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Als ich wieder das Penthouse betrat war es 7 Uhr abends. Und ich war erschöpft. Einerseits war ich glücklich, andererseits aber auch nicht.
Das gute war nämlich, dass ich eine Arbeit im Café gefunden hatte. Das schlechte war, ich hatte noch keine Wohnung. Aber ich konnte auch nicht direkt beim ersten Suchen eine Wohnung ausfindig machen. Das war logisch.

Ayden erschien an seiner Zimmertür. Er war mal wieder oberkörperfrei. Ich glaube, ich werde mich nie an diesen Anblick gewöhnen können.
,,Wo warst du solange?", fragte er.
Ich schlürfte in mein Zimmer.
,,Ich glaube ich bin keine 9, dass du mich das fragen musst.", konterte ich und lief in mein Zimmr rein.
Ayden folgte mir direkt. ,,Das hab ich auch nicht behauptet. Aber man macht sich eben Sorgen, wenn man dich nicht erreichen kann."

Ich zog meine Jacke aus und hängte sie auf.
,,Was sagst du dazu, wenn du mir mal deine Nummer gibst?", fragte er.
Kurz sah ich ihn an. Dann holte ich mein Handy hervor.
,,Gib dein Handy her", forderte ich ihn auf.
Ayden holte sein Handy aus de Jogginghose, entsperrt es und reichte ihn mir rüber. Schnell tippte ich meine Nummer ein und reichte es ihm dann wieder rüber.
,,Zufrieden?"
,,Allerdings."

Ich lief ins Bad, um mich von der Schminke zu befreien. ,,Du hast es also überschminkt", ertönte Aydens Stimme.
,,Ich Lauf ganz sicher nicht so in der Stadt rum.", ließ ich ihn wissen.
Fertig abgeschminkt verließ ich mein Zimmer.
,,In der Küche gibt es Essen, falls du Hunger hast."
,,Hab schon draußen gegessen.", meinte ich und lief in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu füllen.

Ich trank es aus. Im Wohnzimmer saß schon Ayden auf der Couch. ,,Wo ist Brayden?", fragte ich ihn.
,,Er müsste auf dem Balkon sein." Und tatsächlich erschien Brayden schon durch die Balkontüre.
,,Ach sweetie, du bist schon da.", lächelte er.
Gott sei Dank hatte er wenigstens was an.
Ich lächelte ihn an.

Ein paar Minuten war es still zwischen uns.
,,Seit wann ist Matthew dein Freund?", kam es dann von Ayden.
,,Er ist mein Ex.", korrigierte ich.
,,Ja, was auch immer."
Kurz antwortete ich nichts darauf, bis ich mein Mund öffnete.
,,Naja, kurz nach Charles Tod kamen wir zusammen."
Ich schluckte kurz.
,,Ich hab einfach Ablenkung gebraucht. Und damals war mir Matthew schon ins Auge gefallen. Also hatte ich mir gedacht, warum nicht. Er war damals natürlich nicht so. Er war zuvorkommend, hilfsbereit und immer nett.
Wir waren nur knapp mehr als eine Woche zusammen. Ich bin froh, dass die Beziehung nicht länger ging. Ich hatte ihm nämlich alles verschwiegen. Ich hatte ihm nicht gesagt, dass ich eigentlich Faith heiße und warum ich einen Decknamen hab.
Aber ich war kurz davor, es ihm zu sagen. Bis er sich eben drastisch verändert hat. Sein Vater hatte beim Lotto gewonnen. Und Geld hat ihn zum Arschloch gemacht. Das einzige was er über mich weiß ist, dass meine Mom gestorben ist. Er weiß nicht einmal wo ich wohne, weil wir uns immer bei ihm getroffen hatten. Ich weiß nicht, was ich jetzt gemacht hätte, hätte ich ihm damals alles über mich erzählt. Ich bin knapp entkommen."

Ich stoppte kurz.
,,Ein Jahr hat er mich in Ruhe gelassen, so zu sagen. Bis er dann  angefangen hat, mich bloß zustellen, mich zu beleidigen, mich zu verletzen. Ich hab nie groß was gemacht. Zwei Jahre lang. Und dann haue ich ihm einmal die Nase kaputt und ich flieg von der Schule."
Brayden schmunzelte bei dem letzten Satz.
Ayden sah nachdenklich aus.
,,Du erträgst ihn also schon 2 Jahre lang.", meinte er langsam.

Ich nickte. ,,Aber das interessiert mich nicht wirklich. Ich mein, ich bin ja auch mit anderen Sachen zurecht gekommen."
Jetzt schwiegen wir endgültig. Keiner sagte mehr etwas. Das war mir jetzt gerade auch Recht. Ich wollte nicht länger darüber diskutieren.


Inzwischen waren schon drei Tage vergangen, in denen nichts passiert war. Nichts, im Sinne von erfolglos.

Ich war tagtäglich draußen und war erst gegen 7 Uhr wieder im Penthouse. Entweder hatte ich garkeine Wohnung gefunden. Oder Wohnungen, die zu teuer waren. Ich würde aber nicht aufhören mit der Suche. Ich musste eine Wohnung finden. Wie lange sollte ich mich denn noch hier aufhalten?

Ich betrat das Penthouse und lief wie immer in mein Zimmer, um mich von der Jacke zu entledigen. Dann lief ich in die Küche, um ein Glas Wasser zu trinken.
Als ich in die Küche eintrat stand Ayden ebenfalls in der Küche mit einem Glas in der Hand.

,,Hey", begrüßte ich ihn und versuchte, mich zu beherrschen, da er wieder mal halbnackt vor mir stand.
Er legte das Glas auf der Theke ab und blickte zu mir.
,,Warum gehst du nicht an dein Handy ran?", hörte ich ihn fragen.
Stimmt, er hatte mich vor knapp einer Stunde angerufen gehabt.
,,Ich hatte zu tun.", gab ich zurück.

Er kam ein Schritt auf mich zu.
,,Du hattest also zu tun. Ich frag mich echt, was du tagtäglich zu tun hast, dass du den ganzen Tag weg bist und erst um diese Uhrzeit wieder kommst."
Ich hob meine Augenbrauen. ,,Ich hoffe, du erwartest keine Antwort von mir."

Ich holte mir ein Glas aus dem Schrank und wollte mir gerade Wasser eingießen, als ich Aydens Präsens hinter mir spürte.
,,Keine Sorge. Ich werde das schon selber herausfinden.", flüsterte er mir zu.
Jetzt drehte ich mich zu ihm um. Er stand so dicht an mir, dass ich mich leicht nach hinten beugen musste, damit kein Unfall passierte.

,,Drohst du mir gerade?", fragte ich leicht sauer.
,,Außerdem, was haben dich meine Angelegenheiten zu interessieren?", fügte ich noch hinzu.

Ayden legte seine Hände auf die Theke, sodass ich keine Flucht mehr ergreifen konnte. Der Geruch von seinem Parfüm drang in meine Nase.
Es roch gut.

,,Deine Angelegenheiten interessieren mich auch nicht. Es interessiert mich nur, wenn ich das Gefühl habe, dass du was verheimlichst", hauchte er. Ich schluckte kurz.
Seine Brust berührte schon meine und ich hatte das Gefühl zu ersticken. Er hob seine Hand und strich über meine verletzte Wange, obwohl man es wegen dem MakeUp nicht sah.
,,So wie das hier, Faith", flüsterte er noch, ehe er seine Hände von der Theke löste und die Küche verließ. Ich stand noch immer in der selben Position.

Was war denn das gewesen?

Wie benebelt füllte ich das Glas und trank es schnell aus. Ich glaube ich musste sehr dringend eine Wohnung finden.

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt