Kapitel 187

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Wie Julia es zuvor noch gesagt hatte, sie hat für uns beide etwas zum Abendessen gemacht, sodass wir zuerst einmal auch in der Küche blieben. Ich habe in den Momenten, wo ich mit ihr zusammen esse, oft das Gefühl, dass sie sehr auf mich achtet. Allerdings bin ich daran ja auch selbst schuld, mehr oder weniger. Ich würde sie darauf niemals ansprechen, sie macht sich nur Sorgen und das weiß ich und verstehe ich auch.

Im Anschluss habe ich mich darum gekümmert, dass die Küche wieder ordentlich aussieht, da Julia noch duschen gehen wollte. In der Zeit, die ich danach noch hatte, habe ich mit meinem Bruder etwas telefoniert. In der Halle ist ein bisschen was los, da wir immerhin so gut wie in den letzten Vorbereitungen stecken, damit die Tour wieder losgehen kann. Andreas hatte mich deswegen darum gebeten den Plan nochmal zu visualisieren. Ich habe überhaupt nicht verstanden, wozu er das braucht, wozu wir das brauchen könnten, da wir alles digital in einem Planer haben, auf dem jeder Zugriff hat in der Firma. Sollte ich allerdings mit meinen Bruder darüber diskutieren, wenn er etwas als wichtig in der Halle ansieht? Definitiv nicht, da er immerhin für uns alle den Überblick behält, den ich zu oft verliere. Am nächsten Tag will ich mir am Nachmittag etwas Zeit dafür nehmen, da das höchstens eine Stunde dauern wird. Vielleicht hat Julia auch etwas zu tun, werde es ihr morgen sagen, sie wird nichts dagegen haben. Niemals würde sie ja wollen, dass sie Sache komplizierter wird, als es sein muss. Da ich danach immer noch etwas Zeit hatte, habe ich auf den winzigen Balkon alles für uns beide vorbereitet. Die schönste Sicht ist es nicht, immerhin schaut man nur auf die Einkaufsstraßen, aber immerhin hat sie einen. Für uns beide stelle ich Gläser bereit, die Falsche hole ich dabei auch schon und ich hoffe einfach mal, dass Julia bei dem Klima keine Decke braucht und haben will.

Ich lehne gerade am Geländer, als sie zu mir raus kommt und die Tür hinter sich zuzieht. Einen Moment schaue ich zu ihr nach hinten, lächle sanft, bevor ich wieder runterschaue. Julia kommt erst nach einen kurzen Augenblick mit zu mir, da sie mir dann auch eines der Gläser gefüllt vorhält, damit ich es annehmen kann.
J: Ich habe diese Abende vermisst Chrissy."
C: Ich auch Maus. Ich habe sie sehr vermisst und werde sie auch weiterhin noch etwas vermissen."
Ein schwaches Lächeln ist auf ihren Lippen zu sehen. Scheinbar ist es Julia auch nicht derartig egal, was gerade los ist in unserem Leben und sie zeigt es mir nur nicht derartig. Ihre Gefühle und Gedanken konnte sie nie gut verstecken. Sie war schon immer eine grauenhafte Lügnerin und konnte nie lange etwas für sich behalten in machen Augenblicken.
J: Wann geht es für dich wieder nach Hause Chrissy?"
C: Am kommenden Donnerstag. Eine Woche kann ich hier sein, mehr konnte ich nicht freischaufeln im Kalender."
J: Ich freue mich, dass du überhaupt nochmal kommen konntest. Es ist das letzte Mal, dass wir hier noch etwas zusammen unternehmen können."
Kurz darauf lege ich einen Arm um Julia, damit ich sie an mich ziehen kann, woraufhin sie ihren Blick zu mir richtet und bei mir ein leichtes Lächeln wieder sieht.
C: Zu Weihnachten werde ich nochmal kommen Maus, versprochen."
Sie lächelt und zeigt mir danach, dass wir den Abend genießen sollten und wollen, sodass wir dann den ersten Schluck aus dem Glas nehmen und uns nach kurzer Zeit setzen.

Wir beide verhalten uns hier, an den Abend, auch genauso wie an jeden andern Abend, den wir bereits zu Hause verbrachte hatten. Egal, ob wir zusammen oder einfach beste Freunde waren. Wir beide haben viel geredet und gelacht, die Zeit genossen und im Laufe des Abends eventuell etwas zu viel getrunken. Eventuell sollten wir beide dort mal überlegen, ob wir den Konsum von Alkohol verringern, auch wenn es nur ein Tag in der Woche bei uns ist. Aber diese Abende waren immer die schönsten, an die ich mich gerne zurückerinnere. An damals, als wir beide noch Mitte zwanzig waren. Als wir beide noch keinen Plan hatten, was aus uns werden würde. Als sie studiert hatte und ich kam gerade so über die Runden. An die Zeit, wo wir beide Anfang dreißig waren. Als ich durch Deutschland touren konnte und wo sie Oberärztin in Herford war. Und genauso gerne an heute, wo sie als meine Ehefrau in meinen Armen liegt, da ihr der Abend wirklich zusetzt.

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt