~89~

1K 36 0
                                    

Wir stiegen mit den anderen Leuten aus dem Flugzeug aus.
Ich war in Ohio. Ich war da, wo ich aufgewachsen war.
Wo ich 15 Jahre lang gelebt hatte.

Verliebt sah ich zu Ayden, der eine Hand um meine Schulter gelegt hatte und mich zum Eingang schob.
Ich schätzte ihn sehr. Ich war froh, ihn bei mir zu haben.

Sobald wir mit dem ganzen Flughafenkram fertig waren verließen wir das Gebäude. Wir warteten auf ein Taxi.
,,Ayden?"
,,Hmm?"
,,Wo wollen wir überhaupt hin?" Ayden sah mich verwirrt an. ,,Wenn es in Ordnung für dich ist, erst mal zu deiner Mutter."
Ich sah zu Boden. ,,Ich weiß aber nicht einmal in welchem Friedhof sie liegt."

Ayden legte eine Hand auf meine Wange und lächelte mich wissend an.
,,Ich weiß es aber."
Stirnrunzelnd schaute ich zu ihm. ,,Woher denn?"

,,Ich hab diese Reise schon seit Wochen geplant. Und ich habe nachgefragt, wo deine Mutter liegt." Gerührt schaute ich in seine Augen.
,,Ich weiß nicht, wie oft ich dir danken soll.", kam es leise aus mir raus.
Ayden schmunzelte. ,,Du musst dich nicht bedanken. Es reicht mir, wenn du mir jetzt ein Kuss gibst."
Nickend legte ich meine Arme um sein Nacken und zog ihn an mich, um seine Lippen zu erreichen. Ich schloss meine glasigen Augen und eine Träne löste sich. Ayden legte seine Arme um mein Rücken. Wenig später lösten wir uns. ,,Ich liebe dich wirklich."


Wir stiegen aus dem Taxi aus. Ich wartete auf Ayden, bis er sich zu mir gesellte. Betrübt sah ich ihn an. Ich hatte Ein Kloß im Hals. Es war komisch, nach fünf Jahren das erste Mal meine Mutter zu besuchen.
Ich schluckte. Ich konnte mich nicht von der Stelle rühren.

,,Fifi? Geht es dir gut?"
Ich nickte leicht.
,,Komm schon. Lass uns reingehen", meinte Ayden.
Er griff nach meiner Hand und verschränkte sie mit seinem. Aufmunternd sah er mich an. Schließlich nickte ich und lief zu. Ich las mir die Grabsteine durch. Ich hatte das Gefühl, dass das Kloß im Hals immer größer wurde.

Plötzlich stoppte ich und sah zu einem bestimmten Grabstein. Wie auf Knopfdruck füllten sich meine Augen und die Tränen rannen meine Wange runter. Ich ließ Aydens Hand los und lief auf das Grab zu.
,,Mom", hauchte ich und strich über ihren Grabstein.
Jessica Miller stand drauf.
,,Mom" Ich strich immer wieder über ihr Grabstein. Langsam kniete ich mich hin und legte meine Hände auf die feuchte Erde.
,,Ich bin da. Nach 5 Jahren bin ich endlich da."
Meine Tränen flossen unaufhörlich.
,,Ich habe dich gefunden. Ich liebe dich, Mom."

Ich strich über ihren Grab. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
,,Ich hoffe es geht dir dort gut. Und ich hoffe du verzeihst mir, dass ich erst Jahre später zu dir komme."
Meine Sicht war verschwommen.
,,Warum hast du mich verlassen, Mom? Warum?", weinte ich jetzt bitter los.
,,Warum bist du so früh von uns gegangen? Was wollten sie von dir?" 

Ich legte meine Stirn auf ihr Grab.
,,Mom.", hauchte ich.
Ich schniefte. ,,Ich verspreche dir. Ich werde stark bleiben. Und ab jetzt werde ich nicht mehr hinter dir so sehr nachtrauern, bis ich dadurch kaputt gehe. Ich werde stark bleiben. Für dich."

Ich hob wieder mein Kopf. Ich merkte, wie Ayden die Blumen auf das Grab legte. Ich berührte ihren Grabstein. Dann küsste ich es. Ich wischte mir die Tränen weg, was aber nicht viel brachte, denn es kamen neue hinzu.
,,Ich bin seit Jahren ohne dich. Ich bin seit Jahren alleine. Aber jetzt muss ich dir jemanden vorstellen."

Ich stand zittrig auf. Ayden hielt mich sofort am Arm fest. Ich nahm seine Hand und verschränkte sie mit meiner.
,,Mom, ich kann dir mit Stolz berichten, dass Ayden mein Freund ist. Mein fester Freund. Du kannst mir glauben, er ist der einzige Junge, dessen Nähe mir guttut. Und weiß du was? Nur wegen ihm stehe ich gerade hier. Ich wohne eigentlich in Las Vegas. Nur durch Ayden bin ich hier."

Dankend sah ich zu ihm, bis ich schließlich mein Arm um ihn schlang. Ayden strich mir durch die Haare. Dann fing er auch an zu Sprechen.
,,Sie können sich sicher sein, Miss, ich hab Ihre Tochter sehr gern."
Seine Stimme klang belegt.
,,Ich muss aber jedoch sagen,  Faith ist richtig sturköpfig. Manche Sachen macht sie mir wirklich schwer."

Schwach lächelnd hörte ich ihm zu.
,,Aber trotzdem liebe ich sie über alles. Sie brauchen sich keine Sorgen machen. Ich pass auf sie auf."

Ich drehte mich zu ihm um. Ich sah in seine hübschen Augen. Dann legte ich mein Kopf auf seine Brust und schloss die Augen. Ayden strich mir über den Rücken. Ich rührte mich nicht. Es tat gut, Ayden einfach zu umarmen.

Ayden brach jedoch die Stille. ,,Fifi, ich will dich ja nicht zwingen. Aber sollen wir so langsam gehen? Es ist schon lange dunkel."
Ich nickte langsam, aber ich löste mich trotzdem nicht von ihm.
Ayden zog mich ein wenig weg von sich. Er wischte meine Tränen weg. Ich drehte mich zu meiner Mom. ,,Ich werde wieder kommen.", flüsterte ich und drückte ein Kuss auf ihr Grabstein.
,,Ich hab dich lieb."

Betrübt blickte ich zu Ayden und versicherte ihm, dass wir gehen konnten. Er nahm die Taschen und führte mich dann wieder raus aus dem Friedhof.
,,Wie lange sind wir hier?", fragte ich Ayden leise.
,,3 Tage eigentlich. Ich kann aber daraus ein wenig mehr machen wenn du willst."
Ich schüttelte den Kopf. ,,Es reicht mir schon, dass ich meine Mom besucht habe. Danke für alles."

Wir bestellten ein Taxi, der uns vor einem Hotel abließ. Ayden hatte schon reserviert, stellte ich fest, als wir an der Rezeption standen. Sofort bekamen wir unsere Karte und liefen ins Zimmer. Ayden legte die Taschen ab und setzte sich aufs Bett.

Ich zog meine Jacke aus und legte sie auf die Taschen. Ayden musterte mich. Fragend sah ich ihn an.
,,Was ist?"
,,Nichts",äußerte er und löste trotzdem nicht sein Blick von mir.
Ich ging nicht weiter drauf ein, da ich auch nicht den Nerv dazu hatte. Ich fühlte mich Kraftlos und müde. Ich wollte ins Bad laufen, als mich Ayden davon abhielt.

Er klopfte neben sich. ,,Fifi, komm mal her."
Kurz sah ich ihn nur an, ehe ich dann seinem Wunsch nachging. Ich setzte mich neben ihm hin und sah ihn an. Ayden drehte sich seitlich zu mir. Er legte eine Hand auf mein Oberschenkel und betrachtete es, bis er anfing zu reden.

,,Ich mag es nicht, dich so traurig zu sehen.", kam es aus ihm raus.
Ich wusste nicht, was ich darauf erwiedern sollte, deshalb blieb ich still.

,,Ich hab das Gefühl, dass mein Herz zerreißt, wenn ich dich so sehe. Wann hab ich dich denn so richtig lachen sehen?"
Gerührt betrachtete ich Ayden, dessen Blick immer noch auf meinem Oberschenkel fixiert war. ,,Manchmal denke ich, dass ich was falsch mache." Sofort weiteten sich meine Augen. ,,Was? Ayden, Nein. Vergiss diesen Gedanken. Du kannst gar nicht wissen, wie froh ich bin dich zu haben."

Jetzt sah er mir in die Augen. ,,Du lachst aber immer noch nicht."
Ich seufzte auf. Doch auf einmal, ehe ich was realisieren konnte, warf mich Ayden komplett aufs Bett und fing an, mich zu kitzeln. Völlig geschockt riss ich die Augen auf. Dann kreischte ich auf.
,,Ayden! Hör auf!", lachte ich.
Er dachte jedoch nicht daran, sondern nahm mein Fuß. ,,Ayden! Okay! Ayden!", kreischte ich.
Die Worte kamen nicht mal richtig aus meinem Mund raus.
,,Ich hasse dich!", schrie ich lachend.

Er hörte aprubt auf. Ich atmete laut aus. Er sah mich finster an.
,,Hast du gerade gesagt, dass du mich hasst?"
Schockiert sah ich ihn an. Ich schüttelte eilig den Kopf und hob die Augenbrauen, um ein Nein zu verdeutlichen.
Ayden nickte leicht. ,,Doch, hast du." Und schon fing er wieder an. Nach etlichen Minuten hörte er endlich auf.

Schwer atmend richtete Ich mich auf. Zufrieden sah mich Ayden an.
,,Hätte ich gewusst, dass du so kitzlig bist, hätte ich es viel früher gemacht.", grinste er.
Ich stand vom Bett auf.
,,Ich hasse dich", sagte ich wieder. Doch bevor er mich schnappen konnte rannte ich ins Bad und schloss ab.

Strange life - until i met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt