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Ich hatte mich dazu entschieden heute nicht in die Schule zu gehen. Der Grund war einfach, dass ich keine Lust auf Matthew hatte. Nach dem gestrigen Vorfall würde er mir heute nur Kopfschmerzen machen. Natürlich konnte ich dem nicht ausweichen. Wenn ich morgen wieder zur Schule gehen würde, würde er mir dann den Tag versauen. Aber wenigstens heute wollte ich meine Ruhe.

Ich saß also einfach im Zimmer rum und machte nichts, als plötzlich meine Zimmertür aufging. Erschrocken zuckte ich zusammen. Ayden erschien an der Türschwelle.
,,Warum bist du hier?", fragte er mich. Allerdings etwas unsanft.
,,Weil ich nicht in die Schule gegangen bin.", meinte ich einfach.
,,Und was ist der Grund?"
Ich seufzte auf.
,,Ich hab Kopfschmerzen.", sagte ich einfach. Okay, das war gelogen, aber das mit Matthew konnte ich ihm nicht sagen.

Aydens Gesichtsausdruck war hart. Was hatte er denn seit gestern? Ich verstand es einfach nicht. Vielleicht sollte ich einfach nachfragen.

,,Ayden?", kam es von mir. ,,Ist irgendwas passiert? Hab ich was gemacht? Warum bist du so... kalt zu mir? Seit gestern Abend."
Ayden schaute an mir vorbei. ,,Das ist mir nicht bewusst gewesen.",sagte er.
Ob ich das glauben sollte?

Ayden griff in seine Hosentasche. Die Kreditkarte kam zum Vorschein. Er legte sie auf meine Kommode.
Verzweifelt seufzte ich auf.
,,Ayden, ich-"
,,Ich will nicht nochmal darüber diskutieren.", unterbrach er mich direkt.

Dann drehte er sich zur Tür und verschwand.
Seufzend griff ich nach der Karte und ließ sie in der Kommode verschwinden.
Dann lehnte ich mich an die Kopfzeile vom Bett und streckte meine Beine aus.
Zu sehr in Gedanken versunken starrte ich einfach meine Beine an.
Es schwirren zu viele Sachen in meinem Kopf rum.

Auf einmal ging die Tür auf. Ich blickte hin. Ayden kam rein.
Verdutzt sah ich ihn an. ,,Bist du nicht gegangen?"
Er stellte ein Becher auf der Kommode ab.
,,Was ist das?", fragte ich ihn.
,,Pfefferminztee. Du hast doch gesagt, dass du Kopfschmerzen hast."
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
,,Danke", sagte ich leise, obwohl ich mir innerlich auf die Stirn klatschte. Ich hatte ihn ja angelogen.
Ayden nickte.
,,Ich bin unten.", sagte er. Dann verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

Ich sah ihm nach. Wie konnte ich so jemandem noch alles verschweigen? Ayden hatte allen Recht dazu, alles zu wissen. Und ich würde ihm auch alles erzählen. Das musste bald geschehen.

Seufzend wandte ich mich meinem Fuß zu. Die Gedanken schob ich beiseite. Zumindest für jetzt.
Ich versank voll und ganz in der Konzentration.

Ich weiß nicht, wie viele Minuten vergangen waren. Plötzlich sah ich, wie sich mein großer Zeh sich bewegte.
Ich stockte. Ich zog mich auf meinen Händen noch aufrechter hin.
Hatte es sich wirklich bewegt?
Hoffnungsvoll sah ich wieder hin und richtete meine ganze Konzentration hin.

Und tatsächlich. Auch wenn es ein kleines bisschen war, es hatte sich bewegt. Mein Gesicht hellte sich auf und ich bekam Freudentränen.
,,Endlich", hauchte ich und wischte über meine Wange, die schon nass geworden war. Nach zwei Wochen passierte endlich was.

Jetzt war ich viel motivierter. Und Will hatte es auch gesagt. Wenn ich mal einmal mich dazu bringen könnte, mein Fuß zu bewegen, würde der Rest leicht hinterherkommen.
Also gab ich jetzt nicht auf, sondern versuchte es weiter.


Ich konnte nicht sagen, wie lange ich schon da saß. Aber es war schon spät.
Ich kam zu mir, als ich den Aufzug hörte.
Schnell hörte ich auf, weil ich vermutete, dass jetzt jemand das Zimmer betreten würde.
Das passierte auch in der nächsten Sekunde. Brayden kam rein.
,,Na, Buttercup. Was machst du?", wollte er wissen.
Ich würde ihm jetzt gerne sagen, dass ich mein Fuß schon komplett bewegen konnte, aber ich wollte es erst später sagen.

,,Nichts", sagte ich stattdessen.
,,Warum bist du nicht in die Schule?"
,,Ich wollte nicht."
Brayden schmunzelte. ,,Du gehst also nach Lust und Laune. Ist natürlich auch gut."
Ich lachte leicht. ,,Kann man so sagen."
Brayden setzte sich neben mich und legte ein Arm um meine Schultern.
,,Sag mal. Warum kommt ihr alle zwei Minuten hoch? Kümmert euch dich um eure Arbeit.", sagte ich zu Brayden.

Er sah mich an. ,,Ich hab Mittagspause. Und außerdem komme ich nicht alle zwei Minuten hoch. Das ist Ayden."
,,Ja, was auch immer."
,,Er kann unten nicht ruhig sitzen, wenn er weiß, dass du oben alleine bist."
Ich runzelte die Stirn. ,,Warum das denn? Hat er Angst, dass ich sein Penthouse ruiniere, oder was?"
Bryden lachte leicht. ,,Nein, nicht deswegen. Eher deswegen, weil du noch nicht beide Beine benutzen kannst und wegen deiner Gehirnprellung."

Verwirrt sah ich zu ihm hoch. ,,Gehirnprellung? Das ist zwei Wochen her."
Brayden seufzte. ,,Muss ich dich an alles erinnern? Der Arzt hatte doch gemeint, dass du jederzeit trotzdem noch ohnmächtig werden kannst."
,,Kann das denn imernoch der Fall sein?", fragte ich unsicher.
Brayden zuckte ahnungslos die Schulter. ,,Ich würde trotzdem an deiner Stelle einfach aufpassen, dass nichts passiert."
Ich nickte gedankenverloren.

,,Aber das ist jetzt mal egal. Ich wollte dich was fragen", äußerte Brayden.
Ich sah ihn an und verdeutlichte, dass er weiterreden sollte.
,,Willst du, dass ich dich irgendwohin bringe? Ich glaub du sitzt schon seit zwei Wochen hier und hast wahrscheinlich das Gebäude nur verlassen, um zum Arzt zu gehen. Oder in die Schule."

Es klang einladend. Vielleicht würde es wirklich gut tun. Aber ich dachte wieder an mein Bein. Ich wollte heute noch, dass ich es komplett bewegen konnte. Und ich hatte allein für mein Fuß 5 Stunden gebraucht. Und es war sehr anstrengend gewesen.
,,Ich überleg mir das für ein anderes Mal, wenn es in Ordnung für dich ist.", antwortete ich ihm.
Brayden schüttelte den Kopf. ,,Nein, ich hab es ja nicht für mich vorgeschlagen sondern für dich. Und wenn du nicht willst kann ich dich auch nicht zwingen."

Dankbar lächelte ich ihm zu.
Brayden nahm sein Arm weg und stand auf. ,,Ich geh mal zu Ayden wieder runter. Ich hab ihn schwer davon überzeugt, dass ich hochgehe, um dich zu sehen. Nicht dass er sich jetzt denkt, daß etwas passiert ist.", grinste er.
Dann zwinkerte er mir zu und verschwand schon.

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt