Inzwischen klingelte es schon zum zweiten Mal. Ich saß immernoch in der Cafeteria. Mit Absicht hatte ich darauf gewartet, dass alle Schüler erst mal verschwanden, bevor ich loslief, damit sie mich nicht störten. Immerhin hatte ich ja meine Krücken nicht mehr. Das heißt, ich musste jetzt ohne auskommen.
Ich stützte mich auf dem gesunden Bein ab und stand auf.
Sofort griff Ave nach mir.
,,Und wie willst du jetzt die nächsten drei Stockwerke hochlaufen, wenn ich fragen darf?"
,,Auf einem Bein", sagte ich, als wäre es das normalste auf der Welt. Ave seufzte auf.
,,Wie wäre es, wenn du hier einfach wartest und ich deine Krücken suche?"
Ich schüttelte den Kopf.
,,Ich hätte mich auch gewundert, wenn du okay gesagt hättest.", maulte Ave.Dann stellte sie sich auf meine linke Seite. Ich stützte mich bei ihr.
,,Dafür sind Freunde da", grinste ich. Ave schüttelte belustigt den Kopf. Dann machte sie einen kleinen Schritt und ich sprang. Was für ein Anblick das wohl von außen war.Es hatte wirklich 5 Minuten gedauert, bis wir den ersten Stock hinter uns hatten. Jetzt mussten wir den Flur überqueren, um die nächsten Treppen zu nehmen.
Einige Schüler standen noch auf dem Flur herum. Manche hatten schon mit dem Unterricht angefangen.,,Warte mal, Ave.", sprach ich. Ich zeigte ihr auf die Wand. Dort stützte ich mich ab. Das war anstrengend.
,,Wir müssen uns gar nicht bemühen, hochzugehen. Bis wir da oben angekommen sind, ist der Unterricht schon wahrscheinlich zu Ende. Und dann können wir die Treppen auch direkt wieder runter.", spottete ich.Plötzlich stand ein Junge vor uns.
,,Wenn du willst kann ich dich hochtragen", sagte er auf einmal.
Perplex sah ich ihn an.
,,Dir auch ein Hallo", sagte ich schließlich.
Der Junge kratzte sich am Nacken.
,,Und zu deinem Angebot. Nein Danke. Ich schaff das auch selber.", setzte ich hinzu.
Ave sah mich verständnislos an. ,,Chloe, du hast gerade eben selber gesagt, dass du nach Jahren erst wahrscheinlich oben ankommen wirst." Dann wandte sie sich an den Jungen. ,,Du kannst gerne anpacken."
Er nickte.,,Weyooo! Was!? Nichts da! Ich Lauf da selber hoch, anstatt mich von irgendwelchen fremden Typen hochtragen zu lassen.", rief ich.
Dann stützte ich mich auf Aves Schulter ab, die dann kopfschüttelnd wieder loslief.Als wir nach 15 Minuten endlich oben ankamen, klopfte wir an der Tür und betraten dann den Raum. Der Lehrer sah uns abwartend an. ,,Wo wart ihr? Der Unterricht hat schon lange begonnen."
Ich hielt mich an der Wand fest. ,,Wir wären hier auch früher angekommen, wenn ich meine Krücken gehabt hätte", konterte ich.
Der Lehrer sah mich verständnislos an.
,,Mr. Davis, Matthew hat ihr die Krücken weggenommen.", meldete sich plötzlich jemand aus der Klasse.Mr.Davis sah ihn an. Dann sah er zu mir. ,,Stimmt das"
Ich nickte langsam.
,,Das gibt's doch nicht", murmelte er.
,,Okay, setzt euch hin. Ich werde das erledigen.", meinte er. Dann verschwand er aus dem Zimmer. Ich rieb mir über die Stirn. Die Kopfschmerzen fingen wieder an.Ich nahm Ave meine Tasche ab. In dem Moment ertönte eine Stimme durch die Lautsprecher. ,,Matthew Brown auf der Stelle zum Rektor."
Ich hob die Augenbrauen. ,,Das kann ja was werden", murmelte ich.5 Minuten später ging die Tür auf und Matthew erschien mit Mr. Davis im Raum. Und zwar mit meinen Krücken. Schelmisch sah ich ihn an. Er sah mich kalt an. Dann streckte er mir die Krücken hin. Ich entriss sie ihm. Dann verschwand er direkt und knallte die Tür hinter sich zu.
■
Ich lief zusammen mit den anderen Schülern Richtung Ausgang. Ave und ich hatten die letzten Stunden verschiedene Fächer gehabt. Ich würde unten auf sie warten.,,Chloe!", hallte es auf einmal durch den Flur. Ich hielt es nicht einmal für nötig, mich bei der grässlichen Stimme umzudrehen. Stattdessen lief ich weiter. Und ich hoffte einfach, dass er mich nicht auf den Treppen erwischte. Er würde mich wahrscheinlich noch die Treppen runter schubsen.
Das gute an den Krücken war, dass mir jeder Platz machte. Das heißt, ich kam schneller voran.
,,Chloe!",brüllte er wieder.
Ich verdrehte die Augen. Als ob ich mich jetzt umdrehen und anhalten würde.
Ich überwand die letzte Stufe. Dann lief ich auf die Eingangstür zu.
Eine Schülerin vor mir öffnete sie und ließ mich direkt raus. Dankend nickte ich ihr zu.Sobald ich draußen stand griff jemand nach meinem Arm.
,,Ayden?", fragte ich verdutzt.
Er zog mich an die Wand, damit ich nicht im Weg stand. Genau in dem Moment lief Matthew aus dem Gebäude.
Sein Blick fiel erst auf mich, dann auf Ayden, der ihn inzwischen auch bemerkt hatte.Ich merkte, wie er seine Hand ballte.
,,Was will er von dir?", hörte ich Ayden fragen.
,,Was weiß ich.", log ich.
Ein letztes Mal sah mich mein Ex wütend an.
Dann setzte er eilig sein Weg fort.
Ich blickte zu Ayden.
,,Warum bist du jetzt schon wieder gekommen?"
Er sah mich an. Er stützte eine Hand neben mir ab. ,,Du wirst mir jetzt erstmal die Frage beantworten, wo du heute morgen warst. Ich komm ins Penthouse. Ich such dich in allen verdammten Ecken und ich hab dich nicht gefunden. Wo warst du?"Ich schaute ihn uninteressiert an. ,,Ich bin früher aufgestanden, damit ich den früheren Bus bekomme und schnell verschwinde, bevor du nochmal auf die Idee kommst, mich zur Schule zu bringen."
Ayden seufzte laut auf. ,,Wie anstrengend kannst du noch werden?"
Ich zuckte mit den Schultern. ,,Solange du mich dazu zwingst, werde ich nicht aufhören damit. Und wenn du nicht auf mich hörst werde ich auch nicht auf dich hören."
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Strange life - until i met you
Novela JuvenilFaith. Von außen scheint sie eigentlich relativ normal. Doch von innen? Völlig zerstört, gebrochen und fertig mit dem Leben. Seit 5 Jahren versucht sie sich aufzurappeln und die Tatsache auszublenden, dass sie niemanden mehr hat. Und obwohl schon 5...