Kapitel 30

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Winter 1998, ich war in der Oberstufe und hatte das Abitur quasi begonnen...ich war zwar erst in der elften Klasse, aber ab jetzt wurde es ernster. Zur elften Klasse wurden neue Klassen gebildet, ich bin dadurch Hannes losgeworden, aber Julia und ich blieben in einer Klasse. Dazu hatte ich noch ein weiteres Fach angewählt: Französisch. Ich habe Sprachen schon immer geliebt und da Julia das auch angewählt hatte, schloss es sich nicht aus.

Es war Dezember, kurz bevor das Jahr 1999 begann. Ich war den ganzen Tag schon bei Julia, blieb dort auch über Nacht. Unsere Eltern sahen es damals beide entspannt, auch wenn wir ihnen immer wieder sagten, dass wir nur beste Freunde sind und sie nichts anderes darüber denken sollte. Der Kiesteich, wo Julia immer schon viel war, war für uns ein Zufluchtsort geworden. Wenn etwas passierte ist, einer von uns beiden reden musste, dann trafen wird uns dort. Wir beide waren 16 Jahre alt, Julia hatte in der neuen Klasse ihren damaligen Freund Ben kennengelernt. Er unternahm an den Tag etwas mit seinen Freunden und Julia war bei mir. Sie stellte mich nie hinter einen ihre Freunde, ich sie nie hinter eine meiner Freundinnen...das war vielleicht auch später in unserem Leben ein großes Problem...es brachte uns viele Probleme.

Ich war den ganzen Nachmittag, wo ich bei ihr war, schon unfassbar angespannt und nervös. Ich wusste an den Tag, dass ich mit ihr sprechen muss, dass ich ihr etwas sagen muss und ich drückte mich darum. Julia merkte das, wusste aber auch, dass, wenn ich nicht darüber reden will, dass ich dann nicht mit der Sprache rausrücken werde. So war ich schon immer.
J: Komm Chris."
Es war kurz nach Mitternacht, wir standen beide am See und schauten kurz in den Nachthimmel. Julia stand etwas weiter vor mir. Sie war den ganzen Tag schon glücklich, zufrieden, nur ich machte ihr etwas Sorgen und ich wusste, dass ich es sagen muss.
C: Julia..."
Sie drehte sich um, lächelte mich an und schaute mich gespielt ernst an. Julia kam zu mir und nahm damals meine beiden Hände, schaute zu mir rauf. Damals war ich einen halben Kopf schon größer als sie. Sie blieb eben klein.
J: Zieh die Stimmung hier nicht runter Chris. Ich freue mich, dass du den ganzen Tag bei mir warst und morgen noch sein wirst."
Ich nickte nur angespannt, da ich wieder nichts sagte.
J: Ich freue mich auf die Zeit, die jetzt noch kommt. Ab der 12. Klasse haben wir mehr zu tun. Aber das nächste Halbjahr, da müssen wir mal was zusammen unternehmen."
C: Ich werde da nicht in der Klasse sein Julia."

Sie stockte damals sofort, blieb still und senkte ihren Kopf zum Boden. Ich merkte, dass sie das schockte und dass ihre Stimme anfinge zu zittern.
J: Warum?"
Ich legte eine Hand unter ihren Kopf und richtete den wieder zu mir. Julia hatte Tränen in den Augen, wollte mich gar nicht anschauen und ich wollte sie so nicht sehen.
C: Ich gehe für ein halbes Jahr nach Frankreich. Ich wurde für einen Austausch zugelassen. Ich...konnte das nicht ablehnen. Wenn ich später etwas mit Sprachen machen will, brauche ich diesen Austausch...es tut mir so leid..."
Ich nahm sie fest in Arm und Julia legte ihre Arme eng um mich. Ich wollte sie damals nicht verletzen, ich wollte sie nicht sehen und ich wollte ihr sowas niemals im Leben antun.
C: Zum Halbjahr gehe ich nach Frankreich bis zu den Sommerferien. Ich komme danach ganz normal in die 12. Klasse..."
J: Ein...halbes Jahr..."
Ich merkte, dass sie weinte, ich konnte das auch hören. Ich drückte sie an mich ran und hielt sie bei mir, ließ sie in Ruhe, ließ sie wieder zur Ruhe kommen.

Ich hatte Julia noch nie in dieser Art weinen gesehen und ich kann mich auch heute nicht daran erinnern, dass sie es nochmal tat. Nicht mal, als sie sich von irgendeiner ihrer Freunde getrennt hatte. Das nahm sie immer gefasster auf als den Moment, wo ich ihr sagen musste, dass ich für ein halbes Jahr nach Frankreich gehe, sodass wir uns nicht mehr sehen können.

Julia löste irgendwann ihre Arme von mir und schaute mich an, wendete ihren Blick aber schnell wieder von mir ab.
C: Schau mich bitte an Julia..."
Sie wischte sich mit ihren Ärmel über die Augen und schaute mich an. Ihr fiel es sichtlich schwer, mich anzuschauen.
C: Ich werde immer für dich da sein, du kannst mich trotzdem noch anrufen und du wirst trotz allem meine beste Freundin bleiben. Ich...konnte es dir einfach nicht sagen, weil ich dich nicht verletzen wollte...ich wollte den Abend nicht ruinieren."
Sie lächelte leicht verlegen. Sie meinte immer, ich wäre zu gut zu ihr gewesen, bin das heute scheinbar oft auch noch.
C: Ich bin noch vier Wochen zu Hause und ich verspreche dir, dass ich jede freie Minute mit dir verbringen werde, wenn du das auch willst."
J: Natürlich Chris."
Sie nahm mich wieder in Arm, aber dieses Mal merkte ich, dass sie lächelte, dass sie nicht mehr weint, nicht mehr aufgewühlt ist. Das, was ich gesagt habe, konnte sie nicht vergessen und natürlich war sie noch immer traurig, aber wir stellten uns.
J: Ich freue mich ja für dich...aber ich werde dich vermissen."
C: Ich werde dich auch vermissen Julia."

Vier Wochen. Ihr Freund musste damals viel einstecken und sich nach hinten stellen lassen, da wir beide viel Zeit miteinander verbracht hatten. Der ist so oft an mich geraten, da er dachte, dass wir beide irgendwas am Laufen hätten. Julia musste ihn immer wieder vergewissern, dass wir nur Freunde sind. Am 31. Januar ging es für mich los. Julia war die Nacht bei mir, wir wollte uns nicht an den Tag voneinander verabschieden, ich sollte nicht gehen und ich wollte sie nicht zurücklassen. Ich musste nach Hannover, von dort ging mein Flug damals. Wir waren den letzten Moment in meinem Zimmer, ich hielt sie im Arm und wollte diesen Raum nicht verlassen.
C: Ich schreibe dir, versprochen Julia. Wenn ich wieder hier bin, dann...wir machen was zusammen."
J: Ich freue mich darauf Chris...pass bitte auf dich auf."
C: Werde ich machen Julia..."
Ich schaute sie an, sie weinte wieder etwas, ich wischte ihr die Tränen weg.
C: Ich werde dich vermissen Julia...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt