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Es war mir unangenehm, dass er neben mir saß.
Ich wusste nicht warum, aber es stresste mich einfach, dass er neben mir war.
Nach 5 Minuten Fahrt parkte ich mein Wagen am Straßenrand und stieg aus, ohne auf ihn zu warten. Ich lief schon voraus. Als ich hörte, daß er die Tür zustoß schloss ich das Auto ab.

Ich setzte mich auf die erstbeste Bank, die ich im Park entdeckte. Ungewollt kamen Erinnerungen auf, wie ich mit Ave entführt wurde. Es war ja ungefähr um diese Uhrzeit passiert. Eine Gänsehaut machte sich auf meiner Haut breit. Unauffällig sah ich ein wenig umher.

Ich steckte meine Hände in die Jackentasche. Vom Augenwinkel merkte ich, wie Dad sich neben mich setzte.
Er brachte aber reichlich Abstand zwischen uns. Anscheinend wurde ihm mal so langsam auch bewusst, dass ich seine Nähe nicht bevorzugte.

Wir saßen einfach da, ohne dass jemand was sagte.
,,Ich hab nicht ewig Zeit. Du solltest anfangen", sprach ich aus.
Ich merkte, wie er sein Kopf hob.
,,Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll."
Ich zuckte mit den Schultern. ,,Das weiß ich auch nicht. So viele Fehler wie du angestellt hast..."

,,Faith, ich bereue es wirklich, dich gelassen zu haben. Ich hatte einfach vorgehabt, dich zu beschützen, dich in Sicherheit zu wissen."
,,Aber du hast wohl nicht damit gerechnet, dass du mich wohl eher in Sicherheit wissen würdest, wenn du mich vor deinen Augen hättest", spottete ich.

,,Ich wollte nur das Beste für dich, deswegen hab ich dich mit Charles weggeschickt-"
,,Der jetzt auch gestorben ist.", unterbrach ich ihn.
,,Ich hatte nicht damit gerechnet.", murmelte er.
,,Das wundert mich nicht.", gab ich von mir.

,,Wie ist er gestorben?", fragte er vorsichtig.
,,Wird es was ändern an der ganzen Geschichte?", fragte ich ihn und sah ihn an. ,,Nein", beantwortete ich meine Frage selbst.
,,Aber wenn du es unbedingt wissen willst. An einem Herzinfarkt."
Es kam kein Ton aus ihm raus.

,,Es tut mir leid, Faith. Es tut mir wirklich leid."
Ich seufzte auf. ,,Das sagst du mir schon zum hundertsten Mal. Aber ändert sich etwas an meiner Vergangenheit? Nein. Ändert sich etwas an den Schmerzen, die ich jede  Tag hatte? Nein."
Ich bekam feuchte Augen.
,,Ich.... Es.... Ich weiß nicht, wie ich sonst alles wieder gut machen soll."
,,Du kannst auch nichts mehr gut machen. Es ist schon passiert.", murmelte ich.

,,Wo warst du überhaupt?", fragte ich ihn.
,,In Süddakota."
,,Und wie hast du mich gefunden?"
,,Ich hab überall nach deinem Namen gefragt. Und ich kenne da so ein paar, die in sowas professionell sind, die mir geholfen haben. Ich hatte dich aber trotzdem nicht gefunden."
,,Ich hatte meinen Namen umgeändert."
,,Das habe ich später auch herausbekommen. Warum verwendest du jetzt aber wieder deinen echten Namen?"
Ich sah ihn an. ,,Weil ich es nicht mehr brauche. Weil ja die Gefahr, die uns jahrelang wegen dir gedroht hat, endgültig hinter Gittern sitzt."

Bevor er aber sich freuen konnte setzte ich mich was drauf. ,,Natürlich nachdem er mit mir beinahe das angestellt hatte was er wollte und meine Freundin beinahe wegen dir umgebracht wurde."
Meine Stimme zitterte zum Ende hin.
,,Alles wegen mir.", hörte ich ihn sagen. ,,Alles nur wegen mir. Ich wollte nicht, dass du wegen mir das alles durchmachen musstest."
,,Ach, hättest du es ja auch noch gewollt", spottete ich.

Mein Handy fing an zu klingeln und unterbrach unser Gespräch. Ich wandte mein Blick von Dad ab und griff in die Jackentasche. Ich blickte drauf. Ayden rief an.
Ich hatte die Zeit ja voll vergessen. Hatte er gemerkt, dass ich nicht da war?
Mist, ich hatte das völlig aus dem Hirn gelöscht.
Ohne an das Handy ranzugehen packte ich es wieder weg. Mein Vater sah mich fragwürdig an, aber erwiederte nichts.

,,Willst du noch was sagen?", wollte ich von ihm wissen.
,,Faith, ich..." Wieder fing mein Handy an zu klingeln.
Seufzend holte ich es raus. Es war wieder Ayden. Ich ließ es verstummen und legte es diesmal auf meine Oberschenkel.
,,Rede weiter.", forderte ich ihn auf. Doch bevor er noch anfangen konnte klingelte mein Handy erneut.
,,Geh ran.", kam es von meinem Vater. Ich sah auf das Display, bis ich schließlich abhob.

,,Faith!", rief er direkt in den Hörer.
,,Faith, wo bist du!"
,,Ich bin draußen", antwortete ich.
,,Draußen!? Wo draußen?"
,,Im Park."
,,Faith! Du hattest mir doch vor einer halben Stunde selber gesagt, dass dir schwindelig ist! Was machst du jetzt draußen?!"
,,Ayden, beruhig dich"

,,Bist du Auto gefahren?", rief er jetzt rein.
,,Ja", entgegnete ich.
,,Babe! Bist du wahnsinnig! Gott, ich werde verrückt! Warte dort, ich komme sofort!"
,,Ayden, beruhig dich doch mal. Mir geht es gut. Ehrlich. Ich hab nichts mehr.", erklärte ich ihm.
,,Ist dir nicht mehr schwindelig?"
,,Nein, mir ist nicht mehr schwindelig.", schmunzelte ich.
,,Und hast du Kopfschmerzen?"
,,Nein, Ayden ich hab auch keine Kopfschmerzen."

Ich merkte, wie sich mein Vater neben mir erhob. Ich sah zu ihm. Besorgt musterte er mich.
,,Ayden, ich mach jetzt zu."
,,Du kommst jetzt direkt, hast du mich verstanden?"
Ich seufzte. ,,Ja, okay", gab ich dann von mir. Dann legte ich auf.

,,Faith, hast du irgendeine Krankheit?", kam es besorgt von meinem Vater.
Ich schüttelte den Kopf. ,,Warum sollte ich?"
,,Was heißt dann Kopfschmerzen, Schwindel. Was hast du?"
,,Ich hab nichts. Du brauchst dir keine Gedanken zu machen", meinte ich.

Seufzend setzte er sich wieder hin.
,,Du wolltest mir was sagen.", erinnerte ich ihn.
,,Ja. Ich weiß nicht, wie du dazu stehen wirst. Aber ich will mit dir wieder zurück nach Ohio."
Mein Kopf schoss hoch. Ich sah ihn verdutzt an.
Ich schüttelte den Kopf. ,,Ich gehe nirgendwo hin. Ich verlasse niemanden hier. Und außerdem, ich hab dir gar nicht gesagt, dass ich dir verziehen hab.", gab ich zurück.

Mein Vater sah mich verzweifelt an. ,,Was soll ich denn tun, damit du mir verzeihst?"
Ich lehnte mich zurück und schloss meine Augen. ,,Ich will, dass du mir bei einer Sache hilfst, wenn du willst, dass ich dir verzeihe."

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt