Ich krallte mich an Aydens Arm fest. Ich hatte das Gefühl, dass mir die Luft in der Lunge stecken blieb.
Das Blut gefror mir in den Adern.Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Mir wurde schwindelig, so kam es mir vor.
,,Nein", hauchte ich ungläubig.
,,Faith", kam es wieder aus seinem Mund.
Seine Augen hatten Tränen gebildet.Ich schluckte.
Meine Beine wurden schwach. Schnell packte ich mir der anderen Hand ebenfalls Aydens Arm. Sofort stützte er mich.
,,Faith? Alles gut?", fragte er mich besorgt.
Ich sah ihn an. Er sah ebenfalls sehr verwirrt und gleichzeitig besorgt aus.Meine Augen füllten sich, ich atmete zitternd ein. Dann sah ich wieder zu ihm.
Das konnte doch nicht sein.
Aber nein, er stand gerade vor mir. Mein eigener Vater stand vor mir.
In voller Präsens.Er hatte sich kaum verändert. Der einzige Unterschied war, dass sein leichter Bart weiß graue Stellen eingenommen hatten und er müde ausschaute.
,,Faith, ich hab dich endlich gefunden. Wie groß du geworden bist", kam es von ihm und eine Träne rann seine Wange runter.
Ich verzog schmervoll das Gesicht. Meine Sicht verschwamm.
,,Seit einem Jahr such ich nach dir. Und jetzt stehst du tatsächlich vor mir", redete er weiter.
Seine Stimme brach sich zum Ende.Er streckte seine Arme nach mir aus. Ich ging noch ein Schritt zurück. Meine Tränen lösten sich aus meinem Auge.
,,Willst du mich nicht umarmen?", hörte ich ihn mit belegter Stimme fragen. Ich kniff meine Augen zu, um klare Sicht zu bekommen. Ich nahm meine Hände von Ayden.
,,Was machst du hier?", fragte ich ihn.
Er sah mich unter Tränen an. ,,Faith, ich hab dich nach 5 Jahren gefunden. Ich hatte es von Anfang an bereut, dich verlassen zu haben. Aber jetzt hab ich dich endlich wieder gefunden. Ich will bei dir sein. Ich will, dass du bei mir bist."
Schmervoll atmete ich ein.,,Ich hab Neuigkeiten für dich."
Ich hatte nicht einmal Lust zu fragen, was es denn war. Ich wollte nichts von jemandem hören, der mich in der schwierigsten Zeit alleine gelassen hat.
,,Wir sind nicht mehr in Gefahr", kam es glücklich aus ihm.
Ich stockte kurz.
,,Ach ja?", hörte ich mich dann fragen. Er nickte.
,,Komm her", meinte er und öffnete seine Arme.Jetzt wurde ich sauer. Ich wischte mir über die Wangen. ,,Wir sind also nicht mehr in Gefahr, hm? Und woher weißt du, was deine Tochter in den fünf Jahren wo du nicht bei ihr warst, erlebt hat!?", rief ich.
,,Weißt du was ich in diesen 5 Jahren durchmachen musste!", schrie ich ihn jetzt an.Tränen überfüllten mein Gesicht.
,,Wegen dir wäre meine Freundin gestorben! Wegen dir!"
,,Faith, Bleib ruhig", flüsterte mir Ayden zu. Ich hörte ihn aber gar nicht.Ich sah mein Vater an, der langsam seine Arme wieder sinken ließ.
,,Weißt du, was mir in diesen 5 Jahren zugestoßen ist?! NEIN! Weißt du natürlich nicht! Weil du mich einfach weggeschickt hast!"
,,Faith, ich..."
,,Weißt du eigentlich, dass Charles auch gestorben ist!?"Ich versuchte was aus seinem Gesicht abzulesen. Und seiner Verwunderung und Geschocktheit nach wurde mir klar, dass er nichts davon wusste.
,,Dir ist natürlich nicht bewusst, dass ich seit 4 Jahren NIEMANDEN mehr habe! Und dir ist natürlich auch nicht bewusst, dass ich von denn Männern entführt wurde, während DU sie nicht mal zu Gesicht bekommen hast!", schrie ich.Ich sah ihn an.
Geschockt weiteten sich seine Augen. Schuldig sah er mir entgegen.
,,Was hast du gesagt?"
Ich wischte mir schnell über die Nase.
,,Du kannst dir sicher sein, dass ich dich nicht brauche. Ich hab 5 Jahre lang ohne dich gelebt, und ich kann ruhig so weiter leben!"
,,Faith, bitte verzeih mir"Er sah mich schmerzerfüllt an.
,,Geh! ICH WILL DICH NICHT SEHEN!", schrie ich.
Dann drehte ich mich um. Ayden fasste mich an die Schulter. Ohne ihn aber anzublicken lief ich an ihm vorbei Richtung Aufzug.Ich fing an zu schluchzen.
Ich fasste es nicht. Nach 5 Jahren kam er hier an und entschuldigte sich nicht einmal für das was er gemacht hatte.Ich lief eilig hoch auf die Terasse.
Der kühle Wind wehte mir direkt entgegen.
Ich musste schreien. Ich lief in die Mitte der Terasse. Wütend wischte ich mir über das Gesicht.
Frustriert und schmervoll schrie ich auf.
Ich ließ meine ganze Wut raus.Ich lief auf die Brüstung der Terasse zu. Zitternd atmete ich aus und sah in die Ferne.
Kurz stand ich da. Dann stieg ich auf den breiten Sims der Terasse.Ich setzte mich hin und sah nach unten.
Meine Beine baumelten nach unten. 12 Stockwerke, sehr gefährlich. Aber das interessierte mich absolut nicht.
Nicht ei mal Angst hatte ich gerade.
Ich könnte theoretisch hier runterspringen und alles würde sein Ende haben.Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte.
Es schmerzte. Alles schmerzte. Ich befreite mein Gesicht von den Haaren und sah wieder runter. Wie lang es wohl dauern würde, bis man unten aufkommen würde?,,Faith!", hörte ich plötzlich Ayden rufen. Ich drehte mich jedoch nicht um, sondern sah nach unten auf die Straße.
,,FAITH! Was machst du da! Komm da runter!", brüllte er.
Ich beachtete ihn jedoch nicht.
Im Augenwinkel sah ich ihn.
,,Faith, komm her! Ich bitte dich, was machst du!?"Diesmal drehte ich mein Kopf zu ihm. ,,Keine Sorge, ich sitz hier nicht, um Selbstmord zu begehen.", sagte ich.
Ayden sah mich betrübt an.
,,Komm trotzdem her, ich bitte dich."
Seufzend stand ich auf. Ayden riss geschockt und panisch die Augen auf und lief direkt auf mich zu und packte mich blitzschnell am Arm.Ich sprang runter auf den Terassenboden.
Mit feuchten Augen schaute ich zu ihm hoch.Ayden strich mir durch die Haare.
,,Ist er noch da?", hauchte ich. Langsam nickte er.
Ich senkte mein Blick. ,,Was soll ich machen?", wisperte ich tränenerfüllt. Ayden drückte mich an sich. Er strich mir über den Rücken.
Ich schniefte.,,Hast du ihn nicht vermisst?", hörte ich Ayden plötzlich fragen.
Ich löste mich von ihm. ,,Doch hab ich",gab ich von mir.
,,Ich wollte ihn in dem Moment so gerne umarmen.", schluchzte ich.
,,Warum hast du es nicht getan?", fragte Ayden sanft.
,,Weil ich es nicht konnte! Wie denn auch! Wie soll ich mich nach 5 Jahren einfach in seine Arme schmeißen, als wäre nichts passiert!?"Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich an die Terassenwand. Ich schloss die Augen. Ich merkte, wie sich Ayden neben mich setzte. Er zog mich an seine Brust.
,,Soll ich dir was sagen, Fifi?"
,,Hmm?"
,,Lass dir Zeit zum Nachdenken, aber verzeih ihm."
Ich öffnete meine Augen. Ich blickte ihn an.
,,Würdest du deiner Mutter verzeihen?"
Ayden schluckte. Dann nickte er. ,,Auf jeden Fall. Wenn sie nur zurückkommen würde."
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Strange life - until i met you
Teen FictionFaith. Von außen scheint sie eigentlich relativ normal. Doch von innen? Völlig zerstört, gebrochen und fertig mit dem Leben. Seit 5 Jahren versucht sie sich aufzurappeln und die Tatsache auszublenden, dass sie niemanden mehr hat. Und obwohl schon 5...