Kapitel 169

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Ich gehe den langen Weg am Strand entlang, neben mir sind einige kleine Läden oder Bars. Mittlerweile habe ich es mir angewöhnt, dass ich morgens immer joggen gehe. Ich habe mir eine Routine in den letzten zwei Wochen geschaffen, die ich auch jeden Tag so durchziehe, bis ich wieder zurück muss.

Am Morgen stehe ich mit Julia zusammen auf, damit wir auch gemeinsam frühstücken können. Um ehrlich zu sein, hatte Julia darauf bestanden, damit sie auch sicher gehen kann, dass ich nicht weiterhin nichts essen werde. Wenn sie zur Arbeit geht, checke ich schnell, ob es irgendwas zu Hause gibt und ob ich etwas für die Arbeit machen sollte. Nachdem das auch erledigt ist, ziehe ich mir meine Sportsachen an und verlasse die Wohnung auch, damit ich joggen gehen kann. Ich habe definitiv nicht mehr die gleiche Ausdauer wie zuvor und daran musste ich mich gewöhnen. Zwischendurch gehe ich daher immer wieder, schaue mir auch die Umgebung an und setze meine Runde dann weiter fort.

Ich bin fast auf den Weg nach Hause und gehe dem Weg am Strand entlang, da ich nochmal eine kurzen Pause brauche. Das Klima hier macht es nicht auch gerade viel leichter. Obwohl ich dachte, dass es hier fremd sein wird, mittlerweile fühle ich mich hier sehr wohl und wenn ich nicht müsste, könnte ich auch noch etwas länger hier bleiben. Ich werde definitiv nochmal wiederkommen, während Julia hier sein muss.

Ich weiß, dass ich bald wieder zu Hause sein sollte. Es ist etwa vier am Nachmittag und wenn ich zu Hause bin, will ich zuerst duschen gehen. Gehört auch wieder zur Routine. Als ich dann die letzten Straßen runterlaufe, bekomme ich einen Anruf auf mein Handy und nehme den auch an.
C: Hey Bruder, alles gut bei dir?"
A: Hallo Chris. Hier bei uns ist alles gut. Ich halte dich ja auch auf den laufenden, was in der Halle so los ist und hier gibt es nicht besonderes. Ich buche gerade das Hotel, was wir im Oktober in Leipzig brauchen."
C: Ich denke, dass du mich deswegen nicht anrufst, da ich sowieso keine Sonderwünsche stellen darf."
Wir beide müssen deswegen anfangen zu lachen und ich komme auch bei dem Wohnblock an, in der Julia ihre Wohnung hat. Ich schließe unten die Tür auf und gehe zum Fahrstuhl.
A: Ich wollte nur wissen, wie es dir geht. Ich weiß, dass du bei ihr bist und dass du es wohl eingesehen hast, nachdem du im Krankenhaus warst, aber..."
C: Es ist okay, dass du dir Sorgen machst Bruder."
Im Fahrstuhl drücke ich den Knopf für die vierte Etage, sodass sie die Tür danach schließt.
C: Mir geht es ganz gut. Ich habe hier wieder mit den Joggen angefangen. Morgens frühstücke ich immer mit Julia und im allgemeinen ist meine Verfassung langsam wieder etwas mehr wie zuvor. Es wird noch dauern, aber ich bin auf einem guten Weg."
A: Das freut mich zu hören Chris."

Der Fahrstuhl hält oben und ich gehe raus, gehe zur Wohnungstür, die ich anschließend aufschließe und hinter mir zufallen lasse. Ich weiß, dass Andreas sich Sorgen um mich macht und irgendwie bin ich ihn dafür dankbar, da ich so sehe, dass ich ihm nicht egal bin. Das würde ich niemals denken...aber immerhin merke ich auch so, dass jemand für mich da ist und hinter mir steht, der auch bei mir in der Nähe ist und nicht in Südafrika.
A: Was hast du jetzt heute noch vor?"
C: Ich gehe gleich duschen und will mich danach ums Abendessen kümmern, da Julia gegen 19 Uhr zu Hause sein wird. Was der Abend bringt, weiß ich nicht. Vermutlich gehen wir nochmal weg."
A: Das klingt sehr gut Bruder. Ich halte dich mal nicht weiter auf. Wir können in den nächsten Tagen nochmal reden."
C: Auf jeden Fall Bruder. In einer Woche bin ich auch wieder zu Hause und dann bin ich wieder für alles und jeden da."
An meiner Stimme kann er erkennen, dass es mir gut geht und dass ich den Tag dieses Mal nicht verfluche, wo ich hier weg muss. Ja, ich werde sie vermissen, aber ich freue mich dann umso mehr auf den Tag, wo ich sie wieder bei mir haben werde.

Andreas und ich beenden das Gespräch und ich gehe danach ins Schlafzimmer, damit ich mir neue Sachen raussuchen kann. Mein Handy lege ich vorher noch ins Wohnzimmer, sehe, dass ich keine Nachricht habe und gehe danach ins Badezimmer, ziehe hinter mir die Tür zu. Meine alten Klamotten lege ich nach und nach auf den Boden, bevor ich die Dusche anstelle und kurz darauf unters Wasser gehe. Das hier ist überhaupt nicht meine Klimazone, sodass mir das kalte Wasser wirklich gut tut.

Gerade als ich meine Haare wasche, das Lied im Radio halbwegs verfolge, wird die Tür aufgemacht, sodass ich mich selbstverständlich erschrecke und dahin schaue.
C: Gott Julia! Erschreck mich nicht so."
Ich beruhige mich, während das kalte Wasser weiterhin über mich läuft. Julia schaut mich schweigend an und ich glaube, dass ich das erste Mal nachvollziehen kann, warum sie sich bei meinen Blicken ab und an versteckt oder verlegen wegschaut. Ich meine...nichts, was sie nicht bereits gesehen hätte, aber kann sie das lassen? Oder...
C: Willst du mich weiterhin nur so seltsam anschauen, oder mit zu mir kommen?"
Zuerst liegt ihr Blick noch auf mir, bevor sie leicht lachen muss, ins Zimmer kommt und hinter sich die Tür schließt. Während sie allmählich ihre Klamotten zu meinen legt, stelle ich das Wasser etwas wärmer, da ich meine Frau kenne und ich weiß noch immer nicht wie, aber auch hier kann ihr kalt sein. Als sie ihr letztes Kleidungsstück mit abgelegt hat, kommt Julia mit zu mir und bleibt vor mir stehen. Zuerst gehe ich mit meinen Händen vorsichtig durch ihr Haar, bevor diese auf ihren Rücken liegen, damit ich sie an mich ziehen kann. Gerade, als Julia ihre Hände hinter meinen Kopf packt, lege ich meine Lippen auf ihre, küsse sie vorsichtig und muss währenddessen auch anfangen zu lächeln, wie auch sie selbst. Ich spüre in dieser Zeit, die wir gemeinsam beim Duschen verbringe, ihre Haut auf meiner, ihre Küsse, die sie auf meinen Körper verteilt und ich genauso auf ihrem, und auch ihre Hände, die durch mein Haar, über meinen Rücken oder meine Brust gehen. Es ist ein intimer, ruhiger und unfassbar schöner Moment zwischen uns beiden, den wir beide wohl auch sehr genießen.

Als wir beide uns abgetrocknet haben und wieder dabei sind unsere Sachen anzuziehen, wird mir von Julia mein Shirt abgenommen, weswegen ich etwas lachen muss.
C: Was soll ich dann bitte tragen Maus?"
Den Bund meiner Jogginghose ziehe ich gerade zu, als sie wieder zu mir kommt und ihre Arme um meinen Nacken legt, zu mir rauf schaut.
J: Nichts Chrissy...das macht so manch einer hier."
C: Ja, die haben auch den Körper dafür."
J: Und genauso du. Ich schaue meinen Ehemann immer gerne an."
Danach küsse sie mich, wobei ich meine Augen schließe und diese auch geschlossen lasse, nachdem Julia mich dort stehen lässt. Ich bin ihr Ehemann, aber so von ihr genannt zu werden, scheint mir oft noch so surreal. Wir sind sowieso nur zu Hause, mir ist noch immer warm, sie hat gewonnen. Meine Ehefrau wird schon wissen, was sie will...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt