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,,Hier nimm." Ave streckte mir ein Taschentuch hin, das ich dankend annahm.
Ich hatte während der Busfahrt gemerkt, dass meine Schlüssel ja auch in der Tasche waren. Also war ich zu Ave gekommen. Zum Glück war ihr Vater nicht da.
Ich hatte ihr von vorne bis hinten alles erzählt. Und das alles war langsam zu viel für mich, dass ich angefangen hatte zu weinen.

Jetzt saß sie neben mir und versuchte mich zu trösten.
,,Ave, wie soll ich eine neue Arbeit finden?", fing ich wieder an zu weinen.
Ave strich mir über den Rücken, während ich mir die Tränen wegwischte. ,,Hey, du schaffst das schon. Und wenn es sein muss helfe ich dir einfach mit bei der Suche.", meinte sie.
,,Hoffentlich dauert es nicht allzu lange", schniefte ich.

Kurz war Stille zwischen uns, bis ich aufseufzte.
,,Und wie soll ich die Tasche wieder holen?"
,,Hingehen und holen", meinte Ave ganz locker.
,,Ave, ich hab ihm gesagt, dass er sich bei mir nicht mehr blicken lassen soll. Wie soll ich da dann noch bei ihm erscheinen?"

Wenn ich so darüber nachdachte, was ich Ayden vorhin gesagt hatte konnte ich mir selber eine Schelle geben. Und doch bin ich mir sicher, dass ich das bei unserem nächsten Aufeinandertreffen nochmal machen würde.

Ave ließ sich rückwärts aufs Bett fallen. ,,Dir ist hoffentlich auch bewusst, dass du damit völligen Schwachsinn gelabert hast.", konterte sie.
,,Warum denn?", fragte ich und putzte mir die Nase.
Ave richtete sich ein wenig auf. ,,Weil du seine Begleitung sein wirst auf der Gala."

Meine Augen weiteten sich. Jammernd hielt ich meine Hände vor mein Gesicht. ,,Ich hab das völlig vergessen!"
,,Das sehe ich.",  entgegnete sie trocken.
Ich sah Ave an. ,,Was soll ich jetzt machen?"
Ave zuckte mit den Schultern. ,,Es gibt kein Ausweg. Ayden ist einmal in dein Leben rein und ich glaube nicht, dass du ihn so leicht wieder von dir wegbekommst."

Verzweifelt sah ich meine beste Freundin an. ,,Meinst du?"
Sie nickte.
Ich seufzte auf. ,,Kannst du nicht meine Tasche holen?"
Ave schüttelte sofort den Kopf. ,,Du wirst sie holen. Ob du willst oder nicht."

In dem Moment rief uns Natalia runter. Wir verließen das Zimmer und liefen in die Küche, wo sie schon den Tisch gedeckt hatte.

Nach dem Essen halfen wir beim Abwasch.
,,Natalia?" Mir war eine Frage in den Sinn gekommen.
,,Ja?", fragte sie mich.
,,Ist es in Ordnung, wenn ich übers Wochenende hier bleibe?"
,,Natürlich ist es in Ordnung, Chloe. Sowas fragt man doch nicht", tadelte sie. Ich sah Aves feindeslige Blicke.

,,Mom, wir verschwinden wieder, Ja?", ertönte es von Ave. Ehe ihre Mutter noch was sagen konnte zog mich Ave aus dem Raum in ihr Zimmer und schubste mich wortwörtlich rein.
Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte und sah mich vorwurfsvoll an.
,,Was ist denn?", fragte ich sie.
,,Du bist so sturköpfig!"
Unschlüssig blickte ich sie an.
,,Du hast dich dazu entscheiden die Tasche nicht zu holen, stimmt's!"
Unschuldig sah ich sie an. ,,Kann sein."

,,Faith, Ayden wird dich nicht aufessen, wenn du nochmal hin gehst."
,,Das ist mir auch klar. Ich will aber nicht nochmal hin."
Ave seufzte. ,,Warum denn?"
,,Keine Ahnung. Einfach weil wir eine kleine Zusammensetzung hatten. Ich hab das Gefühl, dass ich ihn ein wenig verletzt habe.", murmelte ich.


Heute war Montag. Und hatte ich meine Tasche? Nein. Natalia hatte darauf bestanden, dass sie uns in die Schule brachte. Und wir hatten dieses Angebot natürlich nicht abgelehnt.

Als wir in der Schule ankamen stiegen wir aus und liefen auf das Schulgebäude zu. Ich hoffte einfach nur zu sehr, dass Matthew mich heute in Ruhe ließ.

Gott sei Dank verlief auch alles ohne jegliche Probleme.

Zusammen mit Ave verließ ich Stunden später die Schule. Mir fiel ein, dass ich ja garnicht arbeiten gehen musst. Und irgendwie fühlte sich das leer an, wenn ich daran dachte. Schließlich war ich es gewohnt gewesen, nach der Schule arbeiten zu gehen.

,,Du wirst jetzt auf direktem Weg zu Ayden gehen.", sagte Ave zu mir. ,,Nein", gab ich direkt zurück.
,,Hast du vielleicht vor, deine Tasche in Aydens Auto gammeln zu lassen?" Ich zuckte mit den Schultern. ,,Wenns sein muss."

Während ich den Satz sagte fiel mein Blick plötzlich auf eine Person. Direkt blieb ich stehen. Ave folgte meinem Blick.
,,Ach das ist ja super.", freute sie sich direkt. ,,Geh hin."
Ich schüttelte den Kopf. ,,Lass uns eher direkt von hier verschwinden."
Doch bevor ich reagieren konnte sah Ayden in meine Richtung.
Er stoß sich vom Auto ab und winkte mir zu.

,,Er ruft dich. Geh doch hin." Seufzend sah ich zu Ave. ,,Dann komm mit." Ohne dass sie noch was sagen konnte packte ich sie am Arm und lief zögernd zu Ayden. Doch keine zwei Schritte vor ihm befreite sich Ave von meinem Arm. ,,Tut mir leid, best friend", grinste sie. Noch bevor ich einschreiten konnte lief sie davon. Entsetzt drehte ich mich zu ihr um.
Na toll auch! Und so was nannte man beste Freundin?!

Langsam sah ich zu Ayden, der mich ernst ansah. ,,Was gibt's?",fragte ich ihn.
Er kam auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen. Ich wollte wieder einmal ein wenig Abstand zwischen uns bringen, doch Ayden fasste mich direkt am Arm und hinderte mich daran. ,,Wann hattest du vor, mir zu sagen, dass du deine Arbeit verloren hast? Das war doch am Freitag dein Problem, oder!", ertönte seine barsche Stimme.

Ich sah ihn verdutzt an. ,,Woher weißt du das?"
,,Das ist irrelevant." Ich hob meine Augenbraue. ,,Ich würde sagen, das hat mich zu interessieren."
,,Das sagst ausgerechnet du zu mir?"
Ich befreite mein Arm von seinem Griff.
,,Warum sollte ich es dir denn sagen? Es gibt kein Grund dazu."

Ayden fuhr mit seiner Zunge seine Unterlippe nach.
,,Was suchst du hier überhaupt?", wollte ich wissen.
,,Ich wollte nur mal schauen, ob deine Tasche wichtig für dich ist. Du hast ja nicht vorgehabt, es selber zu holen."

Ich sah weg. ,,Wo ist sie?"
,,Steig ein.", meinte Ayden und lief auf sein Auto zu.
Seufzend lief ich auf die Beifahrerseite und stieg ein.
,,Hast du eigentlich keine Arbeit zu erledigen? Warum bist du andauernd hier?", kam es von mir.
Ayden sah mich halb belustigt halb ernst an. ,,Liegt vielleicht daran, dass ich dir andauernd hinterherrennen muss."
Ungläubig blickte ich ihn an. ,,Als würde ich dir sagen, dass du mir hinterher rennen sollst."

Ayden sagte nichts, sondern startete den Wagen, um das Parkplatz zu verlassen.

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt