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Sonntag:

Ayden P.o.v.:

Ich saß im Wohnzimmer vor dem Laptop. Chloe war in ihrem Zimmer, was auch gut war, denn ich musste gerade eine wichtige Sache erledigen, und wenn sie da war konnte ich mich nicht konzentrieren.

Abrubt klingelte ein Handy. Ich sah auf. Es war ihr Handy, das hier auf der Couch lag. Kurz las ich, wer anrief. Es war ihre Freundin.
Ich kümmerte mich aber nicht darum, sondern fuhr mit der Arbeit fort. Eigentlich konnte ich das auch im Büro erledigen aber am Wochenende ging ich nie ins Büro. Einfach damit ich eine Auszeit davon hatte.

Ihr Handy hörte nicht auf zu klingeln. Kopfschüttelnd versuchte ich mich zu konzentrieren. Kurz verstummte es, bis es dann wieder anfing. Ich hob mein Kopf vom Bildschirm und sah fragend Richtung Flur. Warum kam sie nicht?
,,Chloe!", rief ich. Ich erhielt keine Antwort.

Nicht dass ihr was zugestoßen war.
Mit den Gedanken stand ich blitzschnell von der Stelle und eilte in ihr Zimmer. Die Tür war leicht angelehnt. Vorsichtig lugte ich rein. Sie war nicht da.
Man konnte die Dusche aus dem Bad hören. Deswegen antwortete sie also nicht. Ich hörte sie sogar leicht summen.

Seufzend verließ ich wieder das Zimmer und ging wieder an meine Arbeit ran.
Ihr Handy fing wieder an zu klingeln. Wie sturköpfig war sie bitte? Einen Moment überlegte ich, bis ich mich dazu entschied ranzugehen, um ihr Bescheid zu sagen, dass sie später anrufen sollte. Und damit sie mich nicht mehr weiter störte.

Also nahm ich das Handy zur Hand und nahm ab. Doch bevor ich mein Mund öffnen konnte tat sie es.
,,Gott, Faith endlich!", rief sie ins Telefon. Ich runzelte die Stirn. Hatte sie gerade Faith gesagt?
,,Hallo, Mädel. Hast du deine Zunge verschluckt",kam es halb lachend von Avery.
Ich antwortete nicht. Mir kamen Sachen in den Sinn. Dann hatte sie doch Chloe damit gemeint, als sie bei dem Brand Faith geschrien hatte. Und die Nachricht, die Chloe von Ave bekommen hatte, da stand auch Faith drin. Ich hatte es noch entziffern können, bevor sie es verdeckt hatte.

,,Faith! Antworte doch! Oder reagierst du nur noch auf Chloe?"
Wieder Faith. Wut kam auf und ich legte einfach auf.
Was versteckte sie vor mir! Ich wusste doch, dass sie etwas verbarg. Was hatte es mit dem Namen auf sich? Sie hieß nicht Chloe, sondern Faith! Was lief hier!?

Ich legte das Handy energisch auf dem Tisch ab. Meine Arme stützte ich auf die Oberschenkel und fixierte einen Punkt vor mir. Ich fuhr mir über das Gesicht.
Ich brauchte eine Erklärung und ich wollte diese Erklärung haben. So schnell es ging.

Ich wusste nicht, wie lange ich in der selben Position saß. Ich kam erst wieder zu mir, als ich Chloes Stimme hörte.
,,Ayden, hast du meine Haarbürste gesehen?"
Ich sah sie nicht an. Mein Blick war düster.
,,Ayden?", ertönte es wieder von ihr.
,,Weiß ich nicht, Chloe. Oder sollte ich doch Faith sagen?"

Es wurde still. Ich hob mein Blick und sah sie an. Sie sah blass aus und sie wirkte panisch.
,,Was ist? Hab ich was falsches gesagt?"
,,Ich... weiß grad nicht was du meinst", hörte ich sie zittern.
Ich sah sie düster an. Dann stand ich auf. ,,Du weißt ganz genau wovon ich spreche! Versuch dich nicht irgendwie rauszureden!", sagte ich mit barscher Stimme.

Ich ging auf sie zu. Sie versuchte langsam zurückzulaufen. Ich packte sie am Arm und hinderte sie daran, noch mehr Abstand zu halten. Ich konnte eine gewisse Angst in ihren Augen erkennen. Doch im Moment interessierte mich nichts. Ich lief so lang zurück, bis sie mit dem Rücken an der Wand stand.

Faith P.o.v.:

Ich schluckte hart, als ich die Wand hinter mir spürte. Mein Herz schlug schneller. Nicht weil Aydens Nähe mich benebelte. Nein. Ich hatte Panik. Woher wusste er es? Woher? Wie hatte er es jetzt erfahren?  

Es war nicht möglich, dass er davon Bescheid wusste. Aydens Blicke bescherten mir eine Gänsehaut. Ich hatte noch nie so eine Wut in seinen Augen gesehen. Ich schluckte hart.
,,Sprich jetzt endlich!", fuhr er mich an. Meine Augen füllten sich.

Sollte ich ihm einfach alles erzählen?
Vertraute ich ihm überhaupt so sehr?
Vor paar Tagen hatte ich doch noch selber gesagt, dass er allen Recht dazu hatte, alles zu wissen.

Der finstere Blick von Ayden erleichterte es mir nicht, klar nachzudenken.
Ich war in eine Zwickmühle geraten. Ich versuchte den Kloß in meinem Hals zu beseitigen. ,,Wie kommst du überhaupt drauf?", hörte ich mich plötzlich. Aydens Griff wurde fester.
,,Von deiner Freundin."
Ich stockte.
,,Ave?", hauchte ich.
Aber wie? Hatte sie ernsthaft... das konnte doch nicht sein!

,,Sprichst du jetzt endlich!? Wer bist du!?" Aydens Stimme fuhr durch meine Glieder. Ich konnte seine Wut verstehen. Und ich konnte auch sehr gut verstehen, dass er eine Erklärung wollte.
Zögernd nickte ich.
,,Okay.", kam es dann schließlich verzweifelt von mir. Eine andere Wahl hatte ich sowieso nicht mehr.

Aydens Handgriff lockerte sich.
,,Ich höre", meinte er und ließ mich endgültig los.
Ich schloss die Augen und atmete zitternd ein. Ich wusste nicht, ob ich gerade das richtige tat. Ich wusste nicht, ob ich es später bereuen würde.
,,Können wir uns hinsetzen?", bat ich Ayden leise.
Dieser nickte, noch immer mit dem finsteren Blick. Also liefen wir ins Wohnzimmer. Ich versuchte möglich viel Abstand zwischen uns zu bringen.

Sollte ich ihm nur grob was erzählen? Sollte ich ihm gleich alles erzählen? Sollte ich ihn anlügen, und mich anders rausreden. Ich war immernoch hoffnungslos. Meine Hände zitterten.
Ich hatte das Gefühl, dass ich unter Aydens Blick klein wirkte.
Ich räusperte mich kurz.
,,Ich weiß nicht wo ich anfangen soll."
Ein undeutlicher Laut kam von Ayden. ,,So kompliziert also. Fang einfach an. Ich will wissen was du verbirgst!"

Tief atmete ich ein...

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt