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Ich lief Ayden hinterher. Doch sobald ich das Zimmer verlassen hatte blieb ich stehen.
Dad stand im Flur und sah zu Ayden. Sobald er mich sah wurde seine ernste Miene wieder weich.
Er hatte wohl gemerkt, was wir getrieben hatten.

Peinlich!

,,Ähhh, Dad. Ich wollte noch mit dir reden.", versuchte ich uns aus der Situation zu retten.
Dad nickte mir zu. ,,Wir können auf die Terasse", fügte ich noch hinzu.
,,Komm mit."
Dad blickte Ayden nochmal streng an, ehe er zu mir rüber kam.
Ich lief schon die Treppen hoch, die nach oben führten.

Ich warf einen kurzen Blick zu Ayden, der mir kurz zwinkerte, bevor er verschwand.

Sobald ich oben ankam lief ich Richtung Terassentüre und öffnete sie. Dad kam mir hinterher. Ich ließ ihn zuerst durch, dann betrat ich hinter ihm die Kühle Luft.

Ich konnte erkennen, dass er erstaunt war, über das was er sah.
,,Ich kann mir schon vorstellen, dass das dir gefällt.", kam es aus ihm.
,,Da kannst du dir sicher sein", meinte ich und näherte mich der Brüstung zu.

Ich stützte meine Arme an der Erhöhung ab und sah runter zur Stadt. Dad stellte sich neben mich.
,,Ihr seid euch zu nah", kam es plötzlich von ihm.

Ich drehte mich zu ihm. Er hatte sein Blick auf die Stadt gedreht.
Ich war mir sicher, daß er Ayden meinte.
,,Er ist mein Freund, Dad.", ließ ich ihn erinnern.
,,Ich weiß.", kam es von ihm, ihne dass er mich ansah.
,,Wo ist dann das Problem?", wollte ich wissen.

Jetzt drehte er sich zu mir. ,,Es gibt da kein Problem. Du solltest nur wissen, dass kein Vater den Jungen mag, der seine Tochter liebt."
Ich schaute in seine Augen. ,,Willst du mir damit sagen, dass du Ayden hasst?"

Dad zuckte mit den Schultern.
,,Ich bin mir sicher, dass er dich wirklich liebt und nur das Beste für dich will. Ich meine nur, wenn ich einen einzigen Fehler seinerseits sehen sollte, kann ich gerne mal einen gewissen Hass auf ihn aufbauen."

,,Jeder Mensch macht Fehler", meinte ich und wandte mich wieder den Lichtern der Stadt zu.
,,Und einige sind eben so schwer dass man sich das selber nicht mal verzeihen kann.", sprach ich aus.
Ich war mir sicher, dass er wusste auf was ich anspielen wollte.
Dad sagte nichts.

Der Wind wehte mir die Haare in mein Gesicht. Ich tastete in meiner Hosentasche nach einem Haargummi ab. Sobald ich fündig wurde band ich mir die Haare zusammen.

,,Warum wurde Mom umgebracht?", hörte ich mich fragen.
Ich war selbst geschockt woher woher Frage jetzt auf einmal kam.
Ich merkte, wie sich Dad von mir wegdrehte.

,,Willst du wirklich jetzt darüber sprechen?", hörte ich ihn fragen.
Ich wandte mich ihm zu.
,,Ja, will ich.", meinte ich sicher. Vielleicht war ich mir doch nicht so sicher.

Dad blickte weg. ,,Warum?"
,,Weil ich wissen will ob es stimmt, was man mir gesagt hat."
Jetzt schaute er wieder zu mir.
,,Was hat man dir gesagt?"
,,Dass sie wegen einem scheiß Papierkram mit dem du nicht rausrücken wolltest ums Leben kam!" Ich wusste nicht warum, aber jetzt bekam ich wieder Wut auf ihn.

Dad schaute mich einfach nur an.
,,Dann hat man dir wohl nicht alles erzählt."
,,Also stimmt es zum Teil, was ich gehört habe?", fragte ich und meine Augen füllten sich.
Langsam nickte Dad.
Ich schüttelte ungläubig den Kopf und drehte mich weg von ihm.
,,Und ich hatte gehofft, dass es eine Lüge war."

Enttäuscht fuhr ich mir über das Gesicht. Noch mehr Tränen kamen auf.
,,Wegen Papierkram", hauchte ich.
Ich schaute zu meinem Dad.
,,Wegen Papierkram!", rief ich. ,,Ist meine Mutter ernsthaft wegen Papierkram gestorben!?", rief ich fassungslos.

Eine Träne löste sich aus meinem Auge.
,,Faith, beruhig dich. Hör zu."
Ich schüttelte den Kopf. ,,Ich will gar nichts mehr hören! Nichts! War sie dir so unwichtig, dass du mit den beschissenen Sachen nicht rausrücken konntest!?", schrie ich.

Ich wusste selber nicht, warum ich so urplötzlich wütend wurde.
,,Faith, Du hast es falsch verstanden. Ich-"
Weiter kam er nicht, denn mit einem Mal wurde mir schwindelig und ich fasste an die Terassenwand.
Langsam ließ ich mich auf den Boden nieder.

,,Faith? Was ist los?", hörte ich die hektische Stimme von meinem Vater. Ich schloss die Augen und fasste mir an die Stirn. Ich wusste doch selber nicht, was andauernd los war.

Dad legte seine Hände auf meine Schulter.
,,Faith, was ist los?", fragte er panisch.
,,Nichts. Alles gut. Mir war kurz schwindelig.", erklärte ich.
,,Was hast du denn? Komm, wir gehen lieber mal rein.", hörte ich ihn.

Ich öffnete meine Augen. Dad packte mich am Arm und half mir hoch. Ich lehnte mich gegen die Wand. Mein Kopf schmerzte. Ich sah den besorgten Blick von meinem Dad.
Ich wischte meine Tränen weg.

,,Mir geht's gut", log ich.
In Wirklichkeit hatte ich aber das Gefühl, dass sich alles drehte und meine Sicht unklarer wurde.
,,Das glaube ich dir nicht", sagte er. ,,Komm", meinte er und führte mich langsam Richtung Tür.

Kurz vor den Treppen blieb ich jedoch stehen. Ich setzte mich auf die erste Stufe und legte meine Hände auf mein Kopf. Mir war es vor paar Tagen schon mal so ergangen und dann war ich bewusstlos geworden.
,,Warte hier. Ich ruf kurz dein Freud hoch.", kam es von Dad.
,,Nein", hielt ich ihn auf.
,,Es geht schon."

Langsam stand ich auf. Sofort griff er nach meinem Arm.
,,Soll ich dich runter tragen?"
Ich schüttelte leicht den Kopf.

Ich hörte das Gelächter der anderen. Ich schloss die Augen und verzog das Gesicht.
Ich stützte mich an der Wand und ließ mein Dad los.

Tränen füllten sich grundlos meine Augen. Ich rutschte die Wand runter und legte mein Kopf auf meine Knie. Der Schwindel hatte mir Übelkeit verursacht.
Dad hob mein Kopf. ,,Faith, dir geht es nicht gut. Ich sehe es doch."

Ich schloss langsam die Augen. Dann erhob ich mich langsam.
,,Mir geht es gut", wiederholte ich zum weiteren Mal.
,,Du wirst Ayden nichts sagen.", gab ich ihm noch zu verstehen.
Dann lief ich langsam den Flur entlang ins Wohnzimmer.

Sobald ich dort erschien sah mich Ayden an. Ich versuchte mich normal zu benehmen. Schnell nahm ich auf dem Sofa Platz.
Ich fixierte Dad und warnte ihn mit meinen Blicken.
,,Was ist los, Fifi?", hörte ich Ayden fragen.
,,Nichts. Alles gut. Was soll sein?"
,,Weiß nicht. Du siehst so blass aus." Ich winkte ab.

,,Ihr geht es nicht gut", hörte ich plötzlich mein Dad sagen.
Die ganze Aufmerksamkeit lag auf ihm.
,,Ihr ist schwindelig. Sie konnte gerade eben nicht einmal stehen.", sagte er zu Ayden.
Seufzend schloss ich meine Augen.

Ich merkte, wie sich Ayden vor mich stellte.
,,Warum sagst du nichts.", kam es leicht enttäuscht von ihm.
Sauer sah ich zu meinem Vater.
Ayden kniete sich zu mir hin. Er strich mir über die Wange.
,,Warum machst du das andauernd?", fragte er verzweifelt.
,,Ayden, ich hab nichts. Mir geht's gut. Es ist für einen kurzen Moment passiert."
,,Das interessiert mich nicht wie lang oder wie kurz das war. Wir gehen jetzt zum Arzt."

Perplex sah ich zu Ayden.
,,Warum denn?"
,,Weil das nicht das erste Mal ist, dass dir so schwindelig ist und weil ich nicht schon wieder will, dass du mir bewusstlos wirst und weil ich endlich wissen will, was mit dir nicht stimmt. Also steh auf."

Ayden griff nach meiner Hand und zog mich auf die Beine.
Ich merkte, dass der Schwindel ein wenig nachgelassen hatte.
,,Ayden, es geht schon wieder, bitte."
Ayden sah mich ernst an.
,,Das interessiert mich nicht."

Er nahm meine Hand und lief zum Aufzug.
,,Sie können gerne mitkommen.", sagte er zu meinem Vater.
Im Aufzug lehnte ich mich gegen den Spiegel.
,,Sturkopf", murmelte ich zu Ayden.
,,Das sagst ausgerechnet du zu mir!?"
,,Ja, das sag ich ausgerechnet zu dir. Ich sag dir mir geht's besser."
,,Das hast du letztes mal auch gesagt. Und ging es dir besser, Nein!"

Ich schloss die Augen. ,,Ich werde mich jetzt nicht neben meinem Dad mit dir streiten.", gab ich zurück.

Sobald wir draußen ankamen lief Ayden auf sein Auto zu. Er sah zu meinem Vater.
,,Geht ruhig. Ich komm hinterher", erklärte er Ayden.
Dieser nickte. Dann öffnete er die Beifahrerseite und ließ mich einsteigen, bevor er selber einstieg. ,,Wir werden jetzt sehen, ob wir umsonst zum Arzt gehen."

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt