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Faith P.o.v.:

Ich konnte nicht sagen, wie lange wir hier schon saßen, aber ich wurde langsam müde und ich musste aufs Klo. Auch Ave erging es nicht anders. Sie hatte auch schon aufgehört zu weinen und sah stumm geradeaus.

Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Ave riss ängstlich ihre Augen auf und schaute zu mir. Ich versuchte ihr zu verdeutlichen, dass sie ruhig bleiben sollte. Aber ich selber hatte gerade selber das Gefühl, dass mir das Herz stehen blieb.

Jemand kam vor mir zum stehen. Es war wieder Aydens Vater. Doch neben ihm erschien noch eine Person. Wahrscheinlich einer seiner Männer. Ich versuchte meine Angst nicht anmerken zu lassen. 
,,So, Faith. Du fragst dich sicher, warum du hier bist oder?"
Ich antwortete nichts.
,,Gut, ich sage es dir gerne. Ich frag dir drei Fragen. Es reicht mir, wenn du eine davon beantwortest."

Er ging ein Stück zur Seite, sodass ich wieder meine Freundin sehen konnte. Der andere Mann stellte sich neben Ave hin.

Aydens Vater klatschte sich in die Hände.
,,Die erste Frage, wo ist dein Vater?" Die Frage kam mir wie ein Schlag ins Gesicht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Gute Frage.
Wo war mein Vater? Vielleicht war er doch schon Tod, oder?

,,Na gut. Du hast ja noch zwei Fragen, die du beantworten kannst.", ertönte seine Stimme, als keine Antwort von mir kam.
,,Wo sind die Akten deiner Mutter?" Ich runzelte die Stirn? Was für Akten? Was um Gottes Willen war das jetzt?

,,Auch gut. Dann beantwortest du eben die letzte Frage.", kam es diesmal von ihm, als ich wieder nichts antwortete.
,,Wo sind die Akten von deinem Vater?" Verdutzt sah ich zu Boden. Wovon redete er? Ich hatte nicht einmal ansatzweise was von den Fragen verstanden.

Ich wurde aprubt an meinen Haaren gezogen. Der Mann beugte sich zu mir. ,,Du sollst eine der Fragen beantworten!",knirschte er mit zusammengebissenen Zähnen. Er ließ wieder meine Haare los.

,,Ich hab keine Ahnung wovon du redest!", verteidigte ich mich.
,,Du weißt ganz genau wovon ich rede. Aber wenn du nicht freiwillig sprichst werde ich dich schon dazu bringen, indem ich deine beste Freundin dafür nutze. Na, was meinst du?"

Ich riss die Augen auf.
,,Ihr lasst sie in Ruhe!", schrie ich.
,,Wenn du brav antwortest, ja. Ansonsten wird sie Tag für Tag leiden müssen. Und zwar vor deinen Augen."
,,Ich hab gesagt, ich weiß nichts! Nichts!"

Aydens Vater lachte auf.
,,Gut, du wolltest es so." Er drehte sich zu dem Mann um.
,,Zieh sie aus." Geschockt über seine Worte riss ich die Augen auf.
Ave blickte panisch rum.
,,Nein! Lasst sie! LASST SIE!", schrie ich mir die Seele aus dem Leib.
,,Lasst sie!"

Der Mann öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke. Ave schrie los und zappelte rum.
Ich versuchte mich vom Stuhl zu befreien.
,,Ich hab gesagt, ich weiß nichts! Lasst sie aus dem Spiel! NEIN!"

Der Mann löste Averys Hände, um die Jacke auszuziehen. Sie zappelt rum, doch sie bekam sich nicht frei von ihm. Der Jacke folgte ihr Pulli.
Ich schrie immernoch und Ave schluchzte nur noch.

Dann wurde Ave wieder an den Stuhl befestigt.  Jedoch machte er sich diesmal an ihre Schuhe ran und zog ihre Socken aus, sodass sie barfuß dasaß.

,,Wenn du antwortest bekommt sie ihre Sachen wieder. Du hast Zeit bis morgen." Dann verschwand er mit dem Mann.
,,Du Missgeburt!", schrie ich hinterher.
Ave fing an zu zittern. Ich fror selber in dem dicken Pulli. Und sie saß barfuß und nur in ihrer Unterwäsche da. Nett, dass ihre Hose noch da war.

,,Ave. Es tut mir leid." Jetzt hielt ich es nicht mehr aus und fing an zu weinen.
,,Faith, Hör auf. Es ist nicht deine Schuld. Was kannst du dafür, wenn die so unmenschlich sind."
Ich schüttelte den Kopf. ,,Es ist meine Schuld. Von Anfang an."
,,Faith. Ich bitte dich, Hör auf mit dem Gelaber und hör auf zu weinen. Ich brauche dich gerade hier. Du bist stark und in dieser Situation solltest du es auch sein."

Mit feuchten Augen sah ich zu Ave. Dann fing ich wieder an zu weinen.
,,Du wirst das nicht länger aushalten. Du frierst schon genug."
Ave seufzte. ,,Du solltest dir nicht Gedanken um mich machen, sondern darum, wie wir hier rauskommen."

Ich sah sie an. ,,Wenn du meinst."
,,Ja, meine ich. Und außerdem, ich muss aufs Klo."
Ich fing an unter Tränen zu lachen. ,,Ich auch."
So gut es ging wischte ich mir die Tränen an meiner Schulter weg.
,,Ich probiere mal unser Glück", meinte ich.
Dann drehte ich mein Kopf zur Tür.

,,Hallo! Ist da jemand!", schrie ich. Nichts.
,,Hallo! Hey!"
Einen Moment war es still, bis sich etwas tat. Die Tür wurde geöffnet und ein Mann schaute rein.
,,Was Wollt ihr?", fragte er barsch.
,,Unser menschliches Bedürfnis erledigen", zickte ich ihn an.
,,Macht euch in die Hose",konterte er.

Ich fasste es nicht. Sollte er sich doch selber in die Hose machen.

Mir fiel was ein. ,,Dein Chef hat dir wohl nicht gesagt, dass wir unser Bedürfnis nicht hier erledigen dürfen. Immerhin muss er ja hierher kommen. Und ich denke nicht, dass er beim nächsten Besuch Pisse riechen will."

Ich schaute zu Ave und zwinkerte ihr zu. Der Mann kam seufzend rein und löste Aves Hände. Dann packte er sie unsanft am Arm und förderte sie raus. Man merkte an Aves Gesichtsausdruck, dass ihr das ganze unangenehm und peinlich war, weil sie ja nur ihre Unterwäsche anhatte.

Zwei Minuten später kam sie wieder. Dann wurde meine Hand gelöst. Theoretisch könnte ich dem Mann eine knallen, aber ich wusste nicht, was draußen so los war. Also wollte ich es nicht riskieren. Ich wurde rausgeschoben. Weitere Männer befanden sich hier. Teils bewaffnet. Wir bogen direkt rechts ab. Eine Tür begrüßte uns. ,,Geh rein. Und wenn du abschließt brech ich ein." Augenverdrehend lief ich rein. Das WC war schmal und um die drei Meter lang. Ich setzte mich sofort hin und erledigte mein Bedürfnis. Es war wirklich ein befreiendes Gefühl. Sobald ich fertig war wusch ich mir die Hände. Ich blickte währenddessen ein wenig umher. Spiegel gab es hier nicht. Und sonst waren hier nur die Toilette und das Waschbecken angebracht. Ein kleines Fenster war über der Toilette. Da würde nicht einmal mein Kopf durchpassen.

Ich hatte keine Zeit, den Raum weiter zu studieren, denn der Mann riss die Tür auf und schaute rein. ,,Beeilung!", motzte er. Er brachte mich direkt wieder zu Ave und fesselte mich an den Stuhl.

Ich war immernoch stark am überlegen. War da vielleicht doch irgendetwas das uns in dieser Situation weiterhelfen konnte?
,,An was denkst du nach?", fragte mich Ave.
,,An ein Fluchtweg."
,,Auf der Toilette gab es definitiv keinen."
Ich nickte. ,,Aber die Toilette ist sehr alt. Es sah so aus, als würde das Waschbecken sich von der Stelle lösen."
,,Und?", kam es von meiner Freundin. ,,Die Tatsache ist, wir brauchen ein Stück Waschbecken."

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt