Ich stand auf Aydens Balkon und sah in die Ferne.
Von dieser Seite aus hatte man auch einen schönen Ausblick.Unerwartet schlang jemand seine Arme um mich.
,,Fifi?", ertönte Aydens Stimme.
Ich drehte ein wenig mein Kopf, um ihn anzusehen.
,,Fifi?", fragte ich ein wenig unerwartet.
,,Ja, Fifi. Ich kann dich auch anders nennen, wenn es dir nicht gefällt."
Ich sah wieder zur Stadt. ,,Nein, passt schon. Gefällt mir."
Ayden legte sein Kinn auf meiner Schulter ab. Dann drückte er mir ein Kuss auf die Wange.
,,Du siehst so nachdenklich aus.", schlussfolgerte er.
,,Gut möglich.", murmelte ich.
,,An was denkst du denn?"
Ich antwortete nicht sofort. Und Ayden bedrängte mich auch nicht.Schließlich drehte ich mich zu ihm um, sodass ich mit dem Rücken zum Geländer stand.
,,Ich könnte doch theoretisch öffentlich wieder Faith heißen", meinte ich nachdenklich.
Ayden legte sein Kopf ein wenig schief.
,,Ich mein, man hat mich ja sowieso gefunden. Und jetzt hat das ja endlich alles sein Ende."
Ayden fing an zu lächeln. ,,Warum nicht. Mir könnte es recht sein."
Ich schaute in seine blaugrauen Augen.
,,Du stimmst mir also zu?"
Er nickte. ,,Selbst wenn ich dir nicht zustimmen würde, es ist deine Entscheidung."
Ich fing an zu lächeln.
Schließlich schmiegte ich mich an seine Brust.Ayden legte seine Hände auf mein Rücken. Einen Moment veweilten wir in der Situation.
,,Wie ist überhaupt dein echter Nachname?", hörte ich Ayden fragen.
,,Miller.", antwortete ich betrübt. Faith Miller hieß ich früher.Und ich war ein ganz normales Mädchen. Jetzt? Jetzt hatte ich alles verloren und versuchte mich selber zu trösten. Aber ich würde alles wieder aufbauen.
,,Du kannst auch ruhig Faith Moore heißen", ertönte es von Ayden.
Ich schmunzelte. ,,Wenn wir vielleicht heiraten kann ich mir das überlegen."Sobald ich das gesagt hatte, löste sich Ayden von mir und fasste mich an den Armen. Ich sah zu ihm hoch.
,,Hast du gerade heiraten gesagt? Du denkst also schon daran? Das ist ja perfekt", grinste er.
Ich verdrehte spielerisch die Augen. ,,Alles gut Ayden. Ich hab vielleicht gesagt."
Ayden nickte wissentlich. ,,Nein nein. Du bist dir ganz sicher, aber du willst es nicht zugeben."
Dann griff er nach meinem Hinterkopf und drückte mich wieder an sich.,,Ayden?", murmelte ich in seine Brust.
,,Ja, Honey?"
Mir war spontan was eingefallen, was ich ihm sagen musste.
,,Können wir zum Friedhof?"
Schlagartig griff Ayden nach meinen Schultern und schob mich ein wenig weg, damit er mir ins Gesicht schauen konnte.
,,Zum Friedhof? Was hast du denn da zu tun?"
Niedergeschlagen sah ich zu Boden. ,,Ich muss Charles besuchen. Das letzte Mal, als ich bei ihm war war vor wahrscheinlich 3 Monaten."
,,Natürlich können wir hin. Keine Sorge", versicherte Ayden.
,,Zieh dich an. Ich warte auf dich."
Ich nickte ihm zu ehe ich das Balkon verließ und meine Jacke anzog.5 Minuten später saßen wir im Auto.
,,Welches Friedhof?", fragte Ayden langsam.
,,St. Wilhelm." Ayden fuhr los, ohne was zu sagen.
,,Willst du vielleicht noch Blumen kaufen?", fragte er mich sanft.
Ich schüttelte den Kopf, da ich einen Kloß im Hals hatte.
Charles hatte mir mal gesagt, dass er Blumen nicht mochte. Er hatte es sogar spaßeshalber mal erwähnt gehabt, dass er lieber Bäume auf seinem Grab haben wollte als Blumen., wenn er mal sterben sollte. Und er war gestorben.Die Fahrt verlief leise. Als wir ankamen öffnete ich die Tür. Mein Blick fiel auf die vielen Gräber und meine Augen wurden jetzt schon glasig. Ayden schloss das Auto ab und kam auf mich zu. Er legte ein Arm um meine Hüfte. Dann liefen wir zum Friedhof. Ayden blieb jedoch vor der Tür stehen. ,,Soll ich mitkommen oder hier bleiben?", wollte er wissen. Schluckend drehte ich mich zu ihm.
,,Bleib ruhig hier", hauchte ich, weil kein gescheiter Ton rauskam. Ayden nickte. Dann drückte er ein Kuss auf mein Kopf und ließ mich schließlich los. Zwar kam ich hier nicht oft her. Aber trotzdem wusste ich natürlich, wo Charles Grab war.Ich lief geradeaus drauf zu. Mit jedem Schritt den ich ihm näher kam ging es mir schlechter. Schließlich kam ich an. Ich blieb jedoch ein wenig davor stehen.
Ich schluckte.
Meine Augen füllten sich immer mehr. Ich blinzelte kurz, ehe ich dann noch die letzten Schritte auf das Grab zulief.Ganz langsam streckte ich meine Hand aus und fuhr über die kalte Erde unter dem Charles lag. Mein Blick haftete an dem Grabstein, meine Augen verflogen die wenigen Worte, die draufstanden.
Ich strich drüber und spürte die Einkerbungen mit meinen Fingern. Ich säubert eine Stelle und setzte mich dann hin. Ich schluckte, um mein Hals frei zu bekommen.,,Charles", fing ich an und schon verließ die erste Träne mein Auge.
,,Nicht dass du denkst, dass ich dich vergessen habe. Aber ich habe es schwer damit, hier her zu kommen. Ich komme noch heute nicht wirklich mit deinem Tod klar."
Ich atmete zitternd ein, während weitere Tränen meine Wangen benässten.
,,Du warst in der schlechtesten Zeit meines Lebens bei mir, an meiner Seite. Du warst ein Bruder für mich, ein Vater für mich. Sogar eine Mutter für mich."
Ich fuhr mit der Hand über die Erde.,,Aber du bis früh von uns gegangen", hauchte ich und fing an zu schluchzen.
Ich hielt meine Hand vor mein Mund. Tränen verließen unaufhörlich mein Auge.
,,Ich versuche es. Ich versuche, nicht zu weinen, stark zu bleiben. Aber die Trauer übertrifft mich", weinte ich.
,,Ich weiß, es holt dich nichts zurück. Leider. Nur die Erinnerungen bleiben zurück. Die Erinnerungen an dich."Schmerzerfüllt schluchzte ich auf. Ich sah auf sein Grab und schüttelte leicht den Kopf, als wollte ich es nicht wahrhaben, dass er dort lag. Ganz langsam legte ich mein Kopf auf die feuchte Erde. Mit der Hand strich ich über das Grab. Meine Tränen fielen auf den feuchten Grund.
,,Obwohl du gestorben bist, bist du trotzdem der einzige der bei mir ist." Weder meine Mutter noch mein Vater. Nur du bist hier."
Ich schloss die Augen und verzog schmervoll das Gesicht. Ich rührte mich nicht von der Stelle. Ich lag einfach nur da.,,Fifi, steh auf", hörte ich plötzlich Aydens sanfte Stimme. Er hob mein Kopf von der Erde. Ich öffnete meine Augen und sah ihn mit nassen Augen an. Auch er sah betrübt aus. Er wischte mit seiner Hand über meine bedreckte Wange. Dann schnappte er sich mein Arm und tat das selbe mit dem Ärmel der Jacke. Er kniete sich zu mir hin. Seine Hände berührten meine Wange und er wischte mit seinen Daumen meine Tränen weg.
,,Alles gut, Faith. Alles gut", sprach er mir beruhigend zu.Ich sah ihn unter Tränen an, bis ich dann wieder losbrach.
,,Hey, shhh" Ayden schlang seine Arme um mich und strich mir über den Rücken.
,,Hör auf zu weinen, Fifi. Bitte."
Ich schluchzte und zog ihn mit meinen Armen noch fester an mich. Ich atmete sein Duft ein, das mich wirklich zum Teil beruhigte.Arm in Arm standen wir dort. Ayden strich mir immer wieder beruhigend auf den Rücken.
,,Bitte verlass mich auch nicht Ayden", schluchzte ich.
,,Ich bin immer bei dir. Zweifel nie daran."
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Strange life - until i met you
Novela JuvenilFaith. Von außen scheint sie eigentlich relativ normal. Doch von innen? Völlig zerstört, gebrochen und fertig mit dem Leben. Seit 5 Jahren versucht sie sich aufzurappeln und die Tatsache auszublenden, dass sie niemanden mehr hat. Und obwohl schon 5...