Kapitel 181

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Mein Büro sieht aus wie ein einziges Chaos, wo man nichts finden kann. Auf dem Tisch und auf dem Boden liegen Ordner, Akten und Unterlagen herum. Auf einigen dieser sind meine Fußabdrücke, da ich seit einiger Zeit hier bereits rumlaufe und verzweifelt suche. Das Büro meines Bruder sah eine Zeit auch so aus, aber da musste ich zwangsmäßig wieder aufräumen, da der mich ansonsten umbringen würde.

Ich weiß nicht, wie ich gerade aussehe oder wie ich auf andere wirke. Manch ein Arbeiter ist mit hier in der Halle entgegen gekommen, da ich eigentlich hergekommen bin, damit ich hier arbeiten kann, aber daraus wird nichts mehr. Als sie dann aber hochgekommen sind, damit sie nach mir suchen oder mich etwas fragen können, haben sie mich gesehen und sind gleich wieder gegangen. Ich sehe natürlich gestresst und genervt aus und meine Nerven liegen auch einfach blank. Dieser verdammte Ordner kann nicht weg sein! Es war mit das einzige, was nicht verschwinden durfte, was ich nicht verlieren sollte und ich verliere es! Wie kann man sowas überhaupt verlieren! Ich dachte, ich wäre nicht mehr derartig abgelenkt und vergesslich, aber scheinbar schon!
C: Das kann doch nicht sein!"
Ich schmeiße die Ordner, die ich gerade in der Hand hatte, auf den Boden, sodass dort auch wieder einige Blätter rausfallen und auf dem Boden verteilt liegenbleiben. Ich hingegen, hocke mich auf den Boden, da ich das Gefühl habe, dass er mir sonst gleich weggerissen wird, so aufgelöst wie ich gerade bin. Warum nimmt mich das wieder so mit, dass es mich an die Grenzen meiner Nerven bringt?
C: Ruhig durchatmen Christian..."
Ich lasse mich kurz darauf komplett auf den Boden fallen, stütze meinen Kopf in meine Hände und versuche wieder ruhig zu atmen, wo ich zuvor stark damit zu kämpfen hatte.

Ein Anruf auf meinem Handy geht ein. Das kann ich gerade gar nicht gebrauchen. Ich kann das aus meiner Hosentasche nehmen und draufschauen. Es ist Julia. Auch die kann ich gerade überhaupt nicht gebrauchen. Aber ich muss es ihr ja sagen. Ich muss ihr ja sagen, was ich mal wieder verloren haben. Außerdem will ich nicht, dass sie sich Sorgen machen muss. Nicht schon wieder. Ich nehme den Anruf an.
J: Hey Chrissy."
Bevor ich auch nur irgendwas von mir geben kann, bemerkt sie sogleich meine Aufgelöste Art und dass ich gerade sehr Panik schiebe.
J: Ist alles okay bei dir Chris? Sprich bitte mit mir. Wo bist du? Was ist los?"
C: Ich bin in der Halle...mir geht es nicht gut...es..."
Ich muss mich wirklich zusammenreißen, damit sie mich verstehen kann. Damit sie hören kann, was ich sagen will und damit ich überhaupt ein Wort rausbekomme. Mein Hals ist trocken, meine Sicht verschwimmt, da ich angefangen hatte zu weinen und mein Atem geht abgehackt und unregelmäßig.
J: Kannst du mir fünf Sachen sagen, die du siehst?"
C: Ich...habe keine Panikattacke Julia..."
J: Du klingst aber schon sehr danach Chris. Mach es bitte, für mich."

Allein, dass ich genervt ausatme, zeigt ihr schon, dass ich mich etwas mehr auf mich und weniger auf diese Situation konzentriere. Aber ihr zuliebe nenne ich diese fünf Dinge.
C: Ich sehe Ordner, Unterlagen, Tische, Monitore und Regale."
Mit dem Ärmel wische ich mir über die Augen, damit ich auch wieder klar sehen kann. Danach lehne ich mich gegen einen der Tische und atme erstmal durch.
J: Vier Dinge, die du anfassen kannst."
Okay...ich schaue mich im Raum wieder um, sehe mein Chaos, was ich angerichtet habe und schaue danach wieder um mich rum.
C: Papiere, meinen Pullover, mein Handy und meinen Ehering."
Julia hatte mittlerweile auch mitbekommen, dass ich diesen immer drehe oder auf und ab schiebe, wenn ich nervös bin oder von mir ablenken will. Ich sehe es als Vorteil an, da das nicht so auffällt auf der Bühne oder während einer Sendung ist und ich lenke mich ab. Aber sie muss etwas lachen, wohl auch gerade lächeln, als ich darüber rede, den anmerke.
J: Drei Dinge, die du hören kannst."
C: Die Arbeiter unten in er Halle, die etwas sägen. Die Musik von Andrea, die unten in ihrem Büro gerade arbeitet...und deine Stimme und Atmung."
Ich könnte schwören, dass Julia in den Moment verlegen wegschaut und allein dieser Gedanke bringt mich zum Lächeln und Lachen, sodass auch sie scheinbar wieder erleichtert ist. Ich lehne gegen dem Tisch und schaue mich im Chaos um, was ich gleich wieder beseitigen muss, bevor Andreas das sehen oder mitbekommen würde.
J: Was ist passiert Chris? Warum warst du derartig aufgelöst?"

Ich lasse meinen Kopf gegen den Tisch fallen, atme durch und schließe meine Augen, da es mir gar nicht gefällt, was ich getan habe oder eher, was passiert ist.
C: Der Ordner mit den Unterlagen für unsere Trauung ist von zu Hause verschwunden. Ich weiß nicht, wo der ist. Ich dachte, dass ich ihn zur Halle mitgenommen hatte oder dass Andreas ihn aus Versehen gegriffen hatte, als er was aus der Wohnung geholt hatte, aber er ist hier nirgends. Warum musste ich diese eine Sachen auch wieder verlieren und somit gefühlt alles wieder ruinieren!?"
Ich schlage meinen Kopf etwas zu stark gegen den Tisch, sodass ich selbst darauf eine Reaktion gebe und eine Hand an meinen Hinterkopf lege.
J: Atmen Chris, alles ist gut."
Bevor sowas nochmal passiert, und da mich das Chaos noch verrückter macht, stelle ich Julia auf laut, stehe auf und sammle die Sachen zusammen, die ich aufgewühlt habe.
J: Wie du es gesagt hast, einer von euch beiden wird es mitgenommen und irgendwo in der Halle einsortiert haben. Das findet sich wieder an Chris, mach dir da keine Sorgen. Wir haben noch genug Zeit dafür, da ist das keine Katastrophe."
Und das reißt mich nur noch weiter runter in meiner heutigen Verfassung. Mir ging es die letzten Tage schon nicht sonderlich gut, da ich immer wieder daran erinnert wurde, was mir fehlt und was nicht sein wird. Mein Zustand ist gleichbleibend und ich habe Angst, dass es wieder schlechter wird.

Julia muss das wohl auch bemerken, da sie einen Moment nachdenkt und ruhig ist.
J: Geh rüber zu deinem Bruder Chris, der wird dich etwas ablenken und weiß vielleicht genaueres. Das findet sich alles wieder an Chrissy, sicherlich."
Da das hier keinen Sinn hat und da ich ansonsten wieder durchdrehe, sollte ich noch weiter hier sein, stimme ich ihr zu. Während ich das Chaos beseitige, rede ich noch mit Julia, die mich von der Situation ablenkt, bevor ich das Telefonat beende und zu meinem Bruder rübergehe, der mir auch die Tür öffnet, als ich geklingelt habe.
A: Was kann ich für dich tun Bruder?"
C: Hast du den Ordner gesehen, wo die Sachen für die Trauung von Julia und mir sind?"
Ich gehe rein ins Haus und er scheint zu überlegen, wobei er aber sichtlich keine Ideen hat.
A: Tut mir leid, aber ich habe da nichts gesehen. Du siehst nicht sonderlich gut aus."
C: Die ganze Sache stresst mich und die Realisation, dass das dieses Jahr mit der Trauung sowieso nichts wird und dass ich mich daher nicht damit auseinandersetzen muss und es auch nicht mehr kann, belastet mich."
Als ich gerade meine Schuhe ausziehen will, greift er nach meinem Arm und hält mich davon ab. Ich schaue ihr verwirrt an, wohingegen mein Bruder leicht lächelt.
A: Sag sowas nicht. Es gibt immer Dinge, die man erledigen kann und damit du hier nicht derartig durch den Tag gehst, erledigen wir eine Sache davon. Ich ziehe mich nur schnell an und dann fahren wir nach Bielefeld...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt