Kapitel 177

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Als die Sendung vorbei war, haben wir noch kurz mit dem Moderator gesprochen, aber wir beiden wollten uns bald auf den Weg machen. Andreas wurde in der Kabine von seiner Frau angerufen, sodass ich mich vorzeitig bereits verabschiedete und mich auf den Weg zum Hotel machte. Ich würde dort schnell duschen gehen und morgen geht es dann auch wieder nach Haus, nach Herford.

Ich komme vom Duschen, da ist es gerade 19 Uhr. Ich hatte mir vom Service etwas zum Abendessen bestellt, das wurde mir auf den Tisch gestellt, sodass ich mir nur noch eine Sweatjacke überziehe, bevor ich mich setze. Als ich allerdings gerade anfangen will, klingelt mein Handy. Ein eigehender Anruf bei Facetime. Das wird Julia sein, die gerade wohl auch wieder zu Hause angekommen sein wird. Ich stelle das Handy gegen mein Glas, während ich den Anruf auch annehme.
C: Hallo Mäuschen. Bist heute aber früher zu Hause als sonst."
Ich erwarte eine Antwort oder zumindest eine Reaktion von ihr, aber die bekomme ich nicht. Sie schaut mich nur schweigend an, wobei sie meinen Blick auch immer wieder meidet, auf ihr Essen starrt.
C: Was ist los mit dir Julia? War etwas vorhin nicht so, wie du es hättest sagen sollen? Gab es Probleme mit dem, was du zum Projekt gesagt hast?"
J: Quasi gab es Probleme mit dem, was ich gesagt habe..."
Ihr Job war so lange das wichtigste in ihrem Leben, bis ich kam, und daher weiß ich, wie sehr ihr sowas nachhängen kann. Ich kenne das ja auch von mir und wie ich dann sein kann.
C: Die anderen haben doch keine Ahnung Maus. Sie sollen das erstmal machen. Sie werden das schon wieder vergessen Maus."
J: Ich weiß aber nicht, ob mein Ehemann mir verzeihen wird."

Julia soll etwas gesagt haben, was ich nicht wollte? Was sie nicht hätte sagen sollen, da es mich betrifft? Ich höre mit dem Essen auf und schaue wieder zu ihr, wobei ich auch gleich sehe, dass sie in ihrem Essen stochert.
C: Was sollst du denn gesagt haben, was deinen Ehemann nicht gefallen hat, sodass er dir vielleicht nicht verzeihen würde?"
J: Ich habe den Moderator berichtigt, sodass am Ende auch klar war, wer ich bin und er musste es dann auch noch aussprechen."
C: Aber doch nicht, weil ich es musste. Ich wollte es sagen Maus."
Endlich hört Julia auf damit, dass sie unsicher wegschaut und sich mit anderen Handlungen ablenkt oder von sich ablenkt. Sie schaut wieder zu mir hin.
C: Ich habe vorher über dich gesprochen. Was du machst, warum wir geheiratet haben und warum du gerade nicht da bist. Es war dann schon klar, dass du das bist. Und ich finde es nicht ansatzweise schlimm, dass ich es sagen musste, da ich unfassbar stolz darauf bin, was meine Ehefrau gerade in Südafrika, weit weg von der Heimat, leistet."
Jetzt schaut sie mich gerührt an, fängt an zu lächeln und wendet deswegen ihren Blick von mir wieder ab.
J: Ich bin es nicht gewohnt, dass mein Ehemann in der Öffentlichkeit steht und das sowas passieren kann...es tut mir leid."
C: Hör endlich auf dich für alles zu entschuldigen Julia."
J: Ist gut...tut mir leid."

Wir beide lachen, wir beide lassen uns in den Stuhl fallen und schauen uns über das Handy wieder an. Ich kann nachvollziehen, wovor sie Angst hatte. Ich spreche wenig über mein Privatleben, da ich nicht will, dass die Öffentlichkeit zu viel davon weiß. Aber bei ihr ist es etwas anderes, da man es sich denken konnte und außerdem werde ich mich niemals aktiv mit ihr präsentieren. Das ist der Unterschied. Mein Bruder wird auch mal mit seiner Frau und seinen Kids gesehen. Da kann man auch Mal meine Frau sehen. Es gibt für mich keinen Grund, warum ich diese Frau, die sich derartig für andere einsetzt, nicht zeigen sollte.

Wie fast jeden Abend essen wir gemeinsam und reden über den Tag, wobei wir ja wissen, was der andere zum Teil gemacht hat. Aber in den nächsten Tagen werde ich damit konfrontiert werden, dass ich viele Dinge für unsere Hochzeit absagen und verschieben muss. Bisher habe ich mich immer darum gedrückt, aber ich muss mich darum kümmern, da wir sonst auf den Kosten sitzenbleiben werden. Ansonsten planen wir, da ich jetzt ins Haus kann und die ersten Sachen können erledigt werden. Plan jetzt ist es, dass ich Anfang Dezember umziehen werde. Dann geht es raus aus unserer Wohnung und rein ins Haus von Familie Christian und Julia Reinelt.

Gegen 22 Uhr verabschieden wir uns voneinander, da Julia sich hinlegen will und auch ich merke, dass mir die letzten Tage etwas nachhängen. Morgen Abend würden wir wieder reden und dann können wir auch wieder zusammen kochen. Das wird wieder ein Spaß werden bei meinem Talent. Als wir dann aufgelegt haben, muss ich nur noch einmal kurz ins Badezimmer, damit ich mich danach ins Bett legen und schlafen kann. Am folgenden Tag geht es wieder nach Hause, nach Herford, wobei die Fahrt mit meinem Bruder wieder ganz besonders viel Spaß gemacht hat...ich war froh, als wir endlich in Herford waren.

Sicht Julia...

Ich sitze am Nachmittag in meinem Büro und schreibe mir gerade auf, was ich später vom Markt holen muss fürs Abendessen. Chris durfte heute entscheiden, was es geben soll. Als ich gerade die letzte Sache aufschreibe, wird meine Tür geöffnet und Frederic steht dort dann. Morgen geht es für ihn wieder zurück nach Hause.
Frederic: Dürfte ich dich kurz mitnehmen."
Ich lächle und nicke, da er in den letzten Tagen ab und an Mal mit mir einen Kaffee trinken gegangen ist. Ich greife daher nur noch nach meinem Schlüssel und stehe auf, damit ich zu ihm gehen kann. Als ich die Tür allerdings schließe und wieder nach vorne schaue, erstarre ich.
Professor Claasen: Frau Doktor Julia Reinelt..."

Ich schaue ihn nervös an, aber als ich merke, dass er seine sichere, boshafte und herabschauende Art verloren hat, werde ich misstrauisch. Dann aber sehe ich hinter dem Professor eine Frau stehen. Sie müsste zehn Jahre älter sein als ich, trägt eine Brille, hat graue, kurze Haare, aber immerhin lächelt sie mich an und kommt zu mir.
Professor Heinicke: Guten Tage Frau Doktor. Ich bin Professor Heinicke. Ich übernehme das Amt von Professor Claasen im nächsten Jahr bei der Organisation und bin deswegen mit hier, da ich einiges jetzt schon koordiniere. Wir wollten mit Ihnen sprechen, wenn Ihnen das gerade passt."
J: Natürlich, überhaupt kein Problem."
Sie lächelt mich an und zeigt, dass ich ihr folgen soll. Bei ihr habe ich nicht ein so schlechtes und unwohles Gefühl, wie es bei Professor Claasen damals der Fall war...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt