ich beachtete ihn jedoch nicht, sondern startete den Wagen und fuhr los.

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt