Kapitel 186

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Auch wenn es für eine Decke für meinen Geschmack eigentlich zu warm ist, trotzdem muss ich mich unbewusst gerade darüber freuen. Ich habe überhaupt nicht mitbekommen, wie anstrengend der Flug für mich scheinbar gewesen sein muss. Klar, das sind viele Stunden und mit Flugangst wird es nicht gerade besser, aber dass ich so extrem müde bin. Jedenfalls lege ich mich noch etwas bequemer hin und umklammere die Decke...

Warum halte ich bitte eine Decke fest? Sollte nicht eigentlich meine Frau hier neben mir liege? Julia lag doch bei mir, als ich eingeschlafen bin. Da bin ich mir auch absolut sicher. Als ich nun vorsichtig die Augen öffne, ist es unfassbar hell im Zimmer. Ein Wunder, dass ich hier überhaupt schlafen konnte. Ich schaue mich zuerst im Wohnzimmer um, was aber komplett leer ist. Kurzen ankommen in der realen Welt und dann setze ich mich auf, gehe mir kurz durchs Haar, reibe meine Augen und stehe im Anschluss auf.
C: Julia?"
Wie konnte sie überhaupt aufstehen, wenn ich sie im Arm gehalten hatte? Okay, ob ich das die ganze Zeit getan habe, kann ich jetzt auch nicht sagen, aber normal ist sie immer bei mir. Gut, sie war vermutlich ausgeschlafen und nicht so fertig wie ich jetzt hier. Die Tür zum Balkon ist auch geschlossen, dort wird sie nicht sein. Es kam auch keine Antwort von ihr, daher schaue ich mich eben in der Wohnung um. Das Badezimmer ist leer und auch im Schlafzimmer ist sie nicht. In den winzigen Arbeitszimmer liegt zwar ihre Tasche, aber es sieht nicht so aus, als hätte sie heute am Tisch gesessen. Zuletzt gehe ich in die Küche, da ich auch gerne und dringend etwas trinken will und muss. Nachdem ich mir ein Glas Wasser genommen hatte, fällt mir auf die Notiz auf dem Küchentisch auf. Selbstverständlich die Schrift von Julia, von dem hätte es auch sonst sein sollen?

Hey Chrissy, ich wollte dich vorhin nicht wecken, da du wirklich fertig (und recht süß) ausgesehen hast und den Schlaf wohl dringend brauchtest. Ich habe allerdings nichts in der Wohnung, da ich normal nach der Arbeit abends einkaufen gehe. Mach dir also keine Sorgen, ich sollte bald wieder hier sein. Du kannst dich gerne hier beschäftigen, oder geh etwas raus. Das Wetter ist ganz schön und nicht mehr zu warm für dich.

Ich muss leicht schmunzeln, als ich die Notiz gelesen haben, nehme mir im Anschluss einen Stift und drehe die Notiz um, damit ich selbst etwas auf die Rückseite schreiben kann. Sie meinte, es würde etwas dauern, bis sie wieder hier ist und um ehrlich zu sein, ich muss nicht länger allein in der Wohnung sein, wenn ich auch mal wieder etwas die Gegend hier mir anschauen und genießen kann. Lange würde und will ich nicht unterwegs bleiben, da ich den Abend schon gerne mit ihr zusammen verbringen will.

Hi Mäuschen, ich nehme es mal nicht als Beleidigung auf, dass du mich als „süß" beschrieben hast, aber danke dir. Ich habe den Schlaf wirklich gebraucht. Ich mache mich jetzt auf den Weg, gehe etwas raus, werde aber nicht zu lange weg sein.

Zuerst musste ich schauen, wo Julia meine Tasche mit meinen Sachen hingestellt hatte, da ich mich nochmal umziehen wollte, bevor ich mir die Schuhe anzog und den Schlüssel nahm, damit ich rausgehen kann. Ich Herford wäre es jetzt schon dunkel gewesen. Dazu wäre es deutlich kälter und definitiv wäre ich nicht nach ein paar Minuten Fußweg auf einer Einkaufsstraße, die am Strand verläuft. Da es nicht mehr derartig warm ist zu der Zeit, kann ich hier auch ganz angenehm langgehen. Ich gehe etwas trinken, setze mich einen Moment, damit ich aufs Meer schauen kann und vergesse etwas die Zeit, die Umstände zu Hause. Auch wenn es hier traumhaft schön ist, ich hätte es lieber, wäre Julia mit bei mir im kalten, grauen und regnerischen Herford. Dann müssten wir nicht alle Pläne über den Haufen schmeißen und ich hätte nicht die Probleme, die ich gerade eben habe. Aber ich weiß auch, dass ich es nicht ändern kann. Sie wird bis Februar oder März hierbleiben müssen und wenn für mich die Tour wieder beginnt, dann habe auch ich endlich wieder einen Alltag und etwas Ablenkung von all dem hier.

Ich schaue auf mein Handy, aber ich habe keine Nachricht bekomme. Also entweder ist sie selbst noch unterwegs, oder sie hat den Zettel gelesen und braucht mich gerade nicht zu Hause. Julia hatte mir oft schon gesagt, dass ich sie nur ablenke, wenn sie etwas für uns beide zubereitet und recht hat sie. Ich mache das aber auch zu gerne, weil es bei ihr so leicht ist. Sie könnte auch unterwegs sein, aber trotzdem mache ich mich auf den Weg zurück zur Wohnung. Julia kennt ganz andere Ecken und Straßen hier, die deutlich besser und interessanter sind als das, was hier offensichtlich für die Urlauber und Touristen ist. Da sie in den folgenden Tagen zu Hause sein wird, werden wir beide sowieso viel Zeit unterwegs verbringen, da wir uns in ihrer Wohnung kaum aufhalten. Auch bei meinem letzten Besuch schon nicht. Bei der Wohnung sehe ich auch schon den Leihwagen, den sie gerade fährt. Also ist sie auch wieder zu Hause. Ich kann reingehen und in die letzte Etage fahren, wo ich die letzte Tür noch aufschließen muss.
C: Hey Mäuschen!"
Schlechte Erinnerungen. Als ich damals nach dem Treffen mit meiner Familie in unsere Wohnung kam und sie ebenfalls so begrüßte, habe ich sie kurz darauf weinend auf dem Sofa gefunden, wo sie mir beichten musste, dass sie nach Afrika gehen muss.

Gedanken bei Seite schieben und weiter verdrängen. Sie bringen mir nichts Gutes und zwingen mich mit der Zeit nur in die Knie.
J: Hi Chrissy."
Der Moment ist vergessen, als sie wieder zu mir in den Flur kommt. Ich lächle etwas, wobei sie aber auch merkt, dass mit mir etwas ist. Warum können Gedanken nur so abscheulich sein, dass sie die gesamte Stimmung von einem beeinflussen?
J: Alles gut bei dir?"
Als Julia vor mir steht, muss ich wieder zu ihr runter schauen und versuche in den Moment nicht Mal meine Art zu verstellen oder ihr etwas vorzumachen. Meine arme hängen zuerst noch neben meinen Körper, bevor sie nach meinen beiden Händen greift, meine Aufmerksamkeit komplett zu sich zieht und mich auch zum leichten Lächeln bringt, als ich ihres zu sehen bekomme.
J: Ich habe mich ums Abendessen gekümmert und für uns beide heute Abend einen Wein besorgt. Ein angenehmer Abend mit deiner Ehefrau in ihrer vorrübergehenden Wohnung? Nur du und ich und etwas gemeinsame Zeit?"
Sie bringt mich zum verlegenden Lächeln, als sie das ausgesprochen hat, aber ebenfalls muss ich anfangen zu nicken. Als sich unsere Blicke wieder treffen, sehe ich auch ihr erleichtertes Lächeln. Danach gibt sie mir eine Kuss auf die Wange, was sie früher auch schon immer getan hatte, um mich aufzumuntern.
C: Ich könnte mir nichts besseres für den Abend vorstellen, als Zeit mir dir zu haben...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt