Kapitel 51

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Ich fuhr damals zu Chris und war mit den Gedanken überall. Ich wusste nicht so recht, was ich mit ihm gleich machen sollte, da ich in dieser Situation ja auch nie war. Was sage ich zu jemanden, der betrogen wurde? Was ist dort angebracht und was sollte ich eben nicht sagen? Und zudem saß ich im Wagen und dachte an meine Beziehung, die ich einige Minuten zuvor beendet hatte. An die Folgen dachte ich zu den Zeitpunkt noch nicht mal. Ich wollte dort nur zu Chris hin und für ihn da sein.

Ich hielt vor seinem Wohnblock auf den Platz, wo ich schon immer parkte. Ich hatte nichts dabei, schloss daher ab und lief ins Wohnhaus und danach rauf zu seiner Wohnung. Mit dem Schlüssel konnte ich die Tür aufschließen und schloss die hinter mir auch gleich.
J: Chris!"
Ich zog Schuhe oder Jacke noch nicht aus, sondern lief sofort ins Wohnzimmer. Chris stand vor seinem Regal mit dem Rücken zu mir.
J: Chris..."
Er drehte sich langsam zu mir um. Zuerst sah ich nur seinen verweinten Blick, bis ich runter auf seine Hände schaute und meine Hände vor meinem Mund schlug.
C: Ich habe das Bild zerschmissen..."
Seine Hände bluteten und zitterten auch stark. Auf dem Schrank hinter ihm lag das besagte Bild. Als ich mich halbwegs wieder gefasst habe, gehe ich zu ihm hin und schaue mir die Hände an.
J: Keine tiefen schnitte...das wird wieder verheilen...geh schon auf den Balkon, ich komme gleich nach."
Ich wusste, dass er im Badezimmer immer Sachen hatte, falls sich jemand verletzten würde. Chris war schon immer tollpatschig.

Ich nahm die Sachen und ging wieder zu ihm. Ich setze mich direkt vor ihm hin und kümmerte mich um seine Hände. Chris schaute mich die ganze Zeit an.
J: Wie hast du es rausgefunden?"
C: Sie war mit dem Mann im Bett. Da musste ich mir nicht viel bei denken."
J: Kanntest du ihn?"
Ich schaute ihn dann an. Es war eine seltsame Stimmung zwischen uns. Wir beide saßen auf seinen Balkon uns knapp gegenüber, ich verband seine Hände und wir beide schauten uns ununterbrochen an.
C: Ich kannte ihn nicht. Keine Ahnung, wer das war."
J: Sie ist echt eine..."
C: Nicht."
Er unterbrach mich, indem er meine Hand plötzlich nahm. Ich schaute starr darauf. Auf seine verletzte Hand, die meine dort hielt, damit ich nichts über diese Frau sagte.
C: Sie hat eine falsche Entscheidung getroffen und ja, ich hasse sie dafür auch, aber trotzdem ist und bleibt es eine Frau."
Ich wusste nicht, wie er so noch über sie reden kann. Aber heute weiß ich, dass er jede Frau mit Respekt behandelte und dass man niemals als ... etwas abwertendes bezeichnen sollte.

Ich fixierte noch den letzten Verband an seiner Hand und packte danach diese Sachen wieder zusammen. Ich merkte dabei Chris seltsame Blicke, schaute zu ihm.
C: Ich will nicht mehr in dieser Wohnung bleiben."
Chris hatte zuvor noch nie über einen Umzug nachgedacht. Er wollte immer in dieser Wohnung bleiben, aber jetzt wollte er umziehen.
J: Warum?"
C: In dieser Wohnung sind nur schlechte Erinnerungen...ich will hier raus."
J: Ich werde dir dabei helfen."
Das erste Mal, seit ich hier bin, lächelt er und richtet seinen Blick auch wieder zu mir. Auch ich konnte dann endlich wieder lächeln, als ich ihn so sah. Als ich die Sachen wegräumen wollte, legte er damals seine Arme um mich, zog mich zu sich auf den Platz, auf seine Beine, an sich ran, damit er mich umarmen konnte. Ich war zuerst etwas überrascht über diese Reaktion, aber dann legte ich meine noch um ihn.
C: Danke Julia und auch...tut mir leid...dass ich dir schon so viel abverlangt habe und immer noch abverlange."
Er ließ mich einen Moment los, sodass wir uns wieder anschauen konnten.
J: Ich würde alles für dich mach Chrissy...du bist mein bester Freund, vergiss das bitte nie."
C: Niemals Julia...danke..."
Ich nahm ihn nochmal in Arm, bevor er mich wieder runter ließ, sodass ich doch die Sachen wieder wegbringen konnte.

Zuerst kümmerten wir beide uns auch darum, dass wir das kaputte Bild und das Blut aufwischten und wegfegten. An den Tag wollte er sich noch nicht mit dem beschäftigen, was in Zukunft auf ihn zukommen wird. Er wollte erstmal das verarbeiten, was heute war. Ja, was heute war und was auch mich beeinträchtigte.
C: Ich gehe eben schnell duschen Maus, dann können wir bald essen gehen."
Ich nickte und lächelte, er erwiderte das und ging danach ins Badezimmer. Ich saß auf den Balkon und ließ mich in den Moment auch in meinen Stuhl fallen.
J: Was mache ich jetzt nur?"
Ich wollte Chris zu den Zeitpunkt nicht sagen, dass ich mich von Alex getrennt hatte und somit keine Wohnung hatte. Meinen Eltern konnte ich das auch nicht sagen, aber wo sollte ich jetzt bitte bleiben? Mir bleib nicht viel übrig und daher rief ich Kai an.
Kai: Hey Julia, alles gut bei dir?"
J: Nicht so wirklich..."
Kai: Was ist denn bitte passiert?"
Ich schaute nochmal nach, dass Chris auch wirklich weg ist und mich gerade nicht hören könnte. Das Wasser unter der Dusche lief, also hörte er mich nicht.
J: Ich habe mich von Alex getrennt und er hat mich aus der Wohnung geschmissen."
Kai: Gott Julia...wo bleibst du denn jetzt bitte?"
J: Darum rufe ich ja an...könnte ich ein paar Tage bei dir bleiben Kai?"
Kai: Aber natürlich. Ich bin heute Abend zu Hause, meine Schicht ist gleich vorbei, dann gehe ich die Sachen für dich kaufen. Ich biete dir sehr gerne mein Gästezimmer an."
J: Danke Kai...du rettest mich damit sehr."
Kai: Dafür nicht Julia. Ich weiß, dass du mir auch immer helfen würdest. Wir sehen uns heute Abend, du kennst ja meine Adresse."
J: Ja, danke nochmal Kai."

Ich spielte Chris gegenüber die heile Welt. Ich konnte es ihn zu den Zeitpunkt nicht sagen, da ich ihn auch nicht sagen konnte, warum ich mich getrennt habe...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt