Kapitel 76

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Andreas aus dem Weg gehen, Alina dazu noch ignoriere, aber mit beidem wieder auf der Bühne stehen müssen und so tun, als wäre alles perfekt und in Ordnung. Den restlichen Samstag und den anstehenden Sonntag habe ich irgendwie auch überlebt. Vor allem am Sonntag habe ich alles und jeden ignoriert, war eine lange Zeit an meinem Handy und habe mit Julia geschrieben, den Montag geplant. Ich bin überrascht, dass Andreas nicht wieder mit mir diskutiert hat, dass ich mir den Tag nicht nehmen könnte...vielleicht bin ich ihm gerade deswegen auch aus dem Weg gegangen.

Am Montag räume ich ein paar Sachen in meiner Wohnung auf, wasche die Sachen, die ich mit auf Tour hatte und versuche allgemein etwas Routine hier zu bekommen. Gegen Mittag muss ich zum Einkaufen fahren und dann muss ich auch wieder auf die Zeit achten. Immerhin muss ich um 16 Uhr wieder bei Julia sein, aber meine übliche Verspätung ist sie auch schon gewohnt. Würde ich pünktlich kommen, würde sie sich wundern.

Zur rechten Zeit fahre ich los, komme wie immer knappe fünf Minuten zu spät bei ihrem Wohnblock von Julia an. Ich parke auf dem Platz, auf dem ich jeden Montag halte, steige aus, schließe ab und gehe danach in den Wohnblock. Während ich die Treppe hochlaufe, krame ich in der Jackentasche nach meinem Schlüssel. Julia und ich haben heute noch immer einen Schlüssel für die jeweils andere Wohnung. Für Notfälle, falls jemand den Schlüssel vergisst oder einfach, wenn wir uns treffen. Bei ihrer Wohnung schließe ich die Tür auf und lasse sie hinter mir ins Schloss fallen.
J: Chris!?"
C: Hat noch jemand einen Schlüssel für deine Wohnung?!"
Während ich meine Schuhe gerade ausziehe, kommt Julia lachend von der Dachterrasse rein und zu mir in den Flur. Als ich sie sehe, muss ich lächeln und stelle mich auch wieder ordentlich hin. Meine Jacke kann ich dazu auch noch aufhängen, danach nehme ich Julia in Arm.
J: So pünktlich wie immer."
Ich muss schmunzeln, lasse sie wieder los und schaue sie an.
C: Ich gebe mir Mühe, aber ich musste heute ja auch noch ein paar Dinge erledigen, die ich in den nächsten Tagen nicht schaffen würde."
J: Du weißt, dass du mir auch immer sagen könntest, wenn du keine Zeit hast."
C: Für dich habe ich immer Zeit Maus. Ich würde sie mir immer nehmen."

Julia lächelt verlegen und zeigt mir, dass ich ihr nachgehen soll. Einen Moment schaue ich ihr noch nach. Dass ich heute eigentlich auch kein verdientes „Frei" habe, will und kann ich ihr nicht sagen. Sie muss das auch nicht wissen. Ich gehe ihr schnell nach, komme mit auf die Dachterrasse und sehe sie dort schon sitzen. Kurz darauf nehme ich neben ihr Platz, wo sie mir gleich eine Tasse Kaffee gibt.
C: Danke Maus. Wie war die Arbeit in den letzten Tagen?"
J: Stressig."
Ich muss etwas lachen, Julia danach auch. Auch wenn sie mir immer wieder sagt, was sie alles machen muss, was bei ihr alles ansteht, ich verstehe davon nicht immer alles.
J: Das Übliche eben Chrissy. Dazu sitzen ich gerade viel im Büro, lese Unterlagen und Forschungen, nebenbei immer zum Dienst gerufen werden und die geplanten Termine durchführen. Mit Patienten sprechen, Aufklärungen noch durchgehen, wirklich im OP stehen und die Nachsorge."
C: Ich würde das niemals machen können...da habe ich den entspannteren Beruf."
J: Und das was du machst, würde ich niemals machen können. Ich könnte niemals auf einer Bühne stehen Chrissy und das alles koordinieren, was ihr dort macht."
Ja, wir beide führen unterschiedliche Leben, aber machen beide auch genau das, was wir immer machen wollten.

Ein Tag, wo ich das, was war, vergessen konnte und wo ich dem, was mir vorgehalten wird, näher bin als an einen der anderen Tage. Jeglichen Moment, den ich bei ihr sein kann, liebe ich wirklich sehr. Ich kämpfe nicht ohne Grund immer für diesen einen Tag...Andreas habe ich es sagen müssen...sie ist für mich das, was seine Ehefrau für ihn ist. Diesen einen Tag darf und soll er mir daher niemals nehmen. Vielleicht sollte ich das alles aber nicht so machen, wenn es mich sowieso am Ende nur verletzen wird.

Abends kochten wir beide etwas zusammen in ihrer Küche. Bei mir machen wir sowas seltener, was aber auch daran liegt, dass ich eine deutlich kleinere Wohnung habe als Julia. Wir aßen beide drinnen und redeten über den weiteren Abend. Ich würde die Nacht, wie wir es besprochen hatten, auch bei Julia bleiben. Als wir nämlich mit dem Essen fertig waren, räumten wir kurz ab und gingen wieder raus auf die Dachterrasse, tranken zusammen wieder Wein. Wir redeten, lachten und genossen zusammen die Zeit.

Als es später wurde, wir beide werden langsam müde, legt sich Julia etwas näher an mich ran, ihren Kopf dazu noch an meine Schulter, sodass ich noch meine Arme um sie lege.
C: Wollen wir schlafen gehen Mäuschen? Es ist schon spät geworden."
J: Wenn ich heute Nacht bei dir bleiben darf?"
Julia schaut zu mir rauf. Sie schaut mich mit ihren typischen niedlichen und unschuldigen Blick an, bei dem ich sowieso niemals „nein" sagen könnte. Leicht verlegen lache ich und streiche ihr noch kurz das Haar aus dem Gesicht.
C: Sehr gerne Maus."
Julia lächelt zufrieden, kuschelt sich etwas mehr an mich ran, schaut wieder von mir weg.
J: Wann musst du morgen denn wieder los Chrissy?"
C: Am Nachmittag muss ich in der Halle sein, aber ich kann gleich von hier aus zur Halle fahren. Mach dir darüber keine Sorgen Mäuschen."
Zuletzt sehe ich noch ihren verlegenen Blick, danach gehen wir aber auch rein, wollen uns schlafen legen.

Ich war zuerst im Badezimmer und während Julia sich fertig macht, ziehe ich mir wieder eine Jogginghose und ein Shirt anziehe und setze mich danach schon aufs Sofa. Am Handy checke ich noch die Nachrichten, ignoriere die von Andreas und lege das Handy weg, als Julia aus dem Badezimmer kommt und zu mir geht. Ich schaue sie die ganze Zeit an, bin froh, dass sie noch ein paar Dinge erledigt und meine Blicke daher nicht sieht. Ich habe ihr falsche Dinge vermittelt, ich habe mir irgendwas mit den Frauen von damals einreden wollen, aber eigentlich war und ist es hoffnungslos, da ich schon immer fand, dass sie eine wunderschöne Frau ist...aber so habe ich mich wohl kaum verhalten.
J: Du verschwindest morgen auch nicht einfach so Chrissy?"
Julia legte sich danach zu mir und schaute mich nochmal an. Während sie auf meine Antwort wartet, lege ich meine Arme noch um sie, sodass sie sich an mich anlegen kann.
C: Niemals Mäuschen."
Sie lächelt, ich gebe ihr noch einen Kuss aufs Haar, danach legen wir uns schlafen. Sie in meine Armen...ich mit meiner besten Freundin in den Armen...mehr nicht...niemals...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt