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Wir saßen schon seit mehr als 5 Minuten im Auto, bzw. Ayden fuhr den Wagen. Und wir hatten kein einziges Wort miteinander gewechselt. Die Frage, warum Ayden so hart auf sein Vater reagiert hatte, schwirrte mir dauernd im Kopf herum. Ich bekam es aber nicht hin, ihn darüber auszufragen. Denn Ayden sah mehr als nur angespannt aus.

Immer wieder fuhr er sich durchs Gesicht und trommelte ab und zu auf dem Lenkrad, was mich auch nervös machte.

Meine Neugier überfiel mich aber, als ich die Frage doch über die Lippen brachte.
,,Was ist zwischen dir und deinem Vater?", brach ich die angespannte Stille zwischen uns.

Ayden hörte auf, auf den Lenkrad zu trommeln. Er antwortete mir nicht und einen Moment dachte ich schon, dass er es auch nicht vorhatte, bis doch seine Stimme ertönte.
,,Nichts wichtiges", sagte er jedoch einfach.
,,So kam es mir aber nicht vor.", murmelte ich.
Ich hörte, wie Ayden ungeduldig aufseufzte.
,,Ich hab auch meine Geheimnisse.", ertönte es von ihm.

Ich sagte nichts. ,,Genau so wie du auch.", setzte er noch hinzu.
Sofort versteifte ich mich.
,,Was für Geheimnisse?", redete ich mich raus.
Ein undefinierbarer Laut verließ Aydens Mund.
,,Du kannst wohl nicht behaupten, dass du nichts verheimlichst."

Unruhig sah ich ihn an. Ich hasste dieses Thema. Ayden sah kurz von der Straße zu mir.
,,Wo sind zum Beispiel deine Eltern? Warum wolltest du nicht, dass ich deine Adresse weiß?"
Aus Aydens Stimme sprach Verachtung.
Ich schluckte. Ich wurde hibbelig.
,,Warum habe ich das Gefühl, dass du eine einzigartige Lüge bist?"
Seine Stimme wurde lauter.

Warum sprach er so, als würde er von allem Bescheid wissen?
Mir wurde kalt. Eine Gänsehaut umgab mich.
Ayden als ein Feind vorzustellen war unmöglich.
,,Warum schweigst du?", hörte ich Ayden.
,,Ha-"
,,Es reicht!", unterbrach ich ihn barsch und panisch.
Es wurde mir zu viel.
,,Halt an!", befahl ich Ayden.

Verdutzt schaute er zu mir rüber.
,,Wir sin-"
,,Halt an!"
Ayden ging meinem Gefallen nach und hielt direkt an. Ohne lange zu überlegen stoß ich die Autotür auf und stieg direkt aus dem Auto.
,,Chloe, Wohin gehst du?", rief Ayden.
,,Nach Hause!", blaffte ich und meine Augen füllten sich leicht.
,,Ich bring dich doch!"
,,Komm mir nicht nach!" Ich schlug die Autotür zu und lief mit schnellen Schritten davon.

Meine Augen füllten sich noch mehr, bis sich eine Träne löste.
Musste ich immer mit dieser Angst und den Problemen leben? Wann sollte das aufhören?

Ich hatte aber ein noch größeres Problem.
War Ayden einer von ihnen oder nicht? Wie sollte ich das jetzt wissen? Es war ein Fehler von mir gewesen, ihn in mein Leben zu lassen.

Ich wischte mir über die nasse Wange.
Woher sollte ich jetzt wissen, ob Ayden sich nur verstellte, um mich in die Falle zu locken?
Tausend Sachen schwirrten in meinem Kopf herum. Ich hatte das Gefühl, dass ich keine Luft mehr bekam.
Wenn meine Vermutung stimmte, musste ich schnellstmöglich weg von hier.

Ich fing an zu schluchzen. Warum war alles so schwer und kompliziert? Warum musste alles so schrecklich sein? Warum?

Ich fuhr mir durch die Wange.
Ich blickte um mich. Die Gegend kam mir bekannt vor. Es waren höchstens noch 7-8 Minuten bis ich zu Hause war.
Es war kalt, es fröstelte mich. Meine Gedanken bereiteten mir Kopfschmerzen. Ich fasste mir an den Kopf und fuhr mir über die Kopfhaut.
Mit einem Mal befreite ich meine Haare und ließ sie offen über meine Schulter fallen.

Plötzlich fühlte ich mich unheimlich beobachtet. Ich drehte mich um, um zu schauen, ob Aydem mir nachgekommen war. Aber hier war niemand. ,,Bild dir nichts ein", sprach ich zu mir selber.
Und obwohl ich jetzt Vorurteile gegenüber Ayden hatte, wünschte ich, dass er jetzt neben mir wäre.
Jämmerlich schloss ich die Augen und schniefte.

Ich holte schnell das Handy aus der Tasche und schrieb Ave, dass ich bald da war.

Meine Füße schmerzen und ich hatte das Bedürfnis die Schuhe auszuziehen. Aber der Gedanke an den kalten Asphalt hinderte mich doch daran.
Langsam kam ich meinem Haus näher.

Ich bog in die Straße. Meine Schritte wurden langsamer.
Sehnsüchtig wartete ich auf die Wärme, die mich umhüllen würde.

Ich überquerte die Straße und wollte nach wenigen Schritten die Gartentür öffnen.
Doch plötzlich wurde ich ruckartig von einer Druckwelle weggeschleudert.
Ich wollte schreien.
Unsanft kam ich auf dem Boden auf. Mein Kopf prallte schmerzhaft auf den Asphalt.

Ich versuchte aufzustehen, meine Augen offen zu halten. Alles drehte sich, in meinen Ohren piepste es unaufhörlich.
Mein Körper reagierte nicht auf mein Wunsch, mich vom kalten Asphalt zu erheben.
Meine Sicht wurde enger.
Ich kämpfte mit der Dunkelheit.
Das letzte was ich sehen konnte war Feuer.
Zu viel Feuer.
Bis mir endgültig schwarz vor Augen wurde.

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt