Kapitel 21

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Am Ende der Stunde konnte Julia und ich unsere Abgaben an Herr Heyne überreichen. In etwa einer Woche sollten wir ein Referat halten. Auch neu, als wir an diese Schule kamen. Jeder wird in den kommenden Wochen dran sein und Julia und ich waren eine Woche später an der Reihe.

Julia verließ danach sofort das Klassenzimmer und zeigte mir, dass ich mitkommen sollte. Ich lachte damals leicht und folgte ihr.
J: Ich will in der Pausenhalle nicht zwischen den großen Schülern sitzen. Und außerdem muss ich Hannes keinen Moment länger sehen."
Ich ging damals neben ihr die Flure bis zur Pausenhalle entlang. Wir beide wichen damals den großen Schülern aus. Hier in den Trakt waren zwar nur die Schüler bis zur 10. Klasse, die größeren waren in einem separaten Trakt, aber das hatte uns damals schon gereicht.
J: Komm."
Sie griff damals nach meiner Hand, ging die letzten Stufen runter, bis wir uns einen Platz suchten und uns setzten.
J: Was war jetzt in den Ferien bei dir los?"
C: Wir waren wieder in Rostock bei der Familie meiner Mutter, aber nur eine Woche. In der zweiten hatte unsere Papa unsere Hilfe gebraucht. Er wollte etwas aufnehmen und da hatten wir drei ihm geholfen."
J: Aufnehmen?"
Julia stützte damals ihren Kopf auf ihre Hände und schaute mich ruhig und gespannt an. Sie interessierte sich für das, was ich machte, beziehungsweise für das, was meine Familie ausmachte.
C: Mein Vater ist Musiker, oder Hobbymusiker, und nimmt auch ein paar Lieder auf. Da helfen wir ihn ab und an."
J: Das klingt süß..."

Ich schaute damals verlegen und etwas unsicher weg. Diese Arbeit, das Helfen bei solchen Aufnahmen, das machte damals einen erheblichen Teil meiner Kindheit und zum Teil auch Jungend aus. Unsere Eltern hatten uns drei recht musikalisch aufgezogen. Mama lernte und das Klavierspielen und bei unseren Vater mussten wir alle Akkordeonunterricht nehmen...daran denke ich nicht gerne zurück, das war echt der Horror. Heute fehlen mir solche Moment oft, als Kind weiß man sowas eben nicht zu schätzen.

Ich lächelte damals, schaute Julia an, die mich auch still anschaute.
C: Was hattest du gemacht Julia?"
Sie lachte etwas, da sie wohl nicht mehr ganz aufpasste. Julia meinte immer, dass sie viel für die Schule machte und daher oft am Tagträumen war. Glaube ich ihr das aber auch noch heute?
J: Wie immer haben wir unsere Familie in Bayern besucht Chris, nichts besonderes eben. Papa hatte angefangen unser Haus zu renovieren. Mama wollte ja lieber nochmal umziehe, aber sie haben sich jetzt dafür entschieden."
C: Ich finde es besser so. Stell dir vor, ihr würdet dann von hier wegziehen."
J: Das würde ich niemals mehr zulassen Chris."
Damals lachten wir beide, heute würde ich sie wohl verlegen und etwas unsicher anschauen. Wir waren noch Kinder und habe über sowas wohl nicht nachgedacht. All die Aussagen, Versprechen und Dinge, die wir uns versprochen hatten...

Julia und ich schauten uns in der Pausenhalle um, beobachteten die anderen Kinder, die hier liefen oder saßen. Die jüngeren spielten etwas, die älteren saßen an den Plätzen und haben sich unterhalten. Wir saßen an unseren Platz und wollten nur Zeit miteinander haben, die Ferien aufarbeiten und über das reden, was wir ohne den anderen erlebt hatten. Die fünfte Klasse war noch die Klasse, wo wir uns keine Sorgen machen mussten. Wir beide kamen im Unterricht mit, der Abschluss war noch Jahre entfernt und damals hatten wir noch keine Sorgen. Sorgen und Probleme, die sollten erst in den nächsten Jahren kommen, aber dazu jetzt noch nichts.

Es klingelte pünktlich zur Stunde, Englisch. Innerhalb der ersten Woche zeigte sich schon, dass Julia und ich unterschiedliche Stärken hatten. Sie war gut in den Naturwissenschaften, Biologie und Mathematik. Auch ich hatte keine Probleme in Mathematik, war aber eher an den Sprachen interessiert, also auch gut in Englisch. Dort hatten wir damals Herr Eckhort, etwas verpeilt, aber eigentlich ganz nett und ein guter Lehrer. Ich half Julia immer wieder, sie mir dafür in den Nawi Fächern. Der Unterricht damals überwiegend noch auch Deutsch, einzelne Sätze und Begriffe auf Englisch, wir lernten die Sprache damals noch kennen. Schule war damals noch viel kennenlernen, lernen, verstehen und ausprobieren. In der zweiten Pause sprachen Julia und ich über das Referat, was in der nächsten Woche anstand. Wir mussten und dafür noch treffen, aber die weiteren Aufgaben wollten wir schon weiter verteilen und aufteilen.

Meine Geschwister hatten schon länger Unterricht, das kam bei mir erst in höheren Klassen auf mich zu. Für Julia und mich war hier immer um 13 Uhr Schluss, wenn wir keine Nachmittagsangeboten angewählt haben, hatten wir damals nicht.
J: Also halten wir jetzt erstmal Freitag nach der Schule fest?"
An den Tag wollte Julia wieder mit zu mir kommen, damit wir die letzten Sachen klären könnten. Ich war damals selten bei ihr, heute weiß ich auch warum. Heute bekomme ich von ihren Eltern oft genug gezeigt und zu spüren, warum sie mich von ihnen ferngehalten hatte.
C: Ja, das klingt sehr gut. Ich frage Mama und Papa später und sage dir dann morgen Bescheid, ob das geht."
J: Sehr gut."
Julia winkte noch zum Abschied, sie konnte mit den Fahrrad zur Schule fahren, ich hatte eine lange Busfahrt vor mir.

Meine Eltern hatten nie etwas gegen ihren Besuch, so konnten wir damals das Referat zu Hause durchsprechen und durchplanen, sodass am Dienstag auch nichts passieren sollte. Jeder hatte seine Themen, sollte sich selbst Notizen dazu machen. Wir haben natürlich nicht nur das gemacht, sondern auch so Zeit zusammen verbracht. Am Abend aß sie wieder bei mir, bevor sie abgeholt wurde. Ein ruhiges Wochenende und eine ruhiger Montag in der Schule. Ruhe, bevor Probleme anfangen. Probleme, die wir wohl nie loswerden würden und die uns zu lange verfolgen sollten. Ich habe die Schulzeit gehasst und nur sie hat diese erträglich gemacht...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt