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Mein Schädel brummte. Ich wollte meine Augen öffnen, doch es ging nicht. Noch einmal versuchte ich es.
Schwaches Licht drang in meine Pupillen. Alles war verschwommen.
Langsam öffnete ich sie noch ein Stück. Ich blinzelte, um mir eine klare Sicht zu schaffen.

Ich sah um mich. An meiner Nase spürte ich etwas. An meinem Arm steckte eine Nadel, durch die eine Flüssigkeit durchdrang.
Wo war ich?

Ich merkte, dass ich in einem Zimmer war. Aber ich war nicht alleine. An dem Fenster stand jemand und sah nach draußen in die morgendliche Frühe.
Dann merkte ich, dass links von mir jemand saß. Nein, zwei Leute, die kuschelten und schliefen.

Ich sah wieder zu dem Jungen am Fenster. Schwer konnte ich erkennen, wer es war.
War es Ayden?
Ich schluckte kurz.
,,Ayden?", krächzte ich schließlich.
Sofort drehte er sich um.
,,Chloe?" Eilig kam er zu mir rüber.
Er setzte sich an die Bettkante und sah mich an.
Ich konnte einen verräterisch feuchten Schimmer an seinen Augen erkennen.

Ich spürte, wie er seine Hand auf meine Wange legte. ,,Wie geht es dir?"
Ich nickte leicht. ,,Es geht.",sagte ich heiser.
Ayden sah zu den anderen Personen.
,,Leute, sie ist wach!", rief er.
Erst jetzt erkannte ich Ave und Rian.
Urplötzlich rissen sie ihre Augen auf.
Ave sah mich mit großen Augen an.
,,Endlich", schluchzte sie dann. Sofort kam sie zu mir und umarmte mich.

Lächelnd sah ich sie an. Auch Rian kam zu mir und umarmte mich.
Ich sah wieder zu Ayden. ,,Was ist passiert?"
Ich merkte, wie er die Stirn runzelte.

,,Ich ruf den Arzt", hörte ich Rian beiläufig sagen.
Abwartend sah ich erst Ayden dann Ave an.
Ave schluckte. Dann sah sie weg.
,,Ayden, was ist passiert?"
,,Du hast dich doch daran erinnert gehabt.",äußerte er.

Jetzt kam der Arzt rein, gefolgt von Rian.
,,Mrs. Black, es freut mich, Ihnen in die Augen blicken zu können. Wie geht es Ihnen?"
,,Es geht",murmelte ich.
Ayden stand auf, um dem Arzt Platz zu machen.
Ich wollte mich ein wenig aufrichten, als der Arzt mich daran hinderte.
,,Bleiben Sie ruhig liegen."
Er tat etwas an der Maschine, schrieb sich was auf und sah dann zu mir.

,,An was können Sie sich noch erinnern?"
,,Sie kann sich nicht erinnern.", ertönte es von Ayden, ehe ich noch antworten konnte.
Der Arzt drehte sich zu ihm um.
,,Noch als sie gestern aufgewacht ist, konnte sie sich an alles erinnern. Jetzt nicht mehr.", meinte er
Verwirrt sah ich umher.
,,Was passiert hier?",wollte ich wissen.

Der Arzt blickte mich an. ,,Es gibt nichts, was Sie beunruhigen sollte, Mrs.Black. Ich muss aber erst ein paar Tests durchführen, bevor ich Sie über ihre Lage informiere."
Ich nickte benommen. Ich merkte, wie Ave meine Hand nahm und sie fest drückte.
Der Arzt holte seine Lampe und leuchtete mir in die Augen. Sobald er fertig war nickte er.

,,An was können Sie sich zuletzt erinnern?"
Ich überlegte stark. ,,Dass... dass ich mit Ayden zur Gala gegangen bin."
Der Arzt sah zu Ave. ,,Das sind ungefähr 3 Stunden vor dem Unfall.", sagte sie bekümmert. Auch diesmal nickte er, ohne was zu sagen.
Dann wandte er sich meinen Füßen zu.
,,Darf ich?" Ich nickte leicht. Er schob die Decke ein wenig hoch, damit er meine Füße freilegte. Jetzt erkannte ich eine kleine Nadel in seiner Hand.
Es war unangenehm still im Zimmer.
Ayden lief zu mir rüber und blieb am Bettrand stehen.

Plötzlich spürte ich etwas spitzes am Fuß. Ich zuckte kurz und sah zum Arzt.
,,Sie haben es wohl gespürt.", äußerte er.
,,Ist doch wohl normal", ertönte es von Ayden, aber in seiner Stimme spielte die Nervosität mit. Er schaute mich ganz kurz an.

Mein Blick fiel zum Arzt. Er sah mich abwartend an. Fragend blickte ich ihn an. Er seufzte. Dann sah ich, wie er mit der Nadel auf mein linkes Fuß pickste.

Ich spürte aber nichts. Meine Augen weiteten sich. Noch einmal sah ich, wie der Arzt das ganze wiederholte.
Doch wieder spürte ich nichts.
Panisch richtete ich mich ein wenig auf.
,,Machen Sie es noch einmal!", meinte ich hektisch. Der Arzt nickte und wiederholte den Vorgang ein drittes Mal.
Doch wieder nichts.
Panisch atmete ich ein. Ave drückte meine Hand noch fester. Ich sah sie an. Auch sie wirkte panisch. ,,Chloe, spürst du es nicht?"

Ich schaute Ayden an. ,,Er hat noch nichts gemacht, oder?"
Ich sah, wie er schluckte. Dann kniete er sich zu mir hin. ,,Okay, konzentrier dich jetzt und versuch es nochmal." Ich nickte hektisch. Dann sah ich zum Arzt, der mir betrübt entgegenblickte.
Auf meinem Blick hin wiederholte er es.

Ich starrte wie gebannt auf mein Fuß und auf die Nadel. Und ich sah, wie die Spitze mein Fuß berührte.
,,Chloe, du hast es gespürt, oder? Sag ja!" Ayden blickte mich intensiv an.
Meine Augen füllten sich. Ich schüttelte den Kopf.

Dann sah ich zum Arzt. ,,Warum spüre ich nichts!? Warum!?", rief ich panisch.
,,Mrs. Black, beruhigen Sie sich bitte."
Eine Träne löste sich aus meinem Auge.
,,Ich will es wissen!"

,,Sie haben am Unfall Ihren Kopf hart angeschlagen. Sie haben sich eine Gehirnprellung geholt. Deswegen leiden sie an Amnesie. Ich muss Ihnen mitteilen, dass durch diese Prellung Ihr linkes Bein vorübergehend gelähmt ist."
Ich stockte. Ich hatte das Gefühl, dass mit die Luft in der Lunge stecken blieb. Ich griff nach Aydens Arm.

,,Lähmung?"
,,Eine vorübergehende Lähmung, Mrs. Black. Wir nennen es Monoparese, weil es nur ein Bein betroffen hat. Sie können von Glück reden, dass es nicht beide waren und dass es vergänglich ist."
,,Ich werde also nicht mehr laufen können", äußerte ich unter Tränen.
Das war alles so... unverständlich.

,,Nein, nicht mehr ist falsch.
Mrs. Black, die Lähmung ist vorübergehend. Das heißt, Sie werden nach höchstens 3 Wochen wieder laufen können. Das kommt natürlich auch auf Ihr eigenes Wille an. Je mehr Sie trainieren, desto weniger dauert es an. Und Sie sollten auf gar keinen Fall negativ denken."

Ich wischte über meine feuchte Wange.
,,Ich weiß, es fällt Ihnen schwer, das zu verdauen. Aber ich bitte Sie, bleiben Sie stark. Und mit viel positiver Unterstützung werden Sie es auf jeden Fall schaffen."

Der Arzt kam zu mir und legte seine Hand auf meine Schulter.
,,Sie sind stark. Das weiß ich."
,,Oh, Jaja. Und wie stark sie ist." Avery schniefte und sah mich lächelnd an. ,,Du wirst das schaffen."

,,Sie sollte sich auf keinen Fall überanstrengen. Und sie sollte stets positiv bleiben. Dafür müssen Sie sorgen.", sagte der Arzt diesmal an die anderen gewandt. Diese nickten.
Er sah mich nochmal lächelnd an.
Dann verließ er das Zimmer.

Meine Augen füllten sich. Und ich fing an zu weinen. ,,Hey, shhh" Ayden beugte sich zu mir und umarmte mich. Er legte seine Hände auf meine Wange und strich mir die Tränen aus dem Gesicht. ,,Hör auf zu weinen. Sonst werde ich nicht hinter dir stehen!", meinte er halb ernst. Seine Augen spiegelten Trauer.
Ich schniefte.

Rian kam zu mir und legte seine Hand auf meine Schulter.
,,Wofür sind wir denn da?"

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt